Es dauerte nicht lange, bis Gabe genug davon hatte, dass wir schweigend in Büchern blätterten und im Internet nach Informationen suchten. Er verzog sich zuerst in sein Schafzimmer, aber da die Tür immer noch fehlte und ich es hören konnte, als er seinen Boxsack anstieß, beschlagnahmte er mein Zimmer. Vielleicht legte er sich schlafen. Vielleicht nicht.
„So." Tony drückte den Laptop zu und schob ihn zur Seite. „Ab sofort bekommst du jedes Mal, wenn du im Internet bist, Werbung zu irgendeinem Spiel namens Ankh und den offiziellen Spiegel-Online-Newsletter. Ach, und du bist einem Ankh-Segelclub beigetreten. Die drei Stunden Recherche haben sich gelohnt."
„Tut mir leid." Ich klappte das Traumpsychologiebuch zu, das mir meine Tante aus Oberbayern geschenkt hatte. Sie dachte immer noch, dass ich Psychologie studierte. „Willst du was essen? Ich glaube, wir haben noch Schokoladeneis."
Tony lehnte sich auf dem Stuhl zurück und streckte sich.
„Eis klingt gut."
Ich holte die Packung aus dem Gefrierfach - sie war noch halbvoll - und beförderte das Eis in zwei Schüsseln. Tony beobachtete mich. Bloß nicht umdrehen. Ich stellte die Schüsseln auf den Tisch. Sie fielen mir entgegen aller Erwartungen nicht runter. Tony nahm den Löffel in die Hand und löffelte ihr Eis. Ich tat es ihr gleich, einige Sekunden lang war nur das leise Schaben von Metall auf Keramik zu hören.
„Gabe hat übrigens recht."
„Womit?"
Wenn Gabe Recht hatte, hieß das nie etwas Gutes. Tony zeigte mit ihrem Löffel auf mich.
„Du bist schüchtern."
„Bin ich nicht", sagte ich automatisch. Sie beugte sich über den Tisch zu mir. Ich starrte auf ihre Lippen.
„Warum hast du dann nicht noch mal versucht, mich zu küssen?"
„I-Ich..." Ich bekam keine Luft. Ihre Lippen waren so nah. „Ich dachte, du..."
„Wusste ich es doch." Sie grinste. Ich wollte nicht mehr warten. „Schüchtern."
„Ich bin nicht...-"
„Oh doch, das bist du." Sie beugte sich noch ein Stück weit vor, ihre Hand stieß gegen die Eisschüssel. „Gentlemen sind eine aussterbende Art, Tristan. Wie wäre es, wenn du dich...-"
Ich küsste sie.
Ich hielt ihr Gesicht fest, haltsuchend tastete sie nach der Tischkante. Der Löffel in der Schale klirrte. Sie öffnete die Lippen für mich und ich zog sie über den Tisch hinweg. Mein Löffel fiel zu Boden, ich versuchte ihn aufzufangen und ließ von Tony ab. Sie schob die Schüssel beiseite, bevor sie sie runter werfen konnte, und stemmte sich auf die Arme hoch. Sie lächelte amüsiert.
„Versuchst du, mich zu beeindru...-"
Ich zog sie auf meinen Schoß. Irgendetwas fiel auf den Boden, aber es war mir egal. Tony grub die Finger in mein T-Shirt, ich griff in ihre Haare und drückte ihre Lippen auf meine. Ich schob die Hände unter ihr Top, ihre Haut war warm und ich stellte mir vor, dass da ihr Tattoo sein musste. Ich folgte den Linien, die ich in Erinnerung hatte, und schob eine Hand in ihre Hose. Ihre Zunge umschlang meine, sie schmeckte nach Schokoladeneis. Tony tastete an meinem Bauch entlang, fand mein T-Shirt und zog es hoch, ihre Fingerspitzen waren kalt. Ich bekam eine Gänsehaut. Mit der Hand in ihrem Rücken zog ich sie noch näher, ihre Brüste drückten sich an mich. Sie biss mir in die Unterlippe, als sie es nicht schaffte, mir das T-Shirt abzustreifen, zog sie die Hände zurück und packte mich in den Haaren, ihre andere Hand zog an meinem Gürtel. Ich küsste ihren Hals und...
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Schlimmer Geht Immer - Tristan-Winter-Reihe I
Paranormal"Wirst du mich auslachen?" "Ich werde es versuchen." Zombies in der Gerichtsmedizin, Ghule in freier Wildbahn, Dämonen auf der Jagd nach Tattoos. Tristan fühlt sich, als wäre er in einen schlechten Horrorfilm geraten. Plötzlich muss er sich gemeinsa...