Kapitel 6

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Das Video beginnt wie ein Horrorfilm. Alles ist dunkel bis auf einen Stuhl, der von einer einsamen Lampe erleuchtet wird. Das Licht fällt von oben herab und bildet einen exakten Lichtkegel um den Stuhl herum. Der Stuhl selber ist Silber und aus Metall. Vor ihm steht eine Schüssel und als die Kamera draufhält erkenne ich Wasser darin. Mein Gehirn versucht diese Situation mit der Überschrift zusammen zu bringen.

Wasser, Metall und das Wort Folterung. Fehlt nur noch.

„Strom.“ Flüstere ich leise. Naomi nickt neben mir und ich sehe zu ihr. Sie selbst betrachtet den Fernseher mit einer Ruhe, als wäre ihr gleichgültig, was sie dort sieht. Als hätte sie es oft genug gesehen, so dass es sie nicht mehr affektiert.

Dann passiert ist: ein Mann zieht einen Körper auf den Stuhl. Sie wehrt sich, spuckt einem dieser Männer sogar ins Gesicht. Doch dafür bekommt sie nur Manschetten um die Handgelenke. Sie werden an der Stuhllehne angebunden, die Beine an den Stuhlbeinen und ihre Füße werden ins Wasser gestellt. Ein Mann tritt aus dem Schatten drum herum heraus und Naomi starrt ihm unverwandt in die Augen. Doch der Mann reagiert nicht, auch wenn ihr Blick selbst ein Krokodil vertrieben hätte. Er kippt eine kleine Packung und weiße Körner fallen heraus.

„Meersalz.“ Erklärt Naomi und beugt sich vor. Sie sitzt da wie es eigentlich Jungen tuen, die gerade Autorennen gucken: Der Blick interessiert, die Beine gespreizt und die Arme liegen auf den Oberschenkeln. Ihr Rücken ist gerade durchgestreckt und alles an ihr scheint fasziniert.

Jemand legt der Naomi im Fernseher ein schwarzes Halsband um, das an eine Maschine gebunden ist und legt jemand anders den Schalter um. Ihr Kopf fällt augenblicklich nach unten, als der Strom durch ihre Glieder zu gleiten beginnt. Durch das Salzwasser an ihren Füßen wird der Effekt nur noch verstärkt.

„Man sieht es nicht, aber sie hatten mir vorher die Klamotten nass gemacht.“ Erklärt sie. Ich mustere ihre „Klamotten“. Es ist eher ein Stück Sack, ein Fetzen, der ihren Oberkörper so gut es eben geht verdeckt. Ihre Beine sind nicht einmal eingekleidet, nein dieses Etwas von Kleidungstück, dass sie trägt ist um den Lendenbereich zerrissen.

Meine Gedanken springen im Dreieck als ich realisiere.

Sie haben sie nicht nur gefoltert, sondern auch vergewaltigt.

Bevor ich es verhindern kann, beugt sich mein Körper vor und mein gesamter Mageninhalt strömt auf den teuren Teppich. Naomi neben mir drückt eine Taste und das Video stoppt. Sie steht kurz auf, kommt aber schließlich mit einer Schüssel mit warmem Wasser wieder. Sie hält es mir unter den Mund und alles was noch nicht an der Luft war, kommt sofort hoch.

„Entschuldige.“ Sagt sie. „Ich hätte dich vorwarnen sollen.“

„Das ist grausam.“ Erkläre ich und nicke zum Fernseher. Sie nickt, aber lächelt tapfer.

„Sie haben das mehrmals gemacht und irgendwann auch eine Art Hungerspiele organisiert, wobei sie mich und jeweils eine Andere in einen Pool geschmissen haben. Die erste Runde war darüber, sich gegenseitig zu verprügeln.“

„Und die zweite?“ frage ich, weil ihre Stimme zum Ende hin immer unsicherer geworden ist.

„Darum, sich gegenseitig umzubringen.“ Erklärt sie und mustert mein Gesicht, während meine Gedanken immer noch Seilspringend in der Gegend auf und ab hüpfen.

„Sie hat niemanden umgebracht, Samantha.“ Sagt eine Stimme hinter mir. Ich kann meinen Blick nicht von Naomis lösen, nicht einmal um nach zu gucken, wer das da hinter mir ist.

„Zayn.“ Sagt Naomi, ohne weg zu sehen. „Ich hab dich schon gesehen. Aber das du mich das Video hast abspielen lassen, wundert mich.“

Zayn lacht tief und setzt sich neben mich. Erst jetzt gelingt es mir, weg zu sehen und so gleitet mein Blick zu Zayn.

Save the last Dance. ~ Zayn Malik u. Louis TomlinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt