Leben oder Sterben?

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  Louis Pov

Ich setzte mich an einen der Tische. Weit genug entfernt von Zayn und Ben, damit Letzterer mich nicht entdeckte, was nur dank den anderen Personen, die sich im Raum befanden, möglich war, und trotzdem noch nah genug um alles mit anzuhören.
Damals war ich naiv, hatte Ben jedes Wort, jedes Versprechen geglaubt und er ... er brach mir das Herz, riss mir den Boden unter den Füßen weg. Wochen lang sagte und zeigte er mir, wie wertlos ich war. Die Worte, die er voller Abscheu gesprochen hatte, hatte ich ihm geglaubt und tat es auch heute noch, egal wie oft man mir sagte, es sei nicht wahr.
Ich hatte Ben geliebt und vertraut. Wer konnte mir versichern, dass ich mich nicht noch einmal in einer Person so sehr täuschte? Niemand. Jeder Zeit könnte sich eine Person in meinem Leben dazu entscheiden, sich gegen mich zu stellen. Ich hatte keine Superkräfte um in Jemanden rein zu sehen und wirklich zu wissen, was er dachte oder fühlte. Jede einzelne Person konnte in Wahrheit nur mit mir spielen und ich merkte es bloß nicht.
Wenn du einmal in so einer Situation warst, ist es schwer Jemanden in dein Leben zu lassen und ihm dein volles Vertrauen zu schenken.
Ich würde ja sagen, dass Zayn es geschafft hatte, aber tief in mir, war eine Stimme, die sich fragte was ein so perfekter Mensch von Jemanden wie mir wollte. Ich vertraute und liebte Zayn, aber die Frage blieb. Warum liebte er ausgerechnet mich?
Keine Ahnung, ob es nun davon kam, dass ich von Ben bloß belogen wurde oder mir das mit Zayn einfach zu perfekt erschien um kein Traum zu sein. Es war eh zu spät, denn schon längst hatte ich mein Herz an Zayn verloren.
Mit Tränen in den Augen lauschte ich dem Gespräch zwischen Ben und Zayn. Egal ob es nun stimmte, was Ben sagte, oder nicht, nach alldem was passiert war, konnte ich ihm gegenüber einfach kein Mitgefühl empfinden. Ich konnte seine Tat nicht nachvollziehen oder sagen, dass ich genau so gehandelt hätte. Alles was ich ihm gegenüber empfand was Abscheu und Wut und doch stimmte ich ihm zu bei dem, was er früher über mich gesagt hatte.
Ich konnte seine Worte einfach nicht vergessen und solange ich dies nicht tat, würde ich auch behaupten, dass Zayn log, wenn er mir Komplimente machte.
Vor wenigen Stunden war ich noch der Meinung, Zayn hätte mich aus meinen Loch heraus geholt, doch das stimmte nicht. Denn kaum wich er auch nur für einen kurzen Moment von meiner Seite, fiel ich wieder zurück in das dunkle Loch.
Länger konnte ich mir das Gespräch der Beiden nicht anhören. Ich sprang auf und verließ den Speisesaal mit schneller Schritte. Aus dem Augenwinkel konnte ich noch sehen, dass sowohl Zayn, wie auch Ben mich ansahen. Kaum fiel die Tür hinter mir zu, fing ich an zu rennen. Immer wieder versicherte ich mich, dass Niemand mir folgte. Ich wollte jetzt einfach allein sein.
Mit tränenüberströmten Gesicht landete ich im Garten. Ein letztes Mal sah ich zurück, doch ich war noch immer allein. Draußen war es dunkel und kälter geworden, aber das war mir nur Recht.
Ich ging zu dem Baum, unter dem ich vor wenigen Tagen mit Harry gesessen hatte. Ohne weiter Zeit zu verschwenden turnte ich den Baum hoch. Bei meinem Glück würde ich wahrscheinlich runter fallen und mir irgend was brechen, doch zumindest der Aufstieg verlief ohne Zwischenfälle. Im Schutz der Blätter setzte ich mich auf einen dicken Ast und lehnte mich mit den Rücken gegen den Baumstamm. Von meinem Platz aus, konnte ich die Tür im Augen behalten, doch man sah mich nicht.
In der Stille der Nacht kamen mir Zayns Worte wieder in den Kopf. Er könnte von hier weg gehen, wenn er wollte, aber tat es nicht ... wegen mir. Einerseits freute ich mich riesig über diese Geste, doch nahm ich ihm dadurch nicht die Chance auf ein normales Leben? Würde er es eines Tages bereuen, wegen mir hier geblieben zu seien? Wenn ja, würde er mir dann Vorwürfe machen? Denn seien wir mal ehrlich, bis ich hier raus kam, konnte noch eine Ewigkeit vergehen ... es seiden ich würde es schaffen mein Leben zu beenden. Doch wollte ich das überhaupt noch?
Es gab immer mal wieder Moment, da konnte ich ehrlich sagen, dass ich mein Leben genoss, doch genau so gab es Moment, wo ich mir nichts sehnlicher wünschte als endlich zu sterben.
Sollte ich dem Leben eine Chance geben und das Risiko eingehen wieder verletzt zu werden von irgend jemanden oder lieber einen Schlussstrich ziehen und endlich meinen Frieden finden?
Die ganze Nacht grübelte ich oben auf dem Baum über diese Frage bis ich endlich eine Entscheidung traf.
Meinem Leben wollte ich keine Chance mehr geben, denn es war ein mieser Verräter. Doch Zayn sollte die Chance bekommen, mich vom Gegenteil zu überzeugen.
Total durchgefroren und am ganzen Körper zitternd turnte ich vom Baum und machte mich auf den Weg zu meinem Zimmer um alle Scherben, die ich versteckt hatte zu beseitigen.  

My little Psychopath [Zouis]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt