Klippen

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Louis Pov

Da der Termin früher beendet worden war, war meine Mutter noch nicht da, aber mir war es nur recht. Ich verließ das Gebäude und anschließend den Parkplatz. Ganz sicher würde ich mich jetzt nicht hinsetzten und wie ein braves Kind auf meine Mom warten. Ein Kind war ich schon lange nicht mehr. Und für die letzten Stunden meine Lebens lohnte es sich nicht brav zu werden, also ging ich zu Fuß. Würde Jemand fragen, ich würde behauptet ich sei auf den Nachhauseweg, aber in Wahrheit suchte ich nach einer Möglichkeit mein Leben zu beenden. 

Mal ganz ehrlich, es konnte doch nicht so schwer sein. Tausende von Menschen hatten es bereits vor mir geschafft und ich scheiterte daran. Wie blöd musste man eigentlich sein um nicht in der Lage zu sein sein Leben zu beenden?

Täglich starben irgend wo auf der Welt Menschen. Ob es nun wegen Altersschwäche war, einem Unfall, Krankheit oder gar Mord. Sie starben, obwohl viele von ihnen noch so viel vor hatten in ihrem Leben. Sie genossen ihr Leben, waren Glücklich, hatten vielleicht Familie und von einen Tag auf den Anderen war ihr Leben dann zu Ende. 

Hätte ich die Chance dazu, würde ich mit ihnen tauschen. Einen von diesem Menschen mein Leben schenken. Es wäre doch nur fair. Wir würden beide bekommen, was wir wollten. Die Person konnte weiter leben und ich endlich sterben. 

Tod klang so endgültig und genau das wollte ich. All das hier sollte enden. Ich wollte mich Nachts nicht mehr in den Schlaf weinen. Wollte nicht mehr zusammen geschlagen werden. Mir nicht länger anhören müssen, wie erbärmlich ich doch war, denn das wusste ich schon längst. Ich wollte kein weiteres mal in den Spiegel sehen und hassen was ich dort sah. 

Das Einzige was ich an mir jemals wirklich mochte, waren meine Augen, doch diese hatten schon vor langer Zeit den Glanz verloren. 

Völlig in meinen Gedanken versunken war ich durch die Gegend gelaufen. Selbst wenn ich es wollte, ich würde nicht nach Hause finden. Hatte mich komplett verlaufen. Aber es störte mich überhaupt nicht. Ich Gedanken ging ich alles noch mal durch. 

Der Abschiedsbrief lag schon seit meinem ersten Versuch unter meinem Kopfkissen. Mom hatte ihn damals überhaupt nicht bemerkt. Hoffentlich würde sie ihn dieses mal finden. 

Mein Testament lag gemeinsam mit dem Abschiedsbrief in einem Umschlagt. Viel hatte ich nicht zu vererben, aber das sollte wenigstens dort ankommen, wo ich es haben wollte.

Mein Tagebuch war auf dem alten Baum im Garten versteckt. Schon als kleiner Junge war ich immer auf den Baum geklettert und später war ich dort hingegangen um Tagebuch zu schreiben. Es war vielleicht untypisch ,dass ein Junge in meinem Alter Tagebuch schrieb, aber ich brauchte einfach eine Möglichkeit mir alles von der Seele zu reden. Zum Glück hatte ich mich für das Tagebuch entschieden. Hätte ich meiner Mutter alles erzählt, wäre ich schon viel eher beim Psychologen gelandet … vielleicht wäre ich sogar schon eingewiesen wurden. 

Ich blieb stehen und betrachtete meine Umgebung. Scheinbar hatte ich Ausnahmsweise auch mal Glück im Leben. Ganz in meiner Nähe, befand sich eine Klippe. Okay, ertrinken war nicht der schönste Art zu sterben, aber viele Möglichkeiten hatte ich hier draußen nicht.

Fest entschloss ging ich die letzten Meter bis zum Rand der Klippe und sah in die Tiefe. Gute zehn Meter unter mir befand sich das Meer. Wellen peitschten gegen die Felswand. Zu dieser Jahreszeit würde das Wasser  sicher eiskalt sein, aber da musste ich jetzt durch. 

Ich trat näher an den Rand, schloss die Augen und nahm meinen letzten Atemzug. 

 >>Hey!<<, rief eine Stimme hinter mir. Vor Schreck wäre ich beinah gefallen, aber das wollte ich nicht. Ich wollte es selber beenden indem ich sprang und nicht weil ich aus Versehen falle. >>Du hast nicht wirklich vor da runter zu springen, oder?<< Wütend drehte ich meinen Kopf in die Richtung aus der die Stimme kam. Ein Junge mit blonden Haaren, die am Ansatz jedoch braun waren, stand dort und sah mich Abschätzend an. Ich entschloss ihn zu ignorieren und sah wieder nach vorne. Ein zweites Mal atmete ich tief durch, dann ließ ich mich einfach nach vorne fallen. 

Für ein paar Sekunden befand ich mich im freien Fall. Ich drang durch die Wasseroberfläche und war von eisiger Kälte umgeben. Meine Lippen zierte ein zufriedenes Lächeln. 

Gleich wäre all das hier vorbei und ich endlich erlöst.

My little Psychopath [Zouis]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt