Tier im Zoo

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Louis Pov

Mein Kopf hob und senkte sich gleichmäßig, was mich im Halbschlaf einwenig irritierte. Vorsichtig schlug ich die Augen auf und wollte mich aufsetzen, doch wurde ich fest gehalten. 
Langsam fing mein Gehirn wieder an zu arbeiten und die Ereignisse vom vorherigen Tag fielen mir wieder ein. 
Ich drehte meinen Kopf so, dass ich nach oben in Zayns Gesicht sehen konnte. Dieser schlief jedoch noch, also kuschelte ich mich wieder enger in seine Arme und genoss einfach seine Nähe. Schon seit Jahren hatten ich mich nicht mehr so wohl gefühlt. 
Ich musste wieder eingeschlafen sein, denn als ich das nächste mal die Augen aufschlug, wurde die Tür gerade geschlossen. Verwundert runzelte ich die Stirn. 
 >>Morgen.<<, hauchte Zayn mir ins Ohr und küsste mich im Nacken.
 >>Wer war das eben?<<
 >>Einer der Ärzte. Wenn du dich fit genug fühlst, darfst du wieder zurück auf dein Zimmer.<<Begeistert nickte ich. 
 >>Was ist eigentlich mit dem Typen von gestern?<<, fragte ich, da ich keine Lust hatte bzw. Angst hatte ihm wieder über den Weg zu laufen. 
 >>Keine Sorge, der ist in die geschlossene Anstalt gekommen.<<, versicherte mir Zayn, während er aufstand. Ich blieb liegen. Wenn ich mich bewegen würde, würde ich sicher die Prellungen spüren und das wollte ich nicht. >>Wie wärst, wenn wir erst mal frühstücken gehen?<< Zustimmend nickte ich. >>Dafür müsstest du aber aufstehen.<<
 >>Ich weiß.<<
 >>Louis, was ist los?<<
 >>Nichts, das Bett ist nur so schön bequem.<<
 >>Bequem? Der Boden ist weicher als diese Matratze und das nennst du bequem?<<
 >>Ja.<<Abschätzend musterte Zayn mich. 
 >>Setzt dich mal auf.<<
 >>Warum denn?<< Er setzte sich auf die Bettkante und fing an mir durch die Haare zu streichen. 
 >>Tut dir irgend was weh?<<
 >>Vielleicht.<<
 >>Na komm, ich trag dich.<<
 >>Spinnst du? Ich bin doch viel zu schwer.<< Zayn schnaubte. 
 >>Louis, du bist doch nicht schwer. Ganz im Gegenteil. Du bist viel zu dünn.<< Bevor ich etwas erwidern konnte, hauchte er mir einen kurzen, unschuldigen Kuss auf die Lippen. >>Und jetzt wage es ja nicht mir zu widersprechen.<<Er stand wieder auf um mich ganz vorsichtig auf den Arm zu nehmen. Die Arme legte ich um seinen Hals, legte den Kopf an seine Schulter und kuschelte mich an seine Brust. 
Die ganze Strecke bis zum Speisesaal trug er mich. Als wir diesen betraten, ernteten wir einige verwirrte Gesichter, ob nun wegen meinem blauen Augen oder wegen der Tatsache, dass Zayn mich trug, konnte ich bei besten Willen nicht sagen. An dem Tisch, wo Harry bereits saß, setzte Zayn mich vorsichtig ab. 
 >>Was ist passiert?<<, wollte Harry wissen. Zayn setzte gerade zu einer Antwort an, als Ashton neben mir erschien und mich in eine Umarmung zog. 
 >>Ist alles okay? Ich hab gehört, was passiert ist.<< 
 >>Geht schon.<<, meinte ich. Er setzte sich, wobei er einen Arm um meine Schulter legte, was Zayn scheinbar überhaupt nicht gefiel. 
 >>Wirklich?<<, versicherte Ashton sich. 
 >>Ja, wirklich.<< 
 >>Lou?<<, meldete sich Zayn zu Wort. >>Was möchtest du auf deinem Brötchen?<< Amüsiert beobachtete Harry das Geschehen und um ehrlich zu sein, war ich ein wenig überfordert. 
 >>Nutella.<<, antwortete ich. Kurz sah ich mich im Raum um. Mit den meisten Personen hatte ich noch kein einziges Wort gewechselt. Okay, um genau zu sein, hab ich mal abgesehen von Ashton, Zayn und Harry mit noch keinen einzigen Patienten gesprochen. Lächelnd hielt Zayn mir das beschmierte Brötchen hin. >>Danke.<< Darauf hin küsste er mich kurz. Ashtons Griff um meiner Schulter wurde fester. 
Irgend wie hatte ich das Frühstück dann doch überstanden. Zayn hatte mich zu meinem Zimmer getragen und dort auf dem Bett abgelegt und zudeckt. Ohne zu zögern kam er zu mir unter die Decke gekrochen, als ich auf den Platz neben mir geklopft hatte.

Ich lief durch das große Gebäude. Die Meisten nannten es Schule, doch für mich war es die Hölle.  
 >>Hey, Tomlinson!<<, schrie eine mir nur zu bekannte Stimme. Ich drehte mich um. Ben kam auf mich zu gelaufen mit einem fiesen Grinsen im Gesicht. >>Tut mir leid, dass ich Samstag einfach abgehauen bin, nachdem du mich ran gelassen hast.<< Er kam näher und drückte mich mit dem Bauch gegen die Schließfächer. >>Obwohl lass mich überlegen ... es tut mir gar nicht leid. Du solltest dich glücklich schätzen, dass dich überhaupt irgend jemand anfässt. Am besten geh ich noch zum Arzt, nicht dass ich mir irgend was eingefangen hab. Bei so was wie dir kann man ja nie wissen. Warum gibt es dich überhaupt? Was hat die Menschheit gemacht, dass sie so was wie dich ertragen muss. Man ganz ehrlich du bist fett, deine Stimme ist viel zu hoch, du heulst ständig, deine Art ist einfach nervig, du bist hässlich und allgemein bist du zu nicht zu gebrauchen. Sehst ein, Niemand braucht dich hier und Niemand will dich. Es wäre für uns alle eine Erleichterung, wenn du weg wärst. Also sei doch so nett und tu uns den Gefallen.<< Mit diesen Worten ließ er mich los und ging.

Völlig aufgewühlt saß ich in meinem Bett. Tränen liefen mir übers Gesicht. Ich sprang aus meinem Bett und wollte einfach nur raus an die frischen Luft. 
Ich probierte die Tür zu öffnen, doch sie war abgeschlossen. Weinend zog ich immer wieder am Türgriff und hämmerte gegen die Tür, doch nichts passierte. Ich war gefangen ... wie ein Tier im Zoo. 
Niemand braucht dich Genau deswegen sperrte man mich hier ein. Dadurch musste Niemand meinen Anblick ertragen. 
Warum gibt es dich überhaupt? Ich wusste es nicht. Konnte mir nicht erklären, warum meine Mutter einen Sohn wie mich behielt und nicht abgab. 
Es wäre für uns alle eine Erleichterung, wenn du weg wärst. Stimmt, warum lebte ich überhaupt noch? 
Ich stolperte rüber zum Nachttisch, riss die oberste Schublade heraus und griff nach der Scherbe, die dort lag. Fest entschlossen lief ich ins Badezimmer, knallte hinter mir die Tür zu und ließ mich zu Boden fallen. Immer und immer wieder zog ich die Scherbe über meine Haut. Ein Schnitt nachdem anderen entstand und ich hörte nicht auf. Schon bald war alles voller Blut, doch ich hörte nicht auf. 
Weinend und am ganzen Körper zitternd lag ich in meinem eigenen Blut und wünschte mir nichts sehnlicher als endlich zu sterben.

My little Psychopath [Zouis]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt