Harrys PoV:
"Alles in Ordnung Kleiner ?"
Kleiner? Kleiner?Kleiner? Immer und immer wieder hallte das Wort in meinem Kopf wieder. Zayns Stimme verzerrte sich immer mehr zu einem betrunkenen Genuschel. Das Genuschel einer Stimme die ich nie vergessen würde, niemals.
"Na kleiner? Ganz alleine unterwegs?""Was geht es dich an?!"
Immer mehr rutschte ich in einem Strudel aus Bildern, aufkommenden Erinnerungen. Alles um mich verschwamm, immer weiter, immer mehr, bis sich die vertraute Cafeteria in eine Dunkle Straße am Rande eines Vorortes einer Kleinstadt verwandelt hatte.
Die Luft war kühl. Eigentlich war es ein bisschen zu kalt um ohne Jacke raus zu gehen, aber auf Joshs Party hätte ich die nur vergessen. Gierig zog ich die KÜHLE LUFT in meine Lungen. Das war ein großer Nachteil an den legendärsten Partys. Es waren zu viele Raucher und zu viel Alkohol da, die ganze Luft war schwer und der Sauerstoff verbraucht. Niall hatte ich gesagt, dass ich gehen würde, er machte sich sonst immer so schreckliche Sorgen. Als ob ich ein kleines Kind wäre.Ich war erst zwei Straßen von Joshs Haus entfernt als ich die Schritte zum ersten Mal hörte. Schwer, schleppend und ein wenig unregelmäßig, stapften sie auf dem dunklen Asphalt hinter mir. Der schnaufende Atem eines Mannes folgte den Schritten. Es dauerte nicht lang bis sich der Geruch von Alkohol in meine Nase gefressen hatte. Der Typ stank bestialisch danach und sollte erstens DUSCHEN und zweitens einen Entzug machen!
"Na kleiner? Ganz alleine unterwegs?"
Er nuschelte stark, doch trotzdem hatte seine Stimme etwas bedrohlich präsentes. Kräftig und lallend und kräftig lallend. Ich mochte ihn nicht, sollte er sich verpissen und im Straßengraben enden.
"Was geht es dich an?"
Fauchte ich scharf zurück. Der Mann hob abwehrend die Hände und ich schaute ihn zum ersten Mal richtig an. Sein HEMD war dreckig und nur halb in die Hose gesteckt. Eine zerschlissene Jeans hing an seinen Beinen hinab. Die Haare waren vollkommen zerzaust und sein Gesicht sah ehrlich gesagt ein wenig zerknautscht aus. Angewidert von dem penetranten Geruch rümpfte ich die Nase ein wenig und wollte weiter gehen. Doch etwas hielt mich zurück.
Eine große Hand krallte sich in den STOFF meines schwarzen Shirts und bohrte sich schmerzhaft in die Haut darunter.
"Hey!"
Fuhr ich ihn an. Was sollte der Scheiß? Die Angst vor Fremden hatte ich schon vor Jahren verloren. In so einem Kaff kennt jeder jeden und wen man nicht kennt, der ist einem egal oder man lernt ihn kennen. So etwas wie Verbrechen kannte dieser lahme Vorort gar nicht.
Ich versuchte die Hand abzuschütteln, doch schneller als ich gucken konnte, wurde ich in eine kleine Seitenstraße gezogen. Eine flackernde Straßenlaterne ließ die Nacht immer wieder kurz aufleuchten. Panisch sahen sich meine Augen nach einem Flucht weg um, aber es gab kein Entrinnen. Die WAND in meinem Rücken, rechts und links eine riesige Hand abgestützt und diesen Typen vor mir.
Flehend starrte ich ihn an. Dieses fiese besoffene Grinsen würde ich nie wieder vergessen können, nie wieder, und ich hatte es nicht vergessen. Sein schwitziger Körper presste meinen Strich von Gestallt an die harte WAND und ein leises Wimmern drang aus meiner Kehle. Man hörte immer wieder von diesen Vergewaltigungsopfern, die sich nicht an viel erinnerten, die das Gesicht des Täters vergaßen. Ich gehörte, leider, nicht zu ihnen.
Seine Pranke von Hand strich an meinem Körper auf und ab. Von meiner Hüfte, über meine Seite, bis hin zu meinem Gesicht. Ich zitterte am ganzen Körper und verfiel in eine Art Schockstarre, ich konnte keinen Finger rühren, ich vergaß alles, sogar meinen Namen. Da war nur ich, das unangenehme Gefühl des Körpers vor mir und dieses fiese Grinsen.
Mit einem plötzlichen Ruck drückte er mein Gesicht gegen die Hauswand und ich sah ihn nicht mehr. Eine einzelne Träne rann über meine Wange. Wieso? Wieso ich? Wieso jetzt? Wieso?
Der Druck verschwand von meinem Körper und ich sackte zusammen. Blieb einfach liegen. Ich wollte nur noch nach Hause, mich unter meiner Decke verkriechen und nie wieder heraus kommen. Das flackernde Licht der Straßenlaterne zuckte durch die Nacht und fiel schließlich ganz aus. Alles in mir brannte, absolut alles. Und so blieb ich eine ganze Weile liegen. Alleine, in der kälte, alleine in der Dunkelheit, da war nur der fast unerträgliche Schmerz und vereinzelte Schluchzer in einem Meer aus Tränen.
Die nächsten Tage zogen an mir vorbei. Ich wusste nicht genau wann oder wie ich in mein Bett gekommen war, aber ich war dort aufgewacht, oder eher daneben und immer noch mit diesem unerträglichen Schmerz, gefolgt von innerer Taubheit. Da waren nur noch ich, der Schmerz und die Tränen. Den ganzen Tag saß ich in meinem Zimmer und weinte. Fragte mich wieso und weinte weiter.
"Harry? Komm doch raus Schatz. Was ist den los?"
Meine Mum versuchte es schon wieder, alle Halbe Stunde klopfte sie an meine Tür und wiederholte diese drei Sätze. Nach zwei Wochen, in denen ich eigentlich fast nichts gegessen und nur Wasser getrunken hatte, entschied meine Mutter, dass ich depressiv war. Sie wollte mich zu einem Psychiater schicken. Ich weigerte mich.
Am nächsten Tag musste ich dafür wieder in die Schule gehen. Schule... Niall war an dem Tag nicht da, warum auch immer, denn eigentlich fehlte er nie. Ich war alleine. Alleine saß ich in dem fast leeren Bus und musste mich darauf konzentrieren zu atmen. In der Schule wurde es noch schlimmer. Schon als ich die Aula betrat roch ich den schweren Geruch nach Alkohol und Zigaretten. Nicht, dass er allgegenwärtig gewesen wäre, wir waren immer noch eine Schule, aber es war Montag und die hälfte der Leute hatten ihren Rausch noch nicht ausgeschlafen.
Ich riss die Augen auf. Nein! NEIN! Meine Knie sackten weg, mitten auf dem Flur sackte ich in mich zusammen, zog die Knie an mich und wiegte mich in und her. Wie ein Kleinkind. Tränen rannen über meine Wange und ich zitterte an Stellen von denen ich nicht wusste, dass man da zittern konnte.
"HARRY!"
Liam? War das Liam?
"Harry?!"
Es war Liam, ich war wach, ich war wieder da, ich, ich... Es ist schwer zu beschreiben, aber in diesem Moment war ich unglaublich glücklich nicht mehr in dieser Erinnerung gefangen zu sein. Es passierte viel zu oft. Viel zu oft war da dieses Grinsen und entschieden zu oft der Geruch. Es war einfach zu viel. Alles!
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My little Psychopath [Zouis]
Hayran KurguWas würdest du tun, wenn dein Glück dich im Stich lässt, du jeden Tag aufs neue gemobbt wirst, nur weil du schwul bist, ein Typ dich nur ins Bett kriegen will weil er eine Wette verloren hat und deine Mutter dich, wegen deinem Selbstmord versuch zum...