"Ist es echt so verwunderlich?"

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Lesenacht Teil 1

Lukas: Hä? Warum denn
           Nachsitzen?
Ich: Lange Geschichte...
Kannst du
Mathe gut?
Lukas: Kommt auf das Thema an...
ich war eigentlich ganz
gut in Mathe,
aber auch nicht in
jedem Thema.

Tatsächlich konnte er mir alles so gut erklären, dass ich nach gefühlten Stunden endlich das Mathebuch zuklappen konnte. »Danke Lukas, wirklich. Auch, wenn ich dich nicht persönlich kenne geschweige denn weiß, wie du aussiehst, habe ich dich wirklich ins Herz geschlossen. Das haben bisher nur zwei Leute geschafft und beide haben mich enttäuscht...« »Kein Problem, ich helfe dir gerne. Außerdem mag ich es, deine Stimme zu hören.« Ich lächle leicht. »Du bist mir auch sehr ans Herz gewachsen, Clara. Ich hab' dich lieb.« Mein Lächeln wird nun zu einem Grinsen. »Ich habe dich auch lieb, Lukas.«

Zum Glück ist heute Donnerstag und morgen kommt Mum wieder. Länger hätte ich es alleine glaube ich auch nicht ausgehalten. Ich konnte mich zwar immer mit Lukas unterhalten, aber dann mal außerhalb der Schule jemand anderen wirklich zu sehen, tut auch mal wieder gut, denke ich.

Am Abend bin ich früh schlafen gegangen, lag aber doch noch relativ lange wach, da ich Mum die Sache mit dem Nachsitzen noch erklären muss, wenn mein Direktor sie nicht schon davon in Kenntnis gesetzt hat. Am nächsten Morgen stehe ich auf, mache mich fertig und schließlich auf den Weg zur Schule. Na das wird ein lustiger Tag, wenn Anne heute wiederkommt. Entweder wird sie solange protestieren, bis die Lehrer es erlauben, dass sie oder ich weggesetzt werden, oder sie schafft es nicht und muss den Rest des Schuljahres neben mir sitzen. Und das zweite Halbjahr hat gerade erst angefangen. An der Schule werde ich nicht, wie gewohnt von Anne begrüßt, sondern sie geht stumpf an mir vorbei und stellt sich... zu Fynnja und ihren Freunden?! Geschockt und verwirrt gucke ich sie an, sie hingegen guckt leicht beschämt weg. Fassungslos lehne ich mich an die Wand gegenüber der Tür unseres Klassenraums und habe ausnahmsweise niemanden, mit dem ich reden kann.

Im Unterricht muss Anne tatsächlich neben mir sitzen bleiben, ignoriert mich dann aber, so weit es geht. In der kleinen Pause hole ich meinen Notizblock hervor und will still darin herummalen, als mir mein Stift weggenommen wird. Genervt guck ich hoch und zu Anne. »Gib' ihn mir wieder, Anne.« »Erst sagst du mir, wieso du mich jetzt ignorierst.« »Ich ignoriere dich nicht. Erstens, du ignorierst mich und zweitens habe ich dich gestern vor dem Direktor in Schutz genommen. Du hättest jetzt 3 Tage nachsitzen müssen, weil du so rumgeschrien hast. Nein, ich habe gesagt, dass ich so rumgeschrien habe und habe die volle Strafe dafür kassiert. Und weißt du, warum ich das gemacht habe? Weil du meine beste Freundin bist, oder es zumindest warst. Jetzt gibst du dich ja lieber mit Fynnja und ihren Freunden ab.« Anne scheint das erst realisieren zu müssen, weshalb ich ihr meinen Stift wieder wegnehme und mich meinem Buch widme. Anne sitzt immer noch da und bewegt sich nicht. »Was denn? Ist es echt so verwunderlich, dass ich mich für einen Menschen, der mir wichtig ist... war, eingesetzt und ihn in Schutz genommen habe?« Ich kann Anne schwer schlucken hören und dann klingelt es wieder.

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