Die Rache des Königs

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Es dauerte länger, als Sarah erwartet hatte, bis der Fuchs endlich eingeschlafen war. Er kauerte neben der Feuerstelle in sich zusammengesunken, den Degen aber noch fest umklammert. Sie musste schmunzeln, als sie sein leises Schnarchen hörte. Sie hatte ihnen den restlichen Tee eingegossen und ihm heimlich einen mehr als großzügigen Schluck des Schnapses darunter gemischt, den Hoggle ihnen da gelassen hatte; den scharfen Geschmack versuchte sie mit Unmengen an Zucker zu überdecken, und Sir Didymus hatte tatsächlich nichts bemerkt.

Eher noch hatte er den Tee mit Freuden geleert, hatte dann noch ein paar seiner tapferen Heldengeschichten zum Besten gegeben, Sarah gesagt, dass er sie liebte, und war dann eingenickt. Obwohl er friedlich vor sich hinschnarchte und sicher tief schlief, ging sie das Risiko, ihn zu wecken, nicht ein und schlich auf Zehenspitzen durch die niedrige Höhle. Sie fand einen kleinen Stoffbeutel, in den sie lediglich ein kleines Stück Brot und eine kleine Flasche Wasser packte; das schlechte Gewissen, ihren Freunden etwas wegzunehmen und für diese Zustände verantwortlich zu sein, plagte sie, doch sie schwor sich, ihnen zu helfen – doch das musste sie alleine tun. Es war schließlich ihre Schuld, dass sich das Labyrinth – der Untergrund – derart zum Schlechten gewandelt hatte, und sie musste es in Ordnung bringen. Noch hatte sie nicht die geringste Ahnung, wie sie es angehen sollte ...

Sie ist hier, allein ...

Nachdem sie das Nötigste gepackt hatte, öffnete sie die Tür vorsichtig und verzog das Gesicht, als das alte Holz laut knarrte. Sie hielt inne und blickte in Sir Didymus' Richtung, doch er schlummerte weiterhin. Sarah schluckte den Kloß, der sich in ihrem Hals gebildet hatte, und verließ die sichere Unterkunft; es tat ihr weh, dass sie ihre Freunde erneut verlassen musste, doch diesmal würde sie sie nicht vergessen. Sie hatte etwas wieder gut zu machen.

Niemand ist bei ihr; sagt es dem König, sagt es ihm.

Es konnte noch nicht spät sein, nachdem Hoggle sie erst geweckt hatte, dennoch herrschte in jenem Wald stetige Dunkelheit. Kaum ein Lichtstrahl drang durch die dicht stehenden Bäume, die hoch in den Himmel ragten; dadurch war es kühl, sodass Sarah sich weiter in die Decke einwickelte, die sie mitgenommen hatte. Sie konnte sich nur noch ungefähr an den Weg erinnern, den sie gemeinsam hierher gelaufen waren, und konnte nur hoffen, dass sie sich nicht verwirrte. Sie versuchte, sich anhand markanter Punkte zu orientieren, was jedoch kaum möglich war. Immer wieder hörte sie Krähen und wurde das Gefühl nicht los, dass sie beobachtet wurde.

Sarah wusste nicht, wie lange sie nun schon durch den Wald lief; die Höhle war längst aus ihrer Sichtweite verschwunden.

Solange sie sich durch diesen düsteren, sterbenden Wald bewegte, sah sie niemanden, und sie wusste nicht, ob es sie beunruhigen sollte oder nicht. Viele Bäume waren bereits verendet, ihre Stämme waren seltsam grau gefärbt und von wuchernden Pilzen bedeckt, die sie aufzufressen schienen.

Immer wieder entdeckte sie auf dem nassen Boden winzige Knochen, und immer wieder stieg ihr ein widerlich süßer, fauliger Geruch in die Nase. Was war nur aus dem lebendigen, voller Wunder steckenden Untergrund geworden, seit sie den König gestürzt hatte? Ihr wurde klar, dass sie niemals über derartige Konsequenzen nachgedacht hatte. Für sie war der Koboldkönig immer nur der Feind gewesen, der ihren Bruder gestohlen hatte, und den es zu besiegen galt. Dass er womöglich eine weit wichtigere Rolle für den Untergrund und das Labyrinth spielte, hinterfragte sie nie. Und vor allem: wie in aller Welt, hatte sie einfach alles vergessen – oder besser – verdrängen können? Gute zwölf Jahre waren seither vergangen. Ein Jahr, nachdem sie zurückgekehrt war und der normale Alltag weitergegangen war, war sie davon ausgegangen, sich alles nur eingebildet zu haben – kindliche Fantasie, wie sie blüht – und den letzten Rest davon hatte ihre Stiefmutter ihr gründlich ausgetrieben.

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