Trough dangers untold ... III

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Ein kurzer, scharfer Schmerz durchfuhr Sarah, als sie gegen das kalte Gestein mit scharfen Kanten stieß; mit halb offenem Mund starrte sie den Koboldkönig an, der immer noch lächelte und langsamen Schrittes immer näher auf sie zukam, und sie dabei nicht aus den Augen ließ.
In seinem schwarzen bodenlangen Mantel, der an den breiten Schultern mit Drachenschuppen und Dornen besetzt war, erinnerte er an einen Panther, der sein bedauerliches Opfer immer weiter einkreiste. Die Schatten betonten seine Züge, insbesondere die markanten Wangenknochen, und ließen die Musterungen um seine Augen dunkler wirken, doch selbige stachen mit ihrer ungewöhnlichen Färbung deutlich hervor. Seine Bewegungen waren lautlos und grazil, sodass sie begriff, dass er sie zuvor hören hatte lassen wollen, dass er sich näherte. Er war ihr nun so nah, dass sie erstmals den schweren Duft des Patcouli und Lavendels wahrnahm, den er offenbar verströmte. Sie hörte das leise Rascheln des Stoffes, als sich sein Arm hob.


Nein. Sarah holte mit einer schnellen Bewegung aus; sie wusste selbst nicht, was gerade über sie kam, doch es fühlte sich an, als würde sie in Flammen stehen. Sie stieß sich von dem Gestein ab und hieb mehrmals mit der Fackel nach dem Koboldkönig, um Abstand zu der Mauer zu gewinnen und ihn aufzuhalten. Für einen Beobachter mochte das Schauspiel wie ein wilder Tanz aussehen: er wich jedem ihrer Hiebe mehr als geschickt und so schnell aus, dass sie ihm kaum folgen konnte. Es war so, als wüsste er bereits im Vorhinein, wie Sarah als nächstes zuschlagen würde; das blonde Haar wirbelte durch die Luft, sein Körper verbog sich unnatürlich, während die schwere Fackel immer wieder auf ihn nieder sauste, während Sarah allmählich ins Schwitzen kam und spürte, wie ihre Kräfte sie verließen. Die Flamme zischte dabei und Rauchschwaden stiegen auf; Sarah fauchte, und spürte eine unsägliche Hitze in sich aufsteigen, als sie das leise, tiefe Lachen des Königs hörte, sodass sie noch einmal – und dieses Mal mit aller Kraft – noch einmal ausholte, die Bewegung jedoch nicht weiter ausführte.
Sie hielt die Fackel mit beiden Händen umklammert knapp über ihrem Kopf, und starrte inmitten des Gesichts mit dem überlegenen Lächeln, das sich langsam in ein unheimliches Grinsen wandelte, und erinnerte sich mit einem Mal wieder an die Abscheu, die sie dafür empfunden hatte; ein junges Mädchen, das sich allerhand Gefahren ausgesetzt hatte, nur um ihren kleinen Bruder zu retten, und ein König, der sich daraus ein unterhaltsames Spielchen gemacht hatte.


Der Hieb wurde abrupt beendet; seine Miene wurde plötzlich ernst. Das morsche Holz knackte leise unter dem Druck, den er darauf ausübte, als sich sein schwarzer Handschuh eisern darum schloss. Das Blatt begann sich zu wenden: er drängte Sarah mit unerwarteter Kraft, gegen die sie nicht ankam, schnellen Schrittes zurück an die Mauer. Sie stieß einen Laut der Überraschung aus und beobachtete, als dasselbe mit seinen Augen geschah, wie sie es bereits in ihrem Traum gesehen hatte. Mit einer Hand umklammerte sie immer noch die Fackel; mit einer unbedeutenden Nickbewegung seinerseits entriss sich ihre einzige Waffe ihr und fand sich von selbst wieder an ihrem angestammten Platz ein.
Unfähig, sich anderweitig zur Wehr zu setzen, musste sie passieren lassen; der Schmerz, der sie durchfuhr, als er ihre Handgelenke packte und unsanft gegen die scharfen Kanten der Mauer drückte, trieben ihr Tränen in die Augen. Er war ihr so nah wie noch nie zuvor, spürte seinen schnellen Atem auf ihrer Wange, die sie ihm zum Trotz zuwandte. Der schwere Duft benebelte allmählich ihre Sinne.
„Mutig", knurrte er leise, „und töricht, so wie damals – nur frage ich mich langsam, ob dahinter auch eine gewisse Dummheit steckt? Sieh mich an, Sarah." Nur widerwillig wandte sie sich wieder ihm zu. Seine Augen – hatte sie sich das nur eingebildet? Stechendes eisblau, und auf einer Seite eine unnatürlich geweitete Pupille. „Du solltest nicht mit meiner Geduld spielen, Sarah. Ich bin großzügig, denn - obwohl du es nicht verdient hast – gebe ich dir eine Chance, doch du nutzt sie nicht."
„Was hast du je getan, das großzügig gewesen wäre?", zischte Sarah aufgebracht, „du hast unschuldige Kinder gestohlen und zu deinen Untertanen gemacht; sie in Angst und Schrecken versetzt, und dafür haben sie dich gehasst. Dasselbe hättest du mit meinem Bruder getan, ich habe dich angefleht ihn mir zurück zu geben, doch du-" Sein Körper presste sich plötzlich gegen ihren, sodass sie nach Luft japste und reflexartig die Augen schloss; Haar strich kitzelnd über ihre Haut, als sich der Koboldkönig zu ihr hinab neigte. 

„Ich habe es auch schon deinem geliebten Hoggle gesagt, und ich werde es nicht noch einmal sagen: ihr tätet gut daran, mich nicht wütend zu machen", flüsterte er zu ihrer Überraschung völlig ruhig an ihrem Ohr, „ich habe das getan, was du dir gewünscht hast und nichts anderes, aber scheinbar willst du es einfach nicht begreifen ... deshalb habe ich ein kleines Geschenk für dich mitgebracht, Sarah." Der Schmerz und Druck an ihren Handgelenken ließen nach, stattdessen fühlte sie eine Hand in ihren Nacken gleiten, sodass sie irritiert blinzelte und im nächsten Augenblick erschrocken zusammenzuckte, als etwas ihre Lippen benetzte und einen Geschmack von Bitterkeit auf ihrer Zunge hinterließ; sie wollte sich los reißen, konnte sich jedoch nicht bewegen. „Was war das", stieß sie mühsam hervor, als sie der Schwindel zu ergreifen begann, „was hast du mir gegeben?" Der König hatte nun endgültig von ihr abgelassen, sodass Sarah sich verwirrt umsah und plötzlich meinte, Jareth doppelt zu sehen; er stand einfach nur da, während die junge Frau zu taumeln begann; ihre Sicht verschwamm und alles begann sich zu drehen, sodass sie hilflos zu Boden sank. Ihr Herz raste in ihrer Brust, doch sie benötigte ihre Arme, um sich zu stützen. Immer wieder erschien und verschwand der Koboldkönig vor ihren Augen. „Was ... war ...-?" Ihr Geist rebellierte noch dagegen, doch ihr Körper gab schließlich nach; mit einem leisen Seufzen ergab sie sich der Dunkelheit.

Sie nahm nicht mehr wahr, wie der kühle Handschuh sanft über ihre Wange strich. „Das Leben und Leiden des Labyrinths. Mein Blut ist die Essenz, Sarah." 

Dark SalvationWo Geschichten leben. Entdecke jetzt