Kapitel 17

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"Hey Jungs, wisst ihr wohin Damilo vorhin wollte?", frage ich im Wohnzimmer an die Vier gewandt. Drake und Tyler kenne ich bereits, die beiden anderen, die neben ihnen auf dem Sofa sitzen, allerdings nicht. Als sie mich hören, wenden sie ihren Blick vom Fernseher ab und schauen zu mir. Alle außer einer, der scheint kein Interesse an mir zu haben. Mir soll es recht sein, drei Gestaltwandler reichen auch.

"Der ist vermutlich wieder hinter seiner Gefährtin her.", murmelt ausgerechnet der, der nicht hochgeschaut hat. Für seinen Kommentar, erntet er sofort einen Stoß in die Rippen, von dem anderen Jungen, den ich nicht kenne. Er vom Aussehen her jünger als Tyler und Drake, aber dennoch wirkt er, als hätte er es Faustdick hinter den Ohren.

"Dann müsste er ja eigentlich genau hier sein.", erkläre ich und lehne mich mit der Schulter an dem Türrahmen an. Anscheinend hatte ich das Interesse des Jungens jetzt doch geweckt, denn nun schaut er zu mir und seine Nasenflügel bewegen sich, als würde er einen Geruch wittern wollen.

"Oh, sorry.", nuschelt er und seine Wangen färben sich leicht rot. Ich mache eine wegwerfende Handbewegung, um ihm zu zeigen, dass alles gut ist. Er schenkt mir ein unsicheres Lächeln und streicht sich seine hellblonden Haare aus dem Gesicht.

"Ich weiß zwar nicht was er machen wollte, aber ich höre gerade sein Auto kommen.", sagt Drake und deutet mit seinem Finger an sein Ohr. Kurz darauf höre ich, wie die Tür zufällt.

"Danke Drake.", lache ich und drehe mich wieder um, um zu Damilo zu gehen. Als er mich sieht, mustert er mich kurz, bevor er sich die Schuhe auszieht.

"Alles klar?", fragt er und legt seinen Autoschlüssel auf die Kommode.

"Sicher und bei dir?"

Er nickt nur. "Wie war es mit Leonard?"

"Gut, naja eigentlich eher ein bisschen verstörend. Wo warst du?"

Er zieht die Augenbrauen hoch und wirft mir einen nicht deutbaren Blick zu. "Wird das hier ein Verhör? Muss ich darauf aufpassen was ich sage?"

"Ich weiß nicht, musst du?", frage ich und langsam verwirrt mich unsere Unterhaltung.

Er lacht nur und schüttelt den Kopf. Dann nimmt er meine Hand und führt mich nach oben in sein Zimmer.

"Über was habt ihr geredet?"

"Über dies und das... Weißt du, er hat da was erwähnt."

"Und was?"

"Er meinte, dass er neben Damon auch noch deine Mutter roch. Kann das sein?"

Er stöhnt und sein Blick gleitet aus dem Fenster. "Ich dachte, ich hätte mir den Geruch eingebildet. Na ja, ich hatte es gewünscht."

"Aber vielleicht kommt sie um dich wieder zu sehen."

"Eher nicht. Dann hätte sie sich auch die letzten Jahre mal melden können. Ich bin lieber vorsichtig Skada."

Ohne nachzudenken, lege ich meine Hand auf seine Wange und drehe sein Gesicht mir zu. Etwas überrascht, lässt er es geschehen.

"Weißt du was? Ich glaube ich habe mich nie bedankt.", flüstere ich und er zieht die Augenbrauen zusammen.

"Wofür?"

"Dafür, dass du mich damals nach Hause gefahren hast.", hauche ich grinsend. Eigentlich ist Elias gefahren, aber egal.

Vorsichtig lege ich meine Lippen auf seine und lasse zu, dass er seine Hände um meinen Körper schlingt und mich noch dichter an sich zieht. Ich verstehe zwar immer noch nicht, wie diese Verbindung zwischen uns entstehen konnte, aber Fakt ist, sie ist deutlich zu spüren und ich werde wohl nie wieder in der Lage sein, diese Tatsache abzuschreiten.  

-Damilo-

Flashback

Ich stelle den Motor ab und steige vorsichtig aus dem Wagen. Sofort weht der Wind mir seinen Geruch ins Gesicht, ich weiß, dass er in der Nähe ist. Suchend drehe ich mich um meine eigene Achse um herauszufinden, in welcher Richtung sich der Ursprung des Geruches befindet.

"Mein Brüderlein. Spar dir die Mühe, meine Fährte aufzunehmen. Ich bin schon hier.", mit diesen Worten tritt mein Bruder zwischen den Bäumen hervor und hebt die Arme. Die Wunden, die ich ihm das letzte Mal, als wir uns begegnet sind, zufügte, sind längst verheilt. Dämliche Gene. Er hätte es verdient mehr zu leiden. So viel mehr.

"Wie geht es dir?", fragt er und sein dreckiges Grinsen steht im wie immer mitten im Gesicht. "Und deiner Gefährtin?" Ohne mein Zutun, entweicht mir ein tierisches Knurren und ich muss einen Moment meine Augen schließen, um die dunkle Farbe, die meine Iris zu füllen versucht, zurückzudrängen.

"Was willst du hier?"

"Vielleicht hatte ich ja Sehnsucht nach meinem Bruder. Was man von dir ja nicht behaupten kann."

"Ich habe dich die letzten Jahre nicht interessiert und als du Skada zu Nahe kamst, hast du deutlich gemacht, dass du nicht mit einem guten Willen kommst.", stelle ich fest und vergrabe meine Hände in den Taschen. Damon macht ein paar Schritte auf mich zu, allerdings trennen uns noch immer gute drei Meter.

"Ach das.", murmelt er und es scheint als würden seine Gedanken abschweifen.

"Ja, das.", bestätige ich ärgerlich.

"Das war doch nur spaß."

"Weder Skada noch ich fanden es witzig. Aber du bist doch nicht hier um dich an meiner Gefährtin zu vergreifen oder? Also raus mit der Sprache, was willst du?"

"Na schön, du willst die Wahrheit? Gut. Ich will einfach nicht mehr ohne Rudel sein. Ich komme mir dumm vor mit dir darüber zu reden. Aber ich brauche ein Rudel, zugegebener Maße, alleine, bin ich schwächer."

"Und das fällt dir nach, lass mich nachdenken.... nach über sechs Jahren auf?"

"Ja. Ich hatte Zeit nachzudenken und mir über einiges klar zu werden." 

"Du denkst doch nicht ernsthaft, dass ich dir das glaube oder? Für wie blöde hältst du mich eigentlich?"

"Damilo, ich meine das ernst. Aber ich werde jetzt nicht betteln. So hoffnungslos bin ich dann doch nicht."

"Wenn du es wirklich ernst meinst, hättest du es vielleicht anders angehen sollen und dich nicht an Skada vergreifen müssen."

"Ja zugegeben, dass war im Nachhinein ein bisschen unüberlegt."

"Unüberlegt? Ich kann dich nicht ernst nehmen und ich kann dir auch nicht glauben. Außerdem, selbst wenn du es jetzt ernst meinen würdest, könntest du es dir wieder anders überlegen und sowas machen wie damals. Ich werde das Risiko nicht eingehen."

"Du lässt mich also hängen? Deinen Bruder?"

"So wie du mich damals hängen lassen hast! Was hättest du gemacht, wenn du unseren Vater gestürzt hättest? Wie weit wärst du gegangen? Hättest du ihn getötet? Hättest du mich getötet, weil ich als erstgeborener sowieso irgendwann den Platz hätte einnehmen müssen? Du wusstest doch, dass du es nicht schaffen würdest Alpha zu werden, geschweige denn zu bleiben. Dennoch hast du es gewagt. Du hast mich damals verlassen und mir meine Mutter genommen."

Einen Moment schweigt er. "Ich kann mich also nicht auf dich verlassen?" Fragt er das wirklich? Trotz meines Gefühlsausbruches vor wenigen Sekunden?

"Ja, dass wollte ich dir gerade sagen. Und bevor ich es vergesse, sehe ich dich auf meinem Revier, oder in der Nähe von irgendwem in meinem Rudel, werde ich dich töten. Bruder hin oder her. Ich werde nicht einmal mit der Wimper zucken.", meine Stimme klingt fest und um meinen Worten nachdruck zu verleihen, lasse ich zu, dass die schwarze Farbe meine Iris bedeckt. Ruckartig drehe ich mich um und setzte mich zurück in mein Auto. Ich starte den Motor und verlasse die Lichtung. Meine Worte, habe ich so brutal ausgesprochen, sodass sie mich fast selbst überzeugt hätten, doch ich denke, es würde mir schwerer fallen ihn zu töten, als ich gesagt hatte.

Flashback Ende


So, da melde ich mich auch mal wieder :D Und ja, es ist wieder etwas kurz geraten, aber dafür kommt am Freitag vermutlich ein neues Kapitel. :)

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