Sofort umschließt mich die kalte Luft und ich atme tief ein. Diese Kellerluft war ja nicht zum aushalten... Die Tür knallt hinter uns zu, der Mann schubst mich von sich weg. Unsanft, versuche ich mich abzufangen und schaffe es, mit den Händen und nicht mit dem Gesicht auf dem feuchten Erdboden aufzukommen. Es scheint geregnet zu haben, neben mir glitzert eine Pfütze und auch sonst riecht es, als hätte es erst vor kurzen einen starken Niederschlag gegeben.
"Sorry, aber sonst wären wir nicht frei gekommen. Mach lieber das du weg kommst.", höre ich die Stimme des Mannes und erhebe mich wieder. Er dreht sich zum Wald und setzt sich in Bewegung und ich glaube ihn noch etwas nuscheln zu hören wie: "Hoffentlich reißen sie dich nicht mit in den Abgrund." Doch dann ist er auch schon verschwunden.
Hektisch wird mir klar, dass ich mich ja noch vor dem Haus befinde, also folgt eine Kurzschlussreaktion. Ich renne einfach los, renne als wäre der Tod hinter mir her, was ja auch im übertragenen Sinne fast stimmt. Ich weiß nicht in welche Richtung ich laufe, bei meinem Glück vermutlich in die Falsche, aber ich sollte schleunigst Land gewinnen.
Ich bin bestimmt schon eine halbe Stunde gelaufen, noch immer habe ich kein Zeitgefühl, jedoch wird es langsam dunkel. Ich sollte mir langsam mal eine Armbanduhr besorgen, und vielleicht ein Navi... Mein Blick schweift von einem Baum zum andern. Doch sie sehen alle gleich aus. Wo bin ich bloß? Oder eher, wo sollte ich lang? Über mir schreit ein Vogel und zieht seine Kriese. Der Himmel ist dunkel und die Wolken reihen sich immer enger werdend aneinander.
"Wehe, es fängt jetzt an zu re-", noch bevor ich meinen Gedanken zu ende sprechen kann, fallen mir die ersten Tropfen ins Gesicht. Na super. Obwohl, eigentlich wirklich gut, dann wird es für meine Verfolger schwieriger mich ausfindig zu machen oder? Hoffentlich.
Nach ein paar weiteren tiefen Atemzügen, mit denen ich versuche meine gereizte Lunge zu beruhigen, setze ich mich wieder in Bewegung. Irgendwann muss dieser Wald schließlich ein Ende haben.
Mittlerweile ist meine Kleidung vollkommen durchnässt und hängt schlaff an meinem Körper. Ähnlich wie meine Haare, welche mir in langen, tropfenden Strähnen ins Gesicht fallen. Meine Beine werden mit jedem Schritt, den ich vorwärts mache, schwächer und die Erschöpfung saugt langsam an meinem Körper, wie eine ausgehungerte Mücke an ihrem Wirt. Dennoch schleppe ich meinen Körper weiter vorwärts, immer weiter geradeaus.
Plötzlich höre ich einen Ast knacken, dann noch einen und noch einen. Es werden immer mehr und es wird immer lauter neben den brechenden Ästen, höre ich nun auch noch die Schritte dazu. Viel zu viele Schritte, es hört sich an, als würden sich Tonnen von Körpern durch den Wald kämpfen. Und diese Tonnen sind mir viel zu nah. Ich springe hinter einen Baum und drücke meinen Rücken gegen die nasse Rinde. Ich höre, wie die Schritte viel zu entschlossen, meine Richtung einschlagen und schon bald hebt sich ein angestrengtes Schnaufen von dem Geräuschpegel hervor.
Die Schritte verlangsamen sich und ich höre nur noch einen Körper, wie er sich bewegt, wild entschlossen sein Ziel zu erreichen. Und diese Entschlossenheit kommt mir bekannt vor. Auch die Wärme, die sich plötzlich in meinem Herzen ausbreitet, versichert mich in meiner Vermutung.
Mit Klopfenden Herzen löse ich mich von dem Baum und trete aus meinem Versteck, doch was ich dann sehe, verschlägt mir den Atem. Ich weiß nicht ob, ich erleichtert sein soll oder enttäuscht. Vielleicht von beidem etwas. Zwar hatte ich damit gerechnet, das dunkle Fell meines Gefährten zu sehen, doch stattdessen steht mir ein kleiner Wolf, der mir nur allzu bekannt vorkommt, gegenüber. Seine Ohren sind aufgerichtet und er beobachtet mich.
"Na kleiner? Lange nicht gesehen.", murmele ich und sinke am Baum herunter. Der kleine Wolf, der seit dem ich bei den Gestaltwandlern bin, immer wieder meinen Weg kreuzt, nähert sich mir langsam und schnüffelt vorsichtig an meiner Hand, die ich ihm entgegen strecke. Noch immer wirkt der Wolf auf mich schreckhaft und verängstigt, doch plötzlich bewegen sich seine Ohren etwas und er hebt die Nase in die Luft. Dann setzt er sich in Bewegung und ich schaue ihm hinterher. Bevor er zwischen den Bäumen verschwindet, wirft er noch einen Blick über seine Schulter und betrachtet mich erneut. Es ist als würde er auf mich warten. Sollte ich ihm folgen? Naja das wäre vielleicht besser als hier zu sitzen und hier zu warten. Seufzend stehe ich auf und folge ihm kurzentschlossen. Was habe ich schon zu verlieren?
Nach einer weiteren gefühlten Ewigkeit, laufe ich immer noch dem kleinem Wolf hinterher und versuche ihn nicht aus den Augen zu verlieren. Was allerdings nicht so einfach ist, da er nicht ansatzweise kaputt scheint und immer mal wieder vor läuft und sich dann wieder zurück fallen lässt. Jedoch achtet er immer darauf, dass mindestens vier Meter Abstand zwischen uns ist.
Zwar hat es aufgehört zu regnen, aber der Himmel ist jetzt so dunkel, dass es mir schwer fällt etwas zu sehen. Nur die wenigen Sterne am Himmel, sorgen dafür, dass ich wenigstens ein wenig sehen kann. Jedoch ist meine Auffassungsgabe wohl mit dem Tag verschwunden, denn erst als die dunkle Stimme ertönt, wird mir klar, dass der Wolf und ich nicht alleine sind. Suchend schaue ich mich um und forme meine Augen zu schlitzen. Ich erkenne den Mann, mit dem ich im Keller festsaß, zwischen den Bäumen. Seine Hände sind locker in seine Hosentaschen gesteckt und er schlendert auf mich zu.
"Was tust du denn noch hier? Ich dachte, du würdest den Wald verlassen sobald du frei wärst.", meint er und läuft neben mir her. Ich schnaube nur, um ihm zu zeigen, dass ich an keinem Gespräch interessiert bin.
"Ach ja dein Gefährte richtig? Du suchst ihn.", stellt er fest und schüttelt lachend den Kopf. "Mensch und Gestaltwandler, wie soll das denn gut gehen? Es treffen schließlich zwei völlig verschiedene Welten aufeinander.", murmelt er leise zu sich selbst, immer noch lächelnd.
"Hören Sie, ich kann gut auf ihre Begleitung verzichten. Ich habe nämlich keine Lust gleich wieder ein Messer an den Hals gedrückt zu bekommen.", knurre ich und beschleunige mein Tempo. Er hält allerdings mühelos mit und lässt sich nicht so leicht abschütteln.
"Genau genommen, sind wir nur durch mich frei gekommen.", erwidert er achselzuckend und ich verdrehe nur die Augen. Ja klar Männer und ihr Ego... Ganz genau genommen sind wir durch Damon rausgekommen, weil er mir das Messer gegeben hat. Außerdem gefällt mir der Gedanke nicht, dass der Mann neben mir, mich getötet hätte, sobald er es für nötig gehalten hätte. "Oh, du hast ja einen Particeps an deiner Seite. Interessant. Das erklärt einiges.", meint er, als er den kleinen Wolf vor uns entdeckt hat.
"Äh was?"
Wieder ein Lachen seinerseits. "Particeps, das ist lateinisch und bedeutet Begleiter."
Warum sagt man dann nicht einfach Begleiter?
"Und was erklärt das und was ist ein Begleiter?"
"Das wirst du schon noch erfahren, ich kann leider nicht weiter, ich bin schon viel zu weit in diesem Revier und das steht mir nicht zu. Außerdem rieche ich schon eine Gruppe, die die Grenzen überprüfen. Ich hoffe mal für dich, dass dies das Revier ist, indem dein Gefährte lebt."
Ja, das hoffe ich auch. "Skada, es hat mich gefreut dich kennenzulernen und das sage ich nicht oft zu einem Menschen." und mit diesen Worten verschwindet er zwischen den Bäumen und hat die Richtung eingeschlagen, aus der wir gekommen sind. Keine zwei Sekunden später höre ich auch schon ein Jubelschrei und werde in zwei wilde Arme gerissen.
"Skada, um Himmels Willen, da bist du ja! Gott haben wir uns sorgen gemacht.", ruft der Junge dicht an meinem Ohr und ich denke, dass ich davon vielleicht einen kleinen Hörschaden davon tragen werde...
"Tyler. Ich war noch nie so froh dich zu sehen.", erwidere ich und schlinge ebenfalls die Arme um den jungen Gestaltwandler. Als ich über seine Schulter gucke, entdecke ich drei große Wölfe. Einer der drei steht näher bei und ich denke es handelt sich bei ihm um Drake. Er hebt seinen Kopf zum Himmel und lässt ein lautes, melodisches Jaulen ertönen.
Nach nicht mal einer Minute, ertönt die Antwort in Form eines lauteren, mächtigeren und weitaus gefühlvolleren Heulen. Sofort erwärmt sich mein Herz und es schleicht sich ein Lächeln auf meine Lippen. Auch ohne Tylers Erklärung, dass das Damilo war, wusste ich es.
Heey :D Es tut mir echt Leid, dass das Kapitel so kurz ist und auch ein bisschen spät, aber ich hatte irgendwie ein kreatives Loch in meinem Kopf :D Allerdings ist es nun behoben und ab jetzt kommen wieder öfter neue Kapitel :)

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No control
Werewolf"Hör endlich auf damit! Ich weiß das du mir nichts tust!", brülle ich ihn wütend an und spüre bereits die harte Wand in meinem Rücken. "Ach nein? Glaubst du das wirklich?", fragt er bedrohlich. Seine Stimme klingt tief und rau und es bereitet mir e...