Kapitel 7

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In seinem Zimmer angekommen, drehe ich mich zu ihm um , er steht an der Tür, in der Hand den Schlüssel. Doch statt abzuschließen, steckt er den Schlüssel nur in die Tür und dreht sich dann zu mir. Als er bemerkt, dass ich ihn beobachtet habe, sagt er: "Lass es mich nicht bereuen."

"Wie gesagt, ich bleibe vorerst. Aber ich denke immer noch, dass du mich verwechselst. Ich bin nicht die, die du willst."

"Du bist alles was ich will.", flüstert er, dennoch kann ich es hören. Ich schüttle nur den Kopf, wie kann er das sagen? Gut vielleicht ist da etwas zwischen uns, etwas Kleines, sonst hätte ich mich ja nicht von ihm küssen lassen, aber das könnte auch an seiner Attraktivität liegen. Und nicht daran, dass ich seine Gefährtin bin.

"Bei Menschen gibt es keine Gefährten und ich bin ein Mensch. Es kann also gar nicht möglich sein."

"Es spielt keine Rolle was du bist. Du musst kein Gestaltwandler sein um einen Gefährten zu haben. Das Menschen zu Gefährten werden, ist zwar selten aber dennoch möglich. Allerdings ist deine Menschlichkeit ein weiterer Grund bei mir zu bleiben, du wirst dich alleine nicht gegen einen Gestaltwandler wehren."

Dieses Gefühl welches mich nun beschleicht, frisst mich von innen heraus auf. Dieses Gefühl der Nutzlosigkeit und Abhängigkeit... Ich weiß, dass er recht hat, aber ich möchte nicht wehrlos sein, ich möchte keine Angst haben und ich möchte mich nicht schwach fühlen. Unter Menschen habe ich mich auch nie so gefühlt. Menschen sind alle gleich, ich bin selbstbewusst und sage was ich denke, ich konnte mich behaupten, doch hier? Ich bin schwach, schwach wie jeder Mensch, vergleicht man ihn mit jemanden wie Damilo. 

Mein Blick gleitet zum Fenster, langsam wird es hell, wenn der Wald nicht wäre, könnte man vermutlich schon die Sonne sehen.

"Was hast du?", er geht zu seinem Schrank und zieht sich ein Shirt heraus. Dann schlüpft er hinein. Ich atme einmal tief durch und hoffe inständig, dass meine Stimme nicht anfängt zu zittern: "Nichts. Weißt du zufällig wo mein Handy ist?"

"Zufällig ja, wieso?"

"Na ja, weil es meins ist und ich es ganz gerne wieder hätte.", kläre ich ihn auf und setze mich auf das Bett.

Er zögert bevor er sagt: "Warum? Was willst du damit?"

Ich lach ironisch. "Das kann dir egal sein, wie gesagt es ist mein. Ich brauche keinen Grund um es wieder haben zu wollen." Nachdem er nicht zu antworten scheint, füge ich hinzu: "Ich will meinen Eltern schreiben, dass es mir gut geht, damit sie sich keine Sorgen machen und die Polizei nicht informieren. Zufrieden? Ich hab doch gesagt ich bleibe erstmal." Trauriger Weise, meine ich es wirklich ernst, ich habe wirklich Angst vor diesen Gestaltwandlern und ich möchte definitiv nicht sterben oder gefoltert werden.

"Na gut.", erwidert er ergeben und geht zu seinem Nachtisch. Aus der Schublade zieht er ein smart Phone, welches er mir überreicht.

"Sehr freundlich.", murmle ich sarkastisch und entsperre das Display. Drei Anrufe von meiner Mum, zwei von meinem Dad und ebenfalls drei von Nelly.

An Mum und an Dad schreibe ich, dass ich wegen eines Schulprojektes bei einer Freundin geschlafen habe und heute vermutlich auch noch dort bleiben würde. Morgen werde ich mir dann was Neues überlegen müssen.

Nelly schreibe ich, dass  es eine lange Geschichte ist und ich ihr sie erzähle, sobald alles wieder normal ist, und dass sie sich keine Sorgen machen soll.

 Leider bezweifle ich, dass jemals etwas wieder normal wird.

"Wie soll es jetzt eigentlich weiter gehen? Ich kann ja nicht für immer in diesem Zimmer eingesperrt sein.", meine ich, nachdem ich mein Handy in meiner Jeans verstaut habe.

No controlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt