Kapitel 27 Lesenacht

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Zweiter Teil der Lesenacht :D


"Das kleine Menschenmädchen hat recht.", meint schließlich Hannah. Gut, dass sie nicht viel von mir hält, ist die eine Sache, mich als kleines Menschenmädchen zu nennen, die andere...

Damilo verdreht nur die Augen. "Na schön und wo fangen wir an?"

"Vielleicht in dem Keller, in dem Skada und ich fest saßen.", schlägt Damilos Vater mit einen mürrischen Blick auf Damon, vor.

"Okay, aber ich denke wir sollten uns aufteilen. Skada und ich gehen zu dem Keller, Mum und dad, ihr sucht nach Leo, vielleicht ist er bei sich im Revier. In so einem Notfall wird euch schon keiner umbringen. Außerdem gehört ihr keinem verfeindeten Rudel an. Damon, du gehst zu Skada nach Hause und suchst dort nach ihrem Dad ok?", weist Damilo uns an und macht sich ohne eine Antwort abzuwarten auf den Weg. Damilos Vater blickt ihn mit einer Mischung aus Respekt und Stolz an. Er freut sich wohl, dass sein Sohn ein so guter, selbstbewusster Alpha geworden ist.

"Na toll, und ich soll alleine gehen?", fragt Damon ironisch geschockt.

"Vielleicht begleitet dich der kleine dort.", meine ich noch und deute auf den kleinen Wolf, bevor ich Damilo hinterher eile. 

Als ich neben ihm ankomme, sage ich: "Ich weiß aber nicht genau wo diese Hütte ist."

"Ich aber.", erwidert Damilo und geht weiter zielstrebig in eine bestimmt Richtung.

"Ach echt? Woher?", frage ich interessiert und versuche mit ihm Schritt zu halten.

"Ich war mich heute morgen halt einfach ein bisschen umschauen... Komm schon Skada, nicht trödeln."

"Trödeln? Leider besitze ich nicht deine wunderbare Gestaltwandler Geschwindigkeit.", murmle ich und beschleunige meine Schritte.

"Was hat mein Vater eigentlich gesagt, als ihr im Keller wart?" Sein Blick ruht auf mir und dennoch übersieht er keine einzige Wurzel, was bei mir leider nicht der Fall ist. Immer wieder bleibe ich an einer Wurzel hängen und würde Damilo nicht immer wieder nach meinem Arm greifen, würde ich vermutlich nur noch auf dem Boden liegen. Irgendwann wird es ihm wohl zu blöd, denn anstatt meinen Arm wieder los zu lassen, umschließt er meine Hand und hält sie fest.

"Nicht so viel, wir haben nur überlegt, wie wir aus diesem Keller kommen würden. Und dann hat er noch gemeint er würde nicht viel von Menschen halten und erst recht nicht, von Menschen die mit einem Gestaltwandler zusammen sind.", bemerke ich leise.

"Wir sind zusammen?", fragt er und grinst.

"Wie würdest du es denn nennen?"

"Wir sind Gefährten. Dieses Pärchen gehabe mit wir sind zusammen und bla bla bla macht die Selenverwandtschaft so menschlich und das ist es eben nicht. Es ist tiefer als jede menschliche Verbindung."

"Na schön, dann eben Gefährten, ist doch egal.", murmle ich, doch er schüttelt nur den Kopf.

"Ich glaube mein Vater mag dich.", merkt er an. Und nun bin ich es, die den Kopf schütteln muss.

"Klar, und deine Mum erst. Bestimmt werden wir bald zusammen shoppen gehen und dann werden wir die besten Freunde."

"Na gut, meine Mum muss sich vielleicht noch etwas an dich gewöhnen, aber glaub mir, wenn mein Vater überhaupt normal mit einem Menschen spricht, bedeutet das schon, dass er viel von dir hält."

"Sonst spricht er einfach nicht mit Menschen?", frage ich leicht geschockt. Das kann er doch nicht machen, Menschen sind doch nicht weniger wert.

"Normalerweise nicht nein."

"Das ist irgendwie rassistisch.", stelle ich fest. Damilo lacht, doch verstummt, sobald eine Holzhütte vor uns auftaucht.

Als ich entführt wurde, wurde ich hier nicht bei Bewusstsein rein gebracht, ich wachte erst in diesem Keller auf, aber als ich heraus kam, lief ich aus dieser Hütte. Zumindest glaube ich, dass es diese Hütte war.

"Und was machen wir, wenn da noch jemand drin ist?", frage ich zögernd und drücke Damilos Hand fester.

"Das kommt darauf an, wer da drin ist.", meint er nur und stößt die Tür mit einem starken Krachen auf. Damilos Rücken versperrt mir die Sticht auf das Innere, doch eins erkenne ich, und zwar, dass Licht im Inneren brennt. Oje, dass wird wohl bedeuten, dass jemand da ist. Vielleicht hätten wir klopfen sollen.

"Was machst du denn hier?", höre ich eine allzu bekannte Stimme. Sofort dränge ich mich an Damilo vorbei und entdecke meinen Onkel auf dem Sofa. Er reibt sich die Augen und es wirkt, als hätten wir ihn geweckt.

"Leo, was ist passiert?", frage ich in und schließe ihn stürmisch in meine Arme.

"Keine Ahnung, ich kann mich nur daran erinnern, dass deine Mutter bei mir war und irgendetwas mit mir besprechen wollte. Und als nächstes bin ich hier aufgewacht. Wartete mal, wo ist Levina?", sofort springt er auf und schaut sich um als könnte sie hier irgendwo sein, aber meine Mum wird sie wohl kaum hier versteckt haben oder? Ich stürme zu der Tür, hinter der die Treppe liegt, die uns in den Keller führt. Mit großen Sprüngen renne ich die Treppe herunter und stoße die Tür auf, welche nicht abgeschlossen ist. Sie hätte ja abgeschlossen wenn sich Levina hier befinden würde. 

Doch der dunkle Raum ist dennoch nicht leer. In der Ecke, sitzt eine Gestallt zusammen gekauert. Ich suche an der Wand nach einem Lichtschalter und finde tatsächlich einen. War der auch schon hier, als ich hier gefangen war? Könnte sein, ich habe damals nach keinem Lichtschalter gesucht.

Als das Licht plötzlich angeht, hätte ich mir gewünscht, keinen Lichtschalter gefunden zu haben, denn was ich sehe, verschlägt mir den Atem.

"Skada.", sagt sie rau und lächelt. Meine Mum sitzt gegen die Wand gelehnt, die Knie an den Körper gezogen und die Arme zwischen ihre Beine und ihre Brust gelegt. Um sie herum befindet sich ein große rote Pfütze. Die Flüssigkeit sieht verdächtig stark nach Blut aus und der Geruch nach Eisen unterstreicht diese Vermutung noch.  

Hinter mir höre ich irgendjemanden sprechen, doch ich blende es auf und gehe auf meine Mutter zu.

"Mum, was hast du getan?" Ich werfe einen Blick in den Raum, wo kommt denn das ganze Blut her? Hoffentlich nicht von Levina. Bei diesem Gedanken, muss ich würgen. Doch ich unterdrücke es so gut es geht und knie mich neben meine Mutter, in das Blut. Erst jetzt fällt mir auf, wie blass sie ist, und ich erkenne, woher das Blut kommt. Ihre Arme sind von Schnittwunden übersäht und das Blut rinnt unaufhörlich über ihre bleich Haut.

"Was hast du getan!", wiederhole ich meine Frag und ziehe meine Jacke aus, um sie  auf ihre Arme zu drücken. Ich muss irgendwie diese Blutung stoppen.

"W- Wenn meine.... meine Familie mich ...hasst, habe ich keinen Grund mehr weiter zu machen.", röchelt sie und lässt ihren Kopf gegen die Wand sinken.

"Deine Familie hasst dich nicht, aber du brauchst Hilfe Mum. Damilo, ruft Hilfe!", den letzten Satz schreie ich über meine Schulter. Tränen brennen bereits auf meiner Wange. Eine Hand legt sich auf meinen Rücken und streicht langsam auf und ab.

"Haben wir, der Notdienst kommt gleich.", murmelt Damilo und hockt sich zu uns.

"Skada, vergiss nicht, ich liebe dich.", keucht meine Mutter. Ihre Lieder schließen sich, doch ihr Brustkorb hebt und senkt sich noch immer. Klar, meine Mutter hat viele Fehler gemacht, aber das doch nicht weil sie böse ist, sie ist krank und muss in Behandlung.

"Wo ist Levina? Und Dad?", platzt es plötzlich aus mir heraus.

"Keller.", krächzt sie nach einer kurzen Pause. Ihr Kopf knickt endgültig ab und sie verliert das Bewusstsein.

"Nein.", weine ich und rüttle an ihr, doch Damilo zieht mich zurück.

"Lass die Ärzte machen Skada.", murmelt er und zieht mich zurück. er drückt mich an seine Brust und hält mich fest.

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