Kapitel 28 Lesenacht

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Kapitel drei der Lesenacht ;) Aber auch das Letzte für die nächsten paar Stunden:D und tut mir leid, dass es so kurz geworden ist ;/


Noch immer stehen wir in einer Ecke des Kellers. Ich habe mein Gesicht gegen seine Brust gedrückt und schniefe in sein Shirt. Er streicht mir weiterhin beruhigend über den Rücken. Meine Mutter wurde mittlerweile von den Ärzten mitgenommen und bevor sie fuhren sagte mir einer der Sanitäter, dass sie es nicht bis ins Krankenhaus schaffen würde, sie habe viel zu viel Blut verloren. Die Frau, die mich auf die Welt gebracht hat und mich siebzehn Jahre großgezogen hat, ist Tod, sie ist gestorben, nein sie hat sich umgebracht. Sich umgebracht weil sie dacht, ihre Familie würde si hassen.

"Wir sollten gehen.", haucht Damilo mir irgendwann gegen den Scheitel. "Kannst du laufen?" Ohne ihm auf diese Frage zu antworten, löse ich mich von ihm und steige langsam und zitternd die Treppe hinauf. Von Leo ist keine Spur mehr zu sehen.

"Elias ist mit dem Auto hier, wir fahren zu deinem Vater wenn du magst.", sagt er und folgt mir. Und tatsächlich erkenne ich den Pick up von Elias. Damilo und ich klettern auf die Bank neben ihm. Elias begrüßt uns mit einem betroffenen "Hey"

"Woher weißt du, wo mein Vater ist?", frage ich und beobachte ihn aus den Augenwinkeln.  

"Damon hat angerufen und gesagt er habe ihn und Levina bei euch zuhause im Keller gefunden, aber es geht beiden soweit gut.", klärt er mich auf. Wie konnte eine schmale Frau wie meine Mutter, so viele Mensch sowie Gestaltwandler überwältigen? Und warum habe ich nie gemerkt, was in ihr vorging?

Die ganze Fahrt über war ich in Gedanken und habe gar nicht bemerkt, dass wir bereits vor meinem alten Zuhause parken. Langsam klettere ich vom Sitz und gehe auf die Haustür zu. Noch bevor ich dagegen klopfen kann, wird die Tür aufgerissen und mein Vater schaut mir aus verquollenen Augen entgegen. Sofort zieht er mich in eine Umarmung und dann ins Haus.

"Wie geht es dir?", fragt er und lässt mich langsam los.

Ich hebe nur kurz die Schultern, bevor ich sie wieder sinken lasse. Ich weiß nicht wie es mir geht. Erst erfahre ich, dass meine Mutter verrückt ist und dann bringt sie sich um. Ich weiß wirklich nicht was ich davon halten soll. Sie hat so viel falsch gemacht, aber sie ist doch trotzdem meine Mutter.

Hinter mir betritt Damilo das Haus. Mein Vater streckt ihm die Hand entgegen, welche Damilo ergreift und sie schüttelt.

Wenigstens die beiden haben kein Kriegsbeil ausgegraben. Wir setzen uns alle ins Wohnzimmer und mein Vater bietet uns Kaffee und Tee an. Damilo gibt sich mit einem Wasser zufrieden, ich ziehe den Kaffee vor.

Ziemlich lange schwiegen wir und niemand sagte auch nur irgendetwas, bis ich schließlich auf die Uhr schaue. Es ist schon nach Mitternacht. "Dad, können wir heute hier schlafen?", frage ich ihn und spiele mit dem Saum der Tischdecke herum.

Skeptisch schaut er zwischen Damilo und mir hin und her, meint dann aber doch, dass es in Ordnung wäre.

Ich habe keine Lust, ganz bis zu Damilo zu fahren. Nicht jetzt. Außerdem will ich meinen Vater heute Nacht nicht alleine lassen. 

Also erheben Damilo und ich uns. "Bis morgen Dad.", murmele ich und wir gehen in mein Zimmer, in dem ich mich zu meiner Überraschung noch immer wohl fühle. Damilo und ich kuscheln uns in mein altes Bett und ich lege meinen Kopf auf seine Brust. 

Auch nach ein paar Stunden, konnte ich noch immer keinen Schlaf finden, auch Damilo scheint noch wach zu sein.

"Wieso bist du noch wach?", flüstere ich also und warte auf seine Antwort.

"Wie soll ich denn schlafen, wenn du dich die ganze Zeit hin und her wälzt.", meint er und legt mir seinen Arm um mich. 

"Sorry.", murmle ich und versuche endlich in den Schlaf zu sinken. Und tatsächlich, nach wenigen Minuten habe ich es endlich geschafft.

Am nächsten Morgen, weckt mich Damilos schwerer Arm, welcher auf meiner Taille liegt. Ich versuche ihn zu entfernen und klettere dann aus dem Bett und gehe in die Küche. Kaffee wurde bereits gekocht und ich entdecke mein Vater am Esstisch, wie er Zeitung liest.

"Morgen.", begrüße ich ihn und schenke mir eine Tasse Kaffee ein.

"Guten Morgen, wie hast du geschlafen?"

"Wenig und du?"

"Auch nicht so viel. Skada, wir müssen mal reden. Nämlich spielte ich schon seit längerem mit dem Gedanken meine Cousine zu Besuchen. Sie wohnt in Italien."

"Was? Seit wann hast du eine Cousine?"

"Schon immer, aber ich habe nicht sehr oft von ihr geredet, weil....", sein Schweigen verrät mehr, als wenn er sich eine Lüge einfallen lassen hätte. Weil meine Mum einen Komplex hatte und er Angst hatte etwas über seine Cousine zu erzählen.

"Warum hast du sie nicht verlassen?", frage ich plötzlich und bereu es danach sofort wieder.

"Weil sie krank war, ich konnte sie nicht alleine lassen und auch nicht dich. Es ging nicht."

"Du hast ja recht... Aber das mit deiner Cousine hört sich gut an, ich Freue mich, wenn du nicht allein bist, wenn ich wieder bei Damilo bin."

"Das habe ich mir schon fast gedacht.", murmelt er und lächelt leicht. Es ist ein schwaches Lächeln, ein Lächeln voller Trauer, doch trotzdem ist es ein Lächeln, ein Schritt in eine positive Richtung.

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