Kapitel 29

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Mittlerweile sind zwei Tage seit dem Tod meiner Mutter vergangen. Ich bin seit dieser Zeit wieder mit Damilo im Rudel, Damon treibt sich auch ab und zu mal hier herum, ich denke er und Damilo nähern sich langsam wieder an. Dennoch ist Damon noch nicht im Rudel und er bleibt ach nicht über Nacht. Die Eltern der beiden wollen zurück nach Kanada, noch leben sie allerdings in der Hütte, in der wir gefangen waren und in der sich meine Mutter das Leben genommen hat.

Mein Vater will zu seiner Cousine nach Italien, sein Flug geht schon morgen. Ich denke er wäre gern noch früher geblieben, doch er wollte zur Beerdigung bleiben und eine Rede halten. Vermutlich möchte er, noch etwas schönes auf ihrer Beerdigung sagen, sodass sie nicht nur als verrückt abgestempelt wird. Viele haben mich gefragt ob ich nicht die Rede halten will, doch ich lehnte ab. Ich könnte es nicht. Ich wüsste nicht was ich sagen sollte. Natürlich ihr Tod macht mich ziemlich fertig, denn sie war schließlich mein ganzes Leben für mich da, aber da war sie eine andere... Immer wenn ich  mich an unsere guten Zeiten erinnere, kommt mir dieses Bild vor Augen, wie sie mit der Waffe auf uns zielt. Auf Damon, auf Damilo und auf mich. Sie hätte abgedrückt, ohne zu zögern hätte sie abgedrückt, wenn Hannah nicht aufgetaucht wäre. Auch drückt sich der Gedanke, dass sie Dad und Levina in unserem Keller eingesperrt hat und alles dicht gemacht hat, sodass den beiden fast der Sauerstoff ausging. Doch Damon konnte sie rechtzeitig finden.

Sie wollte meinen Dad umbringen, nur weil er der Meinung war, ich könne mit Damilo zusammen leben, er sagte ihr, es sei richtig so. Dann hat sie die Kontrolle verloren... Und Levina hat sie schon immer gehasst, aber sie ist schwanger, wie könnte sie nur versuchen Levina und ihr ungeborenes Kind zu töten?

Das ist es woran ich denke, wenn ich an meine Mutter denke und ich schäme mich dafür, denn ich weiß ja, dass sie krank war und nicht einfach böse, aber dann ist ja irgendwie jeder der böse ist oder böse Absichten hat krank... Ich weiß einfach nicht, wie ich sie in einer Rede vor anderen, die nicht wussten was genau alles passiert ist, gut da stehen lassen könnte, wenn ich sie nicht einmal vor mir selbst gut da stehen lassen kann.

Ich betrachte mich im Spiegel. Das schwarze Kleid, welches meinen Körper bedeckt, reicht mir fast bis zu den Knien. Schwarze Spitze bedeckt meine Arme und Schultern. Meine Haare hängen gelockt an mir herunter und wären da nicht diese großen dunklen Schatten unter meinen Augen, sähe ich beinahe normal aus... Ich schlüpfe noch in die hohen schwarzen Schuhe, die vor dem Spiegel stehen und verlasse dann Damilos Zimmer. 

Noch vor kurzem, war das größte Problem , dass ein paar Leute ein Problem damit haben, dass Damilo der Alpha dieses Rudel ist, wie zum Beispiel Jace. Tja, doch jetzt? Jetzt muss ich auf die Beerdigung meiner eigenen Mutter und ich bin im Moment nicht einmal in der Lage ein paar Tränen aus meinen Augenwinkeln zu pressen...

Am Fuß der Treppe entdecke ich Damilo gegen die Wand gelehnt. Er trägt ein einen schwarzen Anzug und schaut auf seine Uhr ehe sein Blick auf mich fällt.

"Können wir?", fragt er und hält mir seine Hand entgegen. Ich ergreife sie und gemeinsam gehen wir zu seinem Auto. Früher hatte ich immer davon geträumt, wie ich eine spießige, stinknormale Beziehung führe, ich habe mir vorgestellt, dass er sich mit meinen Eltern versteht, sie am Esstisch Witze reißen, dass ich mich mit seinen Eltern verstehe und mit ihnen gemeinsam Babyfotos von ihm anschaue, dass wir ins Kin gehen, Eis essen oder auch einmal in den Zoo. Und jetzt? Jetzt fahre ich mit meinem Freund auf die Beerdigung meiner Mutter, welche verrückt geworden ist, weil mein Onkel und ich uns verliebt haben. Sie litt unter Verlustängsten die weit aus ausgeprägter waren, als in den meisten Fällen, wie mir ein Psychologe, mit dem ich ein Gespräch führen sollte, erklärte. Zugegeben, es blieb nicht bei diesem einen Gespräch, ich war noch ein zweites Mal bei ihm und ich denke auch, dass ein drittes Mal folgen wird.

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