Kapitel 5

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"Erklärst du mir jetzt was hier los ist?", frage ich, nachdem ich den Gedanken, ein zweites Loch in die Wand zu schlagen, verworfen habe.  Ich denke das meine Hand wohl eher Schaden davon tragen würde, als die Wand.

"Ich glaube nicht das jetzt der richtige Zeitpunkt dafür wäre.  Es ist noch zu früh.", erwidert Damilo während er sich auf den Stuhl vor dem Schreibtisch fallen lässt. Und ich stehe verloren mitten in seinem Zimmer. Aber was soll ich auch mach? Mich auf sein Bett setzen? Ganz sicher nicht.

"Ach meinst du? Und wann wäre der richtige Zeitpunkt? Wenn du mir nicht einen Grund gibst hier zu bleiben, werde ich immer wieder versuchen zu fliehen." Ich verschränke die Arme vor der Brust und sehe, wie er mich beobachtet. Es scheint, als würde er überlegen. Vielleicht überlegt er ja gerade, ob er mich einfach umbringen sollte. Schließlich ist das doch meistens der zweite Schritt bei einer Entführung. Anderseits, habe ich ja bereits gemerkt, dass es sich hier nicht um eine Entführung, wie die meisten handelt.

"Und ich würde dich immer finden und zurück bringen.", stellt er leise klar und mustert mich.

"Warum? Was hast du davon? Was willst du von mir?", mittlerweile, klingt meine Stimme schwach und ausgelaugt und langsam drängen sich Fragen in mein Bewusstsein. Warum bin ich vorhin auch in sein Auto gestiegen? Werde ich meine Eltern jemals wieder sehen? Meine Freunde?

"Hast du es noch nicht bemerkt? Du musst es bemerkt haben!" Der Klang seiner dunklen, lauten, wütenden Stimme unterbricht meine Gedanken und ich mache einen Schritt zurück. Er springt von seinem Stuhl auf und kommt auf mich stehen. Doch ich lasse mich nicht wieder, wie eine Maus in die Ecke drängen und bleibe tapfer stehen.

"Was sollte ich bemerkt haben? Das ich in einem Haus voller Verrückten stecke? Ja das habe ich mitbekommen.", erwidere und schlage mir in Gedanken die Hand gegen die Stirn. Gut gemacht Skada provoziere ihn einfach solange, bis er genug von dir hat und dich freiwillig gehen lässt.

Mittlerweile steht er vor mir und sein Kiefer mahlt. "Du kannst mir nichts vormachen."

Verwirrt ziehe ich die Augenbrauen zusammen. "Was meinst du?"

"Du sagst die ganze Zeit, du willst hier weg, aber willst du das wirklich?", fragt er und seine Lippen öffnen sich ganz leicht. Seine blauen Augen leuchten und ich erkenne kleine goldene Sprenkel um seine Pupille. Die sind mir anfangs gar nicht aufgefallen.

"Komm schon Skada, antworte.", drängt er mich und ich bemerke wieder wie mich sein umwerfender Geruch umhüllt.

"Natürlich will ich hier weg! Du hast mich entführt! Warum sollte ich hier bleiben sollen?"

"Konzentriere dich Skada, du fühlst gerade das, was du denkst fühlen zu müssen.", knurrt er mit unterdrückter Wut und hebt seine Hand. Zuerst dachte ich er will sich damit durch die Haare fahren, doch stattdessen streicht er mir eine meiner Haarsträhnen hinters Ohr und lässt seine Hand an meiner Wange liegen. Ich will zurückweichen, doch seine zweite Hand legt sich an meine Hüft und verhindert so, dass ich weg kann.

"Was willst du Skada?", raunt er ohne mich loszulassen.

"Das du deine Hände weg nimmst und mich einfach gehen lässt.", meine ich fast weinerlich. Er lässt die Hand an meiner Wange herab sinken und legt sie schließlich an die andere Seite meiner Hüfte.

"Du musst dir richtig zuhören.", erwidert er sauer.

"Das tue ich, ich sagte du sollst mich loslassen und, dass ich nicht mehr hier sein möchte."

"Du sollst nicht auf deine Worte hören sondern auf deine Gefühle. Du willst hier nicht weg. Ich würde dir niemals aus dem Kopf gehen und du würdest dich nach meinen Berührungen sehnen, genau wie du es jetzt auch schon tust." Er ist doch nicht mehr ganz richtig im Kopf, was denkt er denn? Das ich mich von ihm entführen lasse, nur weil er hübsch ist? Er schiebt den Saum meines Shirts ein kleines Stück hoch, sodass seine Finger meine nackte Haut darunter berühren. Dort, wo seine Fingerspitzen nun entlang streichen, kribbelt meine ganze Haut und ich kann nicht verhindern, dass mein Körper von einer Gänsehaut überzogen wird. Ich wende meinen Blick von ihm ab und beiße auf meine Unterlippe, fest, damit ich mich nicht mehr auf seine Finger auf meiner Haut konzentrieren muss.

No controlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt