Kapitel 12

6.6K 284 19
                                    

Mein Blick folgt ihm, wie er die Treppe hoch geht und ich überlege, ob ich ihm folgen soll. Doch ich entscheide mich dagegen. 

"Habt ihr hier Kaffee?", frage ich stattdessen Tyler, welcher noch immer neben mir steht.

"Klar.", erwidert er mit einem freundlichen Lachen. "Ich habe eben welchen aufgesetzt." Wenn das ganze Rudel so wäre wie Tyler, dann bräuchte ich keine Angst vor ihnen zu haben, allerdings kenne ich bisher nicht alle, weshalb ich mich nicht zu früh freuen sollte.

Neben ihm her gehen wir in die Küche. "Wo sind eigentlich die anderen? Hier leben doch noch mehr oder?"

"Schon, aber die meisten kommen nur über das Wochenende und in der Woche leben sie in der Stadt, wegen ihrer Arbeit.", erklärt Tyler mir, während er den Kaffee in zwei Tassen kippt.

Dankend nehme ich eine der beiden Tassen und führe sie an meinen Mund. Nur um sie gleich danach wieder fluchend sinken zu lassen. "Mist! Ist das heiß!"

"Liegt wohl daran, dass ich ihn gerade eben erst gekocht habe.", lacht Tyler und rührt mit dem Löffel in seiner Tasse herum. "Kommst du heute Abend eigentlich mit?"

"Mit wohin?", frage ich verwirrt und setze mich an den Küchentisch.

"Er hat dir noch nichts gesagt? Oh... Dann vergiss es einfach.", erwidert er peinlich berührt und weicht meinem Blick aus. Wie soll ich das denn jetzt vergessen?

"Wieso? Was ist den heute?"

"Frag Damilo. Mir steht es nicht zu darüber zu reden."

"Zu spät würde ich sagen.", meine ich und schaue stur in meine Tasse. Eine Zeit lang folgt Schweigen, in der ich es schaffe meinen ein wenig abgekühlten Kaffee zu trinken. "Na gut, dann gehe ich jetzt eben hoch und frage ihn selbst." Ich stelle meine leere Tasse in die Spülmaschine und gehe die Stufen der Treppe hoch.

Vorsichtig öffne ich Damilos Tür, hoffentlich hat er sich beruhigt. Und hoffentlich befindet sich kein zweites Loch in der Wand.

Mein erster Blick gleitet direkt zu der Stelle, wo sich die erste Delle in der Wand befindet, doch es bleibt bei dieser Einen. Als Zweites betrachte ich sein Sessel, auf dem er sitzt, den Laptop auf seinem Schoß.

"Hey.", murmle ich und setze mich auf den Schreibtischstuhl. "Kann ich dich was fragen?"

Er schaut von seinem Laptop auf und wendet seine wunderschönen Ozeanblauen Augen auf mich.

"Kommt drauf an, wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass mich die Frage aufregen wird?"

"Das kann ich leider noch nicht einschätzen.", erwidere ich grinsend und beobachte, wie auch seine Mundwinkel zucken. Anscheinend hat er sich beruhigt.

"Du kennst meinen Onkel oder?", fange ich also mit einer leichten Frage an.

"Ja, ich kenne ihn."

"Und seine Freundin?"

"Seine Gefährtin.", verbessert er und nickt.

"Und sie sind beide Werwölfe?"

"Ich sagte zwar, du kannst uns nennen wie du willst, aber mittlerweile ziehe ich die Bezeichnung Gestaltwandler vor.", erklärt er und kratzt sich am Kinn. Schließlich klappt er den Laptop zu und wendet mir seine ganze Aufmerksamkeit zu.

"Aber ja, sie sind beide Gestaltwandler.", bestätigt er mir.

"Aber meine Mum ist doch kein Gestaltwandler, wie kann dann mein Onkel einer sein?"

"Das habe ich mich auch gefragt, als ich deine Mutter das erste Mal traf und sie mir als Leonards Schwester vorgestellt wurde. Später hat Leonard mir erzählt, dass er einen anderen Vater hätte von dem das Gen in sein Blut getragen wurde.", erklärt er und wartet meine nächste Frage ab.

No controlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt