Kapitel 24

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Miles

"Wieso hast du mir nicht gesagt, dass sie ein Engel ist?" Vorwurfsvoll sah ich meine Schwester an. Ich bebte vor Wut. Nicht aufgrund meiner Schwester. Sondern weil ich total vernarrt war in einen Engel. Und es war eins unserer Gesetze, dass ein Werwolf keine Beziehung zu einem Engel führen darf. Ein uraltes Gesetz. Ein Gesetz bei dem ich mich frage, warum es überhaupt existiert? Denn wann gab es zuletzt einen Engel? Nur Sagen, die die Alten aus unserem Dorf am Lagerfeuer uns als kleines Kind erzählten, berichteten von diesen Engeln. "Weil das ein Geheimnis war, was sie mir erst diese Woche anvertraute. Woher hätte ich wissen sollen, dass zwischen euch etwas ist?" Erbost verschränkte sie ihre Arme. "Vielleicht an meinem beschleunigten Puls wenn sie in der Nähe ist, oder meine Aura die sich in ihrer Nähe verändert. Du kannst sie sehen, du bist meine Schwester." Wir beide sahen betreten zu Boden. "Tut mir leid du kannst nichts dafür." Sagte ich geschlagen. Vanessa kam zu mir und streichelte meinen Rücken. "Ich kann es dir nicht verübeln. Sie ist echt ein Engel. Also du weißt wie ich es meine." "Ich kann doch trotzdem mit ihr zusammen sein. Engel hin oder her." Flüsterte ich. Mein Herz schlug hart gegen meine Brust. "Nein. Wir dienen den Engeln. Wir sind ihnen untergeordnet. Du bist ihr untergeordnet. Und der Alpha muss seinem Partner zumindest ebenbürtig sein. Aber das weißt du selbst. Komm wir müssen jetzt los." Zusammen gingen wir zum Treppenabsatz. Oben blieben wir stehen und lächelten die Menge an, die eifrig dran war die Zeit herunter zu zählen. Dann riefen alle "Happy birthday!" Doch das nahm ich nur noch durch einen vernebelten Schleier wahr. Das Einzige was jetzt noch für mich klar zu sein schien war sie. Meine Mate. Ich nahm sie noch nie so intensiv wie in diesem Moment wahr. Ihr Geruch überströmte jegliche anderen Gerüche und ließ meine Beine sich anfühlen wie weiche Butter. Ihre dunkelbraunen Haare wellten sich und endeten mit einer einzigen großen Locke an ihrem Rücken. Diesen zierlichen Rücken, der aufgrund des tiefsitzenden Kleids frei lag, würde ich am liebsten mit Küssen übersähen. Das schwarze, lange Kleid, welches im Saum in ein Türkis verlief, betonte ihre schmale Taille und ihren prallen Hintern. Aber auch das Gesicht, in das ich mich vom ersten Moment an verliebte, zeigte mir neue kleine Details. Ihre kleinen Sommersprossen auf der Nase oder die kleine Narbe auf ihrer Schläfe. Ihre bernsteinfarbenen Augen leuchteten förmlich und ich wollte nur noch in diese blicken. Ihr zarter Mund, den ich erst vor wenigen Momenten geküsst hatte, weckte in mir ein Verlangen nach mehr. Wo könnte mich noch dieser süße Mund liebkosen? Ich wäre ihr ergebener Diener in diesem Moment. Werde ich ab jetzt für immer sein. Ihr Herzschlag ließ mich aufhorchen. Er beschleunigte sich rapide. Sie sah, dass ich sie anstarrte. Alle Augen waren nun auf mich gerichtet. Ich musste was tun, langsam glitt ich die Stufen hinunter. In der Zeit betrachtete ich ihre Halskuhle, die Halskuhle in die ich schon mal aus Spaß geknappt habe. Wie gern würde ich sie dort nun markieren, sodass jeder sieht zu wem sie gehörte. Denn sie gehört zu mir, sie ist mein Mädchen.

Aber sie ist ein Engel

Ein dumpfer Schlag ging durch meinen Kopf und zog sich säuerlich in meine Magengrube. Ich widerte mich zum ersten Mal in meinem Leben vor mir selbst an, wieso war ich nur ein dreckiger Werwolf. Mochte ich denn kein normaler Mensch sein? Ich liebte sie schon vor dieser Prägung, von der ersten Sekunde an. Unten angekommen hielt ich kurz an. Mein Vater stand hinten an der Theke und beobachtete mich. Neben ihm auf dem Barhocker saß Celine. Beide, sowie der Rest des Clans, erwarteten von mir das Richtige zu tun. Wäre ich nur irgendein Werwolf, wäre diese Erwartung von ihnen mir Scheiß egal und ich würde sofort zu Loki stürmen und mit ihr abhauen. Aber ich bin nicht irgendjemand. Ich bin der zukünftige Alpha. Ich habe Verantwortung und schätze Loyalität. So wurde ich erzogen und in diesem Sinne werde ich mich auch entscheiden müssen. Sonst gibt es keinen Alpha mehr für mein Rudel. Und somit kein Rudel. Also schritt ich voran. Sah meine Schwester bei ihrem Mate stehen. Es war Simon, unverständlich aber ich musste es akzeptieren. Lustig war er ja. Langsam legte ich meine Hand auf seine Schulter und drückte sie als Zeichen meiner Akzeptanz ihm gegenüber. "Hey Miles, dir wünsche ich natürlich auch noch alles Gute. Ich hoffe das mit mir und deiner Schwester macht dir nichts aus denn.." Ich lächelte nur über sein Gestammel und ging weiter. Ich wurde beinahe magisch angezogen, da nur ein paar Zentimeter mich von ihr entfernten. Meine Mate stand da und starrte mich mit ihren großen Augen an. Sie war sich unsicher uns sah mehrfach auf den Boden während unseres Blickkontakts. Ich wünschte ich könnte ihre Unsicherheit ihr nehmen. Ihr zuschreien: "Du bist es und wirst es immer bleiben!" Jedoch musste ich jetzt stark sein und das Richtige tun. Auch wenn ich mir damit für immer weh tun werde. Mit einem Stoß zwischen Simon und Loki ging ich zwischen beiden hindurch und bahnte mir den Weg zu Celine. Während der Berührung unserer Arme, wallte pure Hitze in mir auf. Sodass ich kurz davor war, sie einfach über die Schulter zu werfen und sie sofort oben in meinem Zimmer zu markieren und dann hemmungslosen Sex mit ihr zu haben. Die ganze Nacht. Jedoch riss ich mich von dem Gedanken los. Nun stand ich hier vor der falschen Frau und sah sie so an, wie ich eigentlich Loki ansehen wollte. Dann nahm ich sie an der Hüfte und zog sie zu mir, wie ich eigentlich mein Mädchen zu mir ziehen wollte. Kurz darauf applaudierte und jaulte mein Rudel, obwohl ich bei der Falschen stand. Aber das konnte keiner von ihnen wissen. Direkt danach erlaubte ich Celine mir einen Kuss zu geben, wobei sich meine Lippen nur nach den süßen Lippen dieses schusseligen Engels sehnten. Ich widerte mich selbst an. Noch während der falsche Mund sich von dem Meinen löste, erfasste ich eine emotionale Welle. Ich fühlte was ich Loki antat. Ich fühlte ihren Schmerz und stand dennoch reglos da und ließ mich wieder applaudieren. Und dann sah ich sie in ihrer vollkommenen Schönheit. Nur das ihr schwarzes Kleid noch ihre blasse Haut verdeckte. Ihre Flügel standen wie zwei weiche Federn von ihrem Rücken ab und umrahmten sie. Ich habe noch nie etwas Schöneres gesehen, da war ich mir sicher. Jedoch sah sie mit ihrem Kleid wie ein gefallener Engel aus, was so gar nicht zu ihrem liebevollen Wesen passte. Und genau in diesem Moment wusste ich, was alle Geprägten damit meinten, wenn sie sagten, dass dieser Bund mit seiner Mate viel mehr sei als Liebe. Dieses Gefühl war einfach unbeschreiblich. Doch dann ging sie Richtung Ausgang. Alle starrten sie an und gingen ehrfürchtig auf Seite. Niemand außer die Ältesten von uns hatten je einen Engel gesehen. Und ausgerechnet dieser, gehörte mir. Nun war sie weg und mit ihr mein Herz und meine Seele. 

Für meine gute Freundin Mara, die mindestens genau so verrückt ist wie ich. ♡ Anastole

MAC TÍREWo Geschichten leben. Entdecke jetzt