Kapitel 30

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Verstohlen blickte sie zu mir auf um meine Reaktion abzuwägen. Jedoch hielt ich mein Pokerface standhaft, während ich im Innern sie anflehte mir nichts von ihm zu erzählen. "Ich sehe selbst, dass es dir nicht gut geht in letzter Zeit. Dass du Liebeskummer hast und glaub mir ich hätte mir nichts sehnlicher gewünscht als dich glücklich zu sehen..." nun war ich von uns beiden diejenige, die weg sah. "Als Miles glücklich zu sehen." fügte sie hinzu. Ich suchte mir in der kurzen Zeit einen Fixpunkt in meinem Zimmer auf den ich während dieses Gesprächs schauen konnte. Als ich nichts dazu sagte, redete sie weiter. "Abgesehen davon, dass er total gestresst ist, weil schon wieder Leichen gefunden wurden, die mit den Vampiren in Verbindung gebracht werden, hat er den Kopf ständig woanders. Man sieht, dass er sich wegen irgendetwas quält. Ist dir nicht aufgefallen, wie er in letzter Zeit aussieht? Ich erkenne ihn kaum wieder. Seine Haare sind aschfahl, er hat Augenringe und ist ganz blass. Obwohl unser Hautton normalerweise etwas südländisch erscheint. Er lacht nicht mit mir, läuft nur noch einsam in den Wald. Ist schnell aggressiv. Ich habe das Gefühl als würde er sich selbst verlieren. Als würde ich ihn verlieren. Als würde er wie eine einst stolze Blume eingehen. Deshalb konnte ich nicht mehr einfach die Augen verschließen. Ich habe zunächst mit ihm ein Gespräch gesucht. Aber wie erwartet hat er mich weggestoßen um sich wieder in seinem Zimmer zu verschanzen. Daraufhin bin ich zu Tabea. Und sie hat mir wortwörtlich gesagt: "Das Schicksal führt zusammen, was zusammen gehört." Das Schicksal bestimmt auf wen wir uns prägen. Ich selbst kann mir kein Leben ohne Simon mehr vorstellen, doch was bin ich für eine egoistische Schwester, wenn ich meinem Bruder das Glück verweigere? Ich weiß, dass er auf dich geprägt wurde. Ich spüre es." Beendete sie ihren Vortrag.

Stocksteif saß ich da und dachte über ihre Worte nach. "Das ist nicht von Bedeutung." flüsterte ich. "Und ob es das ist." sie knuffte mich leicht an, damit ich mich aus meiner Starre löste. Dann sah ich sie fest an. "Nein ist es nicht. Du weißt genau, dass wenn wir eine Bindung eingehen würden, euer Rudel und Miles selbst in Gefahr wären. Das möchte ich nicht. Und er auch nicht." "Ich möchte es. Die Gesetze sind veraltet. Was soll denn schon geschehen? Wir verlieren wahrscheinlich die Bindung zum Rudel weiter östlich, aber was solls? Wir kommen auch ohne sie parat. Ich seh doch auch, dass es dir nicht gut geht! Und ich kann damit nicht leben." Vanessa setzte sich auf und nahm meine Hände. So gern ich auch das Vertrauen in das hätte, das Vanessa plante, hatte ich es nicht. "Sowie du es denkst, wird das auf keinen Fall gehen, aber vielleicht finde ich ja einen anderen Weg?" Diese Frage war mehr für mich selbst bestimmt gewesen, ließ Vanessa aber sofort aufhorchen. "Heißt es du wirst um ihn kämpfen?" fragte sie erfreut. Entschlossen nickte ich. Irgendeine Möglichkeit musste es doch geben. Am Besten fing ich damit an, erst mal mehr über mich und die Geschichte der Engel herauszufinden. Denn wenn es sich zu kämpfen lohnt, dann um Miles Lewin.

Ryan und ich betraten den "Irish Pub" und suchten uns ein gemütliches Plätzchen weiter hinten. Als wir uns gerade etwas zu Trinken bestellen wollten, ging die Bartür erneut auf und hinein traten, Vanessa mit Simon, oh mein Gott mit Simon (!!!!) und Miles mit Celine. Hammer. Nach kurzen suchenden Blicken fand uns Vanessa, winkte stürmisch und kam zu unserem Tisch gerannt. "Ryan was für eine tolle Idee, gemeinsam hier hin zu gehen. Als mir Miles davon erzählt hat, war ich total aus dem Häuschen." Schnell ließ sie sich auf den Platz neben mich fallen. Verwirrt sahen Ryan und ich uns an. "Eigentlich, wollte ich mich nur mit Loki heute treffen,.." fing er an zu reden und man hörte deutlich seinen Ärger darüber raus. ".., aber jetzt wo ihr schon hier seid, setzt euch doch zu uns." beendete er seinen Satz. Und ich war sehr froh, dass er daraus keine Szene machte. "Dann habe ich das wohl falsch verstanden." Murmelte Miles. Ryan rutschte sofort zu mir durch und überließ die Plätze gegenüber Miles, Celine und Simon. "Ich denke nicht." Erwiderte Ryan und sah Miles mit einer hochgezogenen Augenbraue an. Dann kam eine hübsche rothaarige Bedienung mit üppigen Brüsten. "Was kann ich für euch tun?" Fragte sie dabei mit einer rauchigen Stimme. Sie fragte uns, meinte aber Miles. Ihre Augen hatten nur ihn im Visier. Dieser spielte mit der Servierte und beachtete sie überhaupt nicht. Dann lehnte sie sich weiter nach Vorne, sodass ihre Brüste beinahe herausfielen. "Hören Sie mal Schätzchen, jeder der hier anwesenden Männer ist mit seiner jeweiligen Freundin hier. Meinen Sie also nicht mit ihren billig gemachten Brüsten hier irgendwen beeindrucken zu können. Übrigens ist die linke etwas Kleiner, kleiner Tipp fürs nächste Mal." Alle verstummten am Tisch und starrten Celine an. Und dann fing ich lauthals an zu lachen! Ich mochte Celine nicht sonderlich, aber dafür feierte ich sie. Auch die anderen stimmten nun meinem Lachen ein. Bis auf der Bedienung und Miles. Die Rothaarige verzog einen Schmollmund und ging zur Bar zurück. Miles stand auf und nuschelte, dass er zur Toilette müsste. Irgendwas stimmte nicht mit ihm. Ein dünner Schweißfilm bildete sich auf seiner Stirn, als er unseren Tisch verließ. Nicht nur ich bemerkte das, auch Nessi und Ryan sahen ihm hinterher mit unterschiedlichen Blicken. Nessi war eindeutig besorgt, Ryans konnte ich nicht deuten. Abwartend sah ich zu Celine, diese schien aber zu sehr damit beschäftigt zu sein Auf ihre Fingernägel zu starren. "Also ich glaube ich hol mir den Burger. Der sieht lecker aus. Was meint ihr?" Simon sah von der Karte hoch. "Ich muss auch kurz aufs Klo." Sagte ich schnell und entschied mich kurzerhand Miles hinterher zu gehen. Ohne auf die Reaktion der Anderen zu warten, stand ich auf und bahnte mir einen Weg zu der Tür auf der dick und fett "WC" stand. Und da war er auch schon, an der Wand gelehnt mit dem Blick gen Boden. Langsam schritt ich voran. "Miles? Alles in Ordnung?" Flüsterte ich. Zögernd streckte ich meine Hand nach ihm aus. Doch er machte einen Schritt zurück. Enttäuscht über diese Reaktion ließ ich meinen Arm wieder sinken. Er wollte noch nicht einmal mehr von mir berührt werden. "Sei nicht traurig Loki." wisperte er. Seine raue, tiefe Stimme ging mir wieder einmal unter die Haut. "Aber ich wider dich an." antwortete ich brüchig. Zunächst war es still, als dann ein tiefes Knurren seine Brust verließ. Zögerlich sah ich wieder hoch. Sein Atem ging schneller und seine leuchtenden Augen ruhten auf mir. Unweigerlich machte ich einen Schritt zurück, doch für den Nächsten war es schon zu spät.

MAC TÍREWo Geschichten leben. Entdecke jetzt