"Du hörst sofort auf von einem negativen Gedanken dir Kraft zu holen um deine Engelsfähigkeiten einzusetzen Loki!" Meine Oma diskutierte mit mir während sie am kochen war und schwang dabei den Suppenlöffel theatralisch durch die Lüfte. "Es ist doch unwichtig aus welchem Gedankengut ich die Kraft schöpfe Oma! Ich bin dadurch stark und ich hab so viel gelernt!" Verteidigte ich mich."Du kannst auch mit einem schönen Gedanken gut sein. So etwas benötigt halt Zeit! Ich sehe doch, dass du nach jeder Trainingseinheit Nasenbluten bekommst und du wackelig auf den Beinen bist. Das ist erst der Anfang. So hör doch auf mich." Fuhr sie mich wiederum an. "Ja Trina, sowas benötigt Zeit. Zeit die wir nicht haben. Ich kann dadurch helfen und nicht einfach nur rum stehen. Menschen sterben! Willst du denn nicht etwas daran ändern? Ach hör doch auf." Vorwurfsvoll stellte ich mich ihr gegenüber. "Aber das ist der falsche Weg Loki! Ich glaube nicht-" Ich Unterbrach Trina. Ich war alt genug um über dieses Thema selbst zu entscheiden. "Mir ist egal was du glaubst. Wenn ich sehe, dass der Baum den ich sähte, Früchte trägt, wieso sollte ich ihn dann fällen?" Nach dieser Aussage beruhigte ich mich und war etwas von meinen Worten gegenüber meiner Großmutter geschockt. Auch sie stand da und sah mich misstrauisch an. "Ich werde nicht zu sehen, wie du dich selbst zerstörst. Noch eher werde ich sie dir wieder nehmen." Genervt stand ich auf. "Dann schau halt weg! Anders geht es nicht." Mit diesen Worten ging ich aus der Küche. "Noch eher werde ich sie dir wieder nehmen." Was meint Oma wohl damit? Meinte sie meine Engelskraft? Kann sie mir die denn einfach so entziehen? Auch wenn mein Verhalten eben total respektlos war und sich jetzt schon das schlechte Gewissen bei mir meldete, war ich es einfach leid. Diese Diskussion führten wir nun schon seit Wochen. Mir war durchaus bewusst, dass ich nach jeder Anwendung meiner Fähigkeiten mich kränklich fühlte. Jedoch schob ich es eher auf die Tatsache zurück, dass mein Körper sich erst mal an meine Kräfte gewöhnen musste, ich die harten Trainingseinheiten mit der Schule unter einen Hut zu bekommen versuchte und aufgrund des mangelnde Schlafs. Die drei Kriterien sind nur das Problem, aufgrund der Vampirplage. Wenn diese vorbei ist, werde ich meine Trainingseinheiten etwas herunter schrauben und ich werde genügend Schlaf bekommen. Solang werde ich mich aber in diesem Teufelskreis bewegen. In meinem Zimmer angekommen, schaltete ich meinen Kopf ab und sah mir eine Serie auf Netflix an.
"Wach auf. Loki los!" rau wurde ich von jemandem geweckt. Stöhnend öffnete ich die Augen. Oma stand vor meinem Bett. Sie trug nicht ihr Nachthemd, als ich jedoch zur Uhr blickte, waren es gerade mal 01 Uhr Nachts. Irgendwas konnte nicht stimmen. "Was ist los?" hastig stand ich auf und suchte mir meine schwarze Jeans raus. "Das Rudel wird angegriffen. Tabea hat mich angerufen, wir müssen ihnen helfen. Viele ihrer Krieger sind unterwegs um den Vampirclan ausfindig zu machen. Und die Unerfahrenen, die Alten, die Kinder.. einfach... sie sind denen schutzlos ausgeliefert." Oma war sichtlich nervös und ihre Angst konnte ich auch spüren. Der Streit von heute Abend war vergessen. "Von wem werden sie angegriffen?" fragte ich während ich mir meinen Kapuzenpulli anzog. "Oma sah zum Fenster raus. "Von Vampiren." flüsterte sie ehrfürchtig. Ich hielt in der Bewegung inne. Was? Das muss ein Boykott sein. Sie haben gewusst, dass die Werwölfe mittlerweile in großen Truppen ausmarschierten und sich in alle Himmelsrichtungen verteilten. "Okay was sollen wir tun?" fragte ich als wir die Treppe runter liefen. "Ehrlich gesagt, weiß ich das nicht. Wir müssen hin und versuchen zu kämpfen." Während ich mir die Schuhe anzog, zog Oma ihre Jacke an. "Ich habe noch nie gegen einen Vampiren gekämpft?" erwiderte ich zaghaft. Beunruhigend sah Trina mich an. "Mein Kampf ist auch eine Ewigkeit her. Doch wir müssen hin. Wir sind die Wächter des Friedens. Und du hattest Recht, wir können nicht einfach nur rum sitzen und warten." Daraufhin öffnete sie die Tür und wollte hinaus in die finstere Nacht. "Stop was ist mit Thomson?" fragte ich sie. "Ich denke es ist besser wenn wir ihn hier lassen. Ich habe mehrere mächtige Zauber über unser Haus gesprochen, da sollte niemand so schnell hinein kommen." Auch wenn es mir ein ungutes Gefühl bescherte, meinen kleinen, schlafenden Bruder mitten in der Nacht zurückzulassen, vertraute ich auf Großmutters Wort. Als wir in den Pick-up stiegen, herrschte zunächst absolute Stille. Nervös kaute ich auf meinen Fingernägeln. "Loki, du hörst mir jetzt genau zu. Du weißt noch nicht sonderlich viel über Vampire. Vampire sind heimtückisch, versuche kein Gespräch mit ihnen zu beginnen, sie werden dich manipulieren. Sie sind brutal und erbarmungslos. Also versuche nicht in ihre Fänge zu geraten, das geht niemals gut aus. Sie sind unfassbar schnell und stark. Im Nahkampf bist du ihnen genau so unterlegen, wie du es den Werwölfen wärst. Streng dein Köpfchen an. Setze deine Begabung ein. Du kannst Gegenstände bewegen und die Elemente kontrollieren! Behalte einen kühlen Kopf und vergiss nicht was ich dir gesagt habe." Zitternd schaltete meine Oma in den nächsten Gang. "Warum sagst du mir das denn, wir bleiben einfach zusammen und kämpfen, da können wir wahrscheinlich mehr erreichen." Ich wurde hysterisch als ich sah, dass Trina einen anderen Plan hatte. Traurig sah sie mich an. "Schatz wir müssen uns trennen. Ich gehe fest davon aus, dass dieser Anschlag geplant wurde. Die Vampire haben gewusst, dass die Werwölfe nachts unterwegs sind. Wahrscheinlich kennen sie von jeder Gruppe die genaue Route. Es könnte sein, dass diese Stunden brauchen um wieder hier zu sein. Wenn das also alles genau so geplant war dann.." "war es auch geplant, dass wir kommen. Sie sind hinter uns her." Mir wurde flau im Magen, als mir dieser Gedanke durch den Kopf schoss. Die bittersüße Tatsache machte sich in meinem Kopf breit. "In Filmen trennen sich die Hauptdarsteller aber auch immer und ich denke mir immer wieder wie dumm kann man sein. Das geht nie gut aus! Wirklich. Wir sollten besser zusammen bleiben." erwiderte ich und meine Lunge war nun völlig am eskalieren. "Loki, hör mir zu. Du weißt weshalb wir Engel verdeckt gelebt haben? Weil wir missbraucht wurden. Auf unendlich grausame Art und Weise. Und das nur, weil der Drang nach Macht durch manch Wesens Glieder floss. Wenn wir jetzt zusammen geschnappt werden, gibt es keine Hoffnung mehr. Und Daheim schläft noch ein kleiner Engel, der mindestens einen von uns braucht." Sie redet von Thomson. Dann parkte sie den Pick-up. Wir waren noch rund 300 Meter von der Waldlichtung entfernt, auf der die Werwölfe lebten. Die restlichen Meter gingen wir zu Fuß. Oma gab mir verschiedenste Arten von Messern. Die ich zur Not einsetzen sollte. Pistolen hatte sie aber keine. Warum nicht? 200 Meter Entfernung. Langsam bewegten wir uns durch das Dickicht. Vor ein paar Monaten hätte ich jedem Menschen den Vogel gezeigt, wenn dieser behaupten würde ich würde mal mit meiner Oma bewaffnet durch den Wald laufen um Vampire zu töten. 100 Meter Entfernung. Vampire töten? WIE TÖTE ICH EINEN VAMPIREN? Ich wusste noch nicht mal wie ich einen töte. "Oma wie töte ich einen Vampiren?" fast wurde ich aufgrund meiner Nervösität laut. Sie hielt inne und packte mich an meinen Schultern. "Du musste ihn aufs Ganze zerstören. Das heißt unschön ausgedrückt. Schau, dass du alle Gliedmaßen von ihm abbekommst und zerstöre das Herz. Und nun.." sie sah mich nochmal von unten nach oben an und gab mir einen Kuss auf die Stirn. "Ich habe Dich geliebet und ich will Dich lieben, solang' Du goldner Engel bist; in diesem wüsten Lande hier, und drüben im Lande wo es besser ist." Nach diesem Satz ließ sie mich zurück in der Dunkelheit. Tränen liefen mir heiß über die Wangen, als mir bewusst wurde, dass diese wunderschönen Worte, etwas melancholisches mit sich trugen. Und zwar einen Abschied.
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MAC TÍRE
FantastikLoki lebt seit dem Tod ihrer Eltern und ihrer Schwester aufgrund eines mysteriösen Autounfalls, mit ihrem kleinen Bruder Thomson bei deren Großmutter Trina. Jedoch ist ihre neue Heimat anders und ständig hat sie das Gefühl etwas ganz Offensichtliche...