Kapitel 29

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Nach gefühlten 3 Stunden schlenderte ich mit langen Armen und Beinen zum Pick-up. Und das sollte ich jetzt jeden zweiten Abend machen? Niemals. "Loki warte. Kann ich morgen Abend vorbei kommen? Ich werde es Simon morgen sagen und wenn er es verdaut hat und es für ihn in Ordnung ist am Wochenende markieren! Deshalb brauche ich morgen dringend jemanden zum Reden." Nervös spielte Vanessa mit ihren Fingern. "Klar doch. Ich hab morgen Abend nichts vor." Erwiderte ich. Ich freute mich auf diesen Mädelsabend. Der würde dafür sorgen,  dass ich mich einfach wieder normal fühlte. Dankend nahm sie mich in den Arm. "Gut dann bis morgen." Rief sie mir zu und verschwand in das Haus. Ich stieg ins Auto ein und fuhr los. Gedankenverloren beschleunigte ich mein Auto. War eine Woche Wartezeit bei sowas normal? Würde Miles dann auch Celine beißen? Bei dem Gedanken wurde mir schlecht. Ich hatte ein Bild im Kopf, in dem sich die beiden in Miles Bett befanden und liebten. Ich hielt am Straßenrand an, da ich meine Engelskraft merkte und meine Flügel wieder ausschlugen. Am Straßenrand befand sich das einstige große Fotochemielabor eines weltweiten Großkonzerns der 60iger Jahre. Es ruhte hier kurz vor dem Stadtanfang, und doch wurde es nie abgerissen,  damit man zu dieser Seite hin, Macville vergrößern konnte. Eine Augenweide war es jedenfalls nicht.  Nachdem ich mich beruhigt hatte, legte ich den ersten Gang ein und fuhr weiter. Zuhause angekommen gönnte ich mir erst mal ein Bad und aß die restlichen Pfannkuchen mit Nutella auf. Thomson schlief schon und Oma saß im Wohnzimmer mit einem Buch. "Hallo Oma." Begrüßte ich sie. "Hallo Kleines, schau mal hier habe ich noch ein paar Fotos von deinem Opa." Ich gesellte mich also zu ihr und sah mir das urige Fotoalbum an. Selten bekam ich ein Foto von Opa zu sehen. Und auf jedem Foto sah man seine Flügel, die er mit Stolz trug. "Ich hab noch nie ein Foto von Opa mit Flügeln gesehen." Überlegte ich laut. "Ja, weil du ja noch vor kurzem nichts von seiner wahren Existenz wusstest. Dein Opa war ein stolzer Mann. Kein Wunder, dass ich mich in jungen Jahren in ihn verliebt hatte.  Er war charismatisch ohne Ende und er hatte komischerweise nur Augen für mich. Er war der tollste Engel. Das kann ich dir versichern." Verträumt sah sie auf eine Aufnahme und in diesem Moment verspürte ich einen leichten Stich, weil ich ihn nie kennenlernen durfte. Nach Trinas Beschreibung, klang er vom Charakter her wie Miles. Stolz und charismatisch. "Wie habt ihr euch kennengelernt?" Fragte ich neugierig.  "Oh das ist schon lange her. Ich war gerade einmal 16 Jahre und war zum ersten Mal auf dem Ball der Engel. Dein Opa war ja auch schon 10 Jahre älter! Damals waren auch schon die Werwölfe eingeladen,  aufgrund der Gefahr die für uns davon ausging, in der Öffentlichkeit zu stehen und zwar so wie wir sind. Deshalb war Tabea auch da und sie hat mir deinen Opa vorgestellt. Nicht, dass das nötig gewesen wäre, aber ich war so schüchtern gewesen, dass ich mich nicht mal getraut hatte mit ihm zu tanzen. Da hab ich einen kleinen Schubs benötigt. Und da war es auch schon um mich geschehen. Eine wahnsinnige Liebesgeschichte entstand und am Anfang war es so schwer für uns Beide. Ich dachte schon, dass das niemals was wird. Doch die Liebe war stark genug. Diese Liebe liegt noch immer tief in mir in meinem Herzen und geht über den Tod des Einen hinaus." Flüsterte sie heiser und strich über Opas Gesicht. Tränen bildeten sich in meinen Augen. Ich wollte unbedingt mehr erfahren. Was genau war denn vorgefallen, dass deren Weg so schwer schien zueinander zu finden? Doch ich sah in Omas müde Augen und musste mir die Frage für einen anderen Tag aufsparen. Sie klappte das Album zu und ging mit mir gemeinsam die Treppe hoch. Eine Weile dachte ich in meinem Bett noch über meinen Großvater nach. Wie war er eigentlich gestorben? Meine Eltern sprachen nie darüber, weil er schon vor meiner Geburt gestorben war. Aber war es ein natürlicher oder ein unnatürlicher Tod?

Dienstags Schule zu haben,  war schrecklich langweilig. Ich hatte weder mit Simon noch mit Vanessa einen Kurs zusammen.  Dafür aber viele mit dieser zickigen Dafne. Ich schätze sie kann mich einfach nicht leiden, weil ich sie Anfangs mehrfach Vera genannt hatte. Und dann Caro, oder Dana. Aber Dana ist doch gar nicht mehr so weit weg von ihrem Namen. In Mathematik hatte ich zum Glück Ryan als Gesprächspartner. "Hör mal, wann sollen wir die Woche denn was machen? Hast du morgen Abend Zeit? Wir könnten ja in diesen "irish Pub" gehen, wenn du Lust hast? Der soll jedenfalls gut sein." schlug er vor. "Ja das hört sich sehr gut an." stimmte ich ihm zu. Ich mochte irische Musik. Neben Ryan saß Miles. Während des ganzen Gesprächs schielte ich zu ihm hinüber nur um feststellen zu müssen, dass er mich nicht beachtete. Anscheinend fand er Mathematik interessanter als mit Ryan zu reden. Mit mir redete er sowieso nicht, weshalb ich eigentlich glücklich sein sollte. Weil ich ihn hassen und auch nicht an ihn denken sollte, aber ich tat es. Durchgehend. Sobald Miles einen Raum betrat schlug mein Herz schneller. Und gleichzeitig tat es immer weh ihn zu sehen, weshalb ich mir wünschte ihn nie wieder zu sehen.

Eine Stunde bevor ich zu Vanessa gefahren wäre, kam meine total verheulte beste Freundin, den Speicher hineingepurzelt. "Er hat mich für verrückt erklärt. Und irgendwann raus geschmissen." schrie sie laut auf. Während ich sie in den Arm nahm und auf mein Bett zog, ließ sie sich krampfhaft auf mich fallen. "Ich habe ihm alles ganz langsam erzählt und als er mir nicht glauben wollte, habe ich ihm meine verlängerten Eckzähne demonstriert. Und dann hat er mich mit einer Nachtischlampe raus gescheucht. Wie ein wildes Tier." Auch wenn sie mir Leid tat und das echt schlimm gewesen sein muss, musste ich etwas über den Gedanken Lachen, wie Simon sich mit einer Nachttischlampe zu verteidigen versuchte. "Er wird sich wieder beruhigen, schließlich gehört ihr zusammen. Ihr seid füreinander bestimmt vergiss das nicht. Das Schicksal hat euch zusammengeführt!" Antwortete ich enthusiastisch. "Aber er will mich nicht mehr!" Wieder heulte sie laut auf. "Nessi, er muss sich erst mal mit der Tatsache abfinden, dass sein Mädchen, dass er über alles liebt, zu einem haarigen kleinen Werwolf werden kann. Das ist nicht gerade leicht. Also lass ihm doch den kurzen Moment der Panik!" Mir tat es weh, als ich Miles Kosenamen für mich auf sie bezog. Aber ich wusste, dass sie das genau so gern hören würde wie ich. Schmunzelnd sah sie zu mir hoch. "Ja ich werde für immer sein Mädchen sein. Du hast Recht, du hast völlig unnormal reagiert als Miles es dir gesagt hatte. Simons Reaktion ist also normal." stotterte sie und immer weniger Tränen verließen ihre Augen. "Ich bin also unnormal, danke." lachte ich auf.  Sie stimmte in mein Lachen ein. "Ja, bist du." Eine Zeit lang sahen wir uns nur an und waren dankbar, dass wir uns hatten. Dann erlosch ihr Lächeln. "Loki ich wollte noch mit dir über etwas anderes reden." Fing sie langsam an und löste den Blickkontakt. "Nur zu." antwortete ich abwartend. "Nun ja es geht um Miles."

MAC TÍREWo Geschichten leben. Entdecke jetzt