Kapitel 28

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Langsam suchte ich mit meinem vollen Tablett die Cafeteria ab. Aber an keinem Tisch fand ich Simon und Nessi. "Ach du scheiße wie siehst du denn aus?" Rief Vanessa mir zu. Ich blickte nach links. Sie saß mit Simon bei den Rudeltischen. Da saßen wir nie. Wir saßen immer wie alle anderen Menschen, normal an einem freien Tisch. Und genau das hatte ich jetzt auch vor. "Hast du dich mal gesehen?" Nun kam sie zu mir gerannt mit einem kleinen Schminkspiegel.  Meine Nase war blau und dick.  Und ein Auge war auch geschwollen. Ich schätze ich sollte nach der Schule doch noch besser ins Krankenhaus fahren,  ich kann mir nicht vorstellen, dass da nichts kaputt ist. "Nessi ich weiß auch so schon, dass ich schlimm aussehe." Traurig sah ich zu Boden. Sie führte mich zu den Tischen. "Loki was ist passiert?" Auch Simon stand auf und sah sich mein Gesicht an. Ich wollte nicht Celine die Genugtuung vermachen und petzen was sie getan hat. "Nichts.  Es ist einfach so passiert." Nuschelte ich. Und dann stand er da. 1 Meter von mir entfernt, breitschultrig und wütend. Seine Muskelfasern am Hals waren deutlich zu sehen und er atmete schwer. Gespannt starrte ich auf seine Reaktion. Jedoch drehte er sich nur um und verließ die Cafeteria. "Willst du heute Abend vorbei kommen? Wir wollten ein wenig trainieren und vielleicht wäre das auch gut für dich?" fragte Vanessa. "Was für Training?" schaltete sich Simon ein und hob eine Augenbraue hoch. Während ich mir eine Antwort überlegte, schaltete Vanessa sofort um. "Training zur Selbstverteidigung. Momentan passieren so viele Morde und da wollen wir auch ein bisschen gewappnet sein." erklärte sie stolz. Gelogen war das nicht, aber auch nicht die ganze Wahrheit. "Cool dann komme ich auch!" motiviert sah er uns an, jedoch verzog sich sein Gesicht wissend als er uns beide ansah. "Das ist wieder so ein beste Freundinnen Ding wo ihr mich nicht dabei haben wollt, stimmt's?" "Ja" sagten wir wie aus einem Mund. Simon gab sich geschlagen und aß das Cafeteriaessen weiter. "Also kommst du?" abwartend sah sie mich an. Ein bisschen Training sollte nicht schaden. Daraufhin nickte ich. Das konnte ja heiter werden.

Genau heute vor einer Woche, hab ich Vanessa zugestimmt, mit ihr und den anderen Werwölfen zu trainieren und es war reinste Folter. Auf dem Weg zur Siedlung dachte ich noch über den heutigen Tag nach. Ich parkte mein Auto auf der Einfahrt der Lewins. Meine Sportkleidung trug ich schon und ging hinters Haus. Ich glaubte meinen Augen nicht. Beinahe alle Werwölfe die hier in der Siedlung lebten, waren hier versammelt. Die Männer wirklich durchgehend oberkörperfrei und die Frauen bedeckte auch nicht gerade viel. Und dann kam ich. Lange Sporthose und ein weites Sportshirt. "Loki hier bin ich!" rief Nessi mir zu. Auch sie trug eine schwarze Hotpans und einen schwarzen Sport-BH. Ich bahnte meinen Weg zu ihr. Ein paar bekannte Gesichter grüßten mich freundlich. Viele starrten mich einfach nur an. "Hallo Loki, na wie gehts?" Ryan kam zu uns gejoggt und ich muss schon sagen, sein Oberkörper war sehr schön anzusehen. Er hatte wie ich dunkelbraunes Haar und leuchtend grüne Augen. "Mir gehts gut und dir?" Grinsend sah ich zu ihm hoch, als er einen Arm um meine Schultern legte. "Auch, sag mal sollen wir diese Woche vielleicht unser verpatztes Treffen nachholen?" erwartungsvoll sah er mich an. Ryan, ich bin doch ein Engel? Ging es mir durch den Kopf. Aber es war doch nur ein Treffen und Ryan wusste selbst was ich war. Also nickte ich. Freudig strahlte er mich an. "Hammer. Wann willst du denn?" In diesem Moment klatschte von hinten ein nasses Handtuch an seinen Kopf. Durch den Geruch, wusste ich sofort, wem dieses gehörte. Miles. Lässig schlenderte er an uns vorbei. "Fuck was soll das Lewin?"fragte Ryan erzürnt. "Ryan, vielleicht wärst du mal besser im Kampf wenn du dich aufs Wesentliche konzentrieren würdest." kommentierte Miles. Viele der Anwesenden fingen an zu lachen während Ryan nur genervt zu Miles blickte und den Arm von meinen Schultern nahm. Miles stellte sich 2 Meter von uns entfernt hin, breitbeinig und total Autoritär. Es fiel mir merklich schwer meinen Blick nicht über seinen perfekten Körper schweifen zu lassen. "Heute seid ihr mir zugeteilt. Ich bin für das heutige Training von euch verantwortlich." Alle hörten auf zu reden und hörten ihm zu. Langsam bewegte er sich durch unsere Gruppe von 10 Leuten und sah jeden kurz dabei an. Außer mich. "Es gibt ein paar grundlegende Regeln die für einen Kampf von absoluter Bedeutung sind. Erstens, man sollte sich nicht ablenken lassen Ryan." Wieder lachten ein paar und auch Ryan musste schmunzeln und sah mich dabei an. Auf einmal sprang Miles nach Vorne bückte sich und ließ sein Bein unter Ryans Beine durch schnellen. In der nächsten Sekunde lag Ryan auf dem Boden. "Sonst liegt man schneller als man möchte auf dem Boden." Ryan stand auf und reihte sich wieder ein. "Die nächste Regel ist, man sollte dem Gegner nie den Rücken kehren. Denn dann ist ein Angriff von hinten sehr wahrscheinlich. Und der hintere Bereich, ist unsere Schwachstelle." Erzählte Miles weiter. "Ich dachte das wären unsere Weichteile." flüsterte einer hinter mir dem Anderen zu. Beide kicherten. "Ja Joshua, bei dir mögen die Weichteile deine Schwachstelle sein, aber dass du keinen hoch bekommst, ist nicht unser Problem." Sofort verstummte er und wurde rot. Wieder Gelächter. Und auch ich musste Lachen. Er machte das gut. "Was könnte noch wichtig im Kampf sein?" fragte er in die Runde. "Man sollte nie von einem Plan oder aus seiner Formation abweichen, ohne es vorher abzusprechen." sagte Joshua mit fester Stimme. "Sehr gut. Wenn man einen Kampf als Gruppe führt, ist dieser Punkt von äußerster Bedeutung. Noch einer?" "Man sollte nie seinen Gegner unterschätzen." Warf Vanessa in die Runde. "Auch das stimmt. Vor allem keine Frau. Die können heimtückischer sein, als Männer. Man sollte aber auch nicht sich selbst über- oder unterschätzen. Noch was? Keiner? Nun gut noch einen wichtigen Aspekt nenne ich euch. Man sollte stets sein Ziel im Auge behalten und sich nicht von Gefühlen leiten lassen. Das macht einen verletzlich, schwach und, was uns zu unserem ersten Punkt wieder führt, unaufmerksam." Bei dem letzten Satz sah er kurz zu mir. "Gut dann lasst und nun mit ein paar Aufwärmübungen beginnen. Sit ups!" Rief er am Schluss. Wie der geborene Anführer stand er da und sah zu wie die anderen anfingen Situps zu machen. Mein Blick heftete an ihm, als er ebenfalls anfing zu trainieren. Seine Muskeln spannten und entspannten sich abwechselnd unter seiner Haut, was mich förmlich Sabbern ließ. Loki reiß dich zusammen. Dieser Mann dort, hat dich einfach links liegen lassen. Hat dich aufs Äußerste verletzt, war zu alldem egoistisch und hat mit dir gespielt. Entschlossen sah ich von ihm weg. Ich musste genauso eiskalt und hart wie er sein.

MAC TÍREWo Geschichten leben. Entdecke jetzt