"Du weißt nicht was gerade passiert ist!" begrüßte mich Simon. Oh doch, ich wusste es, aber ich wollte ihm nicht die Laune verderben. "Was denn?" fragte ich gespielt glücklich. Auch wenn mich das für ihn freute, konnte ich gerade nicht ausblenden, was eben eine Etage höher vorgefallen war. "Vanessa kam gerade zu mir und küsste mich. Stürmisch vor allen. Ich hatte schon gedacht, sie hätte es bereut das ich gekommen bin. Weil sie mir den ganzen Abend schon ausweicht. Aber da habe ich mich wohl geirrt." Diesmal stieß er mir spielerisch in die Seite. "Was ist los?" fragte er. Alle hatten ihren Blick schon zur Treppe geheftet und warteten gespannt auf die Zwillinge. Nur Simon stellte sich jetzt in mein Sichtfeld und fragte erneut. "Ach nichts. Ich will gerade nicht darüber reden." meinte ich nur. Er wollte gerade protestieren, als die Menge anfing von 10 an runter zuzählen. Er machte einen Schritt auf Seite, sodass ich gerade sah wie Miles und Vanessa oben zur ersten Treppenstufe traten und alle anlächelten. "Happy Birthday!" riefen alle im Chor und jubelten. Die Jüngeren in unserem Alter jaulten sogar, was Simon wieder dazu veranlasste sie schräg anzusehen. Erst ging Vanessa die Treppe hinab. Sie suchte jemanden und ich wusste genau wen. Als sie Simon sah, strahlte sie noch mehr und lief förmlich in seine Richtung. In seinen Armen angekommen, gluckste ein noch glücklicherer Simon. So wie ich ihren Blick sah, wurde sie tatsächlich auf ihn geprägt. Wieder sah ich nach vorne. Die Menge wurde wieder still, denn jetzt war der zukünftige Alpha an der Reihe. Jedes Mädchen im Umkreis, richtete sich nochmal die Haare, in der Hoffnung, dass Miles doch sie anstelle von Celine nehmen würde. Langsam schritt er die Treppe Stufe für Stufe hinunter. Tatsächlich ging er in meine Richtung. Alles spannte sich an seinem Körper an. Die Gesichtszüge verhärteten sich und seine Augen leuchteten. Er sah unfassbar gut aus. Sein Blick haftete auf mir, doch ich konnte ihn nicht deuten, weshalb ich eingeschüchtert ab und zu auf den Boden blickte und an meinem Strohhalm nippte. Vor uns blieb er stehen, hob seinen Arm und legte ihn auf Simon. Kurz drückte er die Schulter von ihm und grinste tatsächlich etwas. Sie wurde scheinbar wirklich auf ihn geprägt, denn sonst würde Miles diese Geste nicht machen. Simon war noch so süß und wünschte ihm noch alles Gute zum Geburtstag, wenn er wüsste worum es eigentlich ging. Dann trat er zwischen mir und Simon durch, sodass ich durch seine Statur leicht nach hinten fiel. Als ich mich in seine Richtung umdrehte, sah ich wie er vor Celine stehen blieb. Diese saß bis eben noch gelassen auf einem Barhocker in ihrem silbernen langen Kleid. Doch jetzt packte Miles sie an der Hüfte und zog sie zu sich. Wieder jubelte die Menge und applaudierte. Noch heftiger als zuvor. Außer mir. Ich schlürfte weiter mein Getränk um nicht laut loszuheulen. Miles Blick ruhte wieder auf mir. Doch ich konnte diesen nicht länger ertragen. Demonstrativ drehte ich mich um. Tja man kann halt nicht 2 Mal am Abend Glück haben. "Ich eh denke ich fahre jetzt Heim." Sagte ich zu den beiden Turteltauben neben mir. Diese lösten sich voneinander und fingen sofort an beide mit mir zu diskutieren. "Bleib doch noch wir betrinken uns und werden Spaß haben" rief Simon. Vanessa sah mich mitfühlend an. "Ich würde mich auch freuen, wenn du noch bleiben würdest." Zumindest war sie nicht sauer auf mich. Wieder jubelte die Menge. Wir drei sahen nach hinten und erhaschten noch, wie Celine Miles einen Kuss gab. Das war zu viel für mich. Tränen stiegen mir in die Augen und mein Inneres fühlte sich unwirklich an, als würde es in Zwei gerissen werden. Eine Hand fasste mich sanft an meinem Oberarm an. Nessi sah zu mir besorgt. "Loki deine Flügel." flüsterte sie. Simon konnte sie wie es aussieht nicht sehen, bemerkte aber die immer mehr werdenden Blicke in unsere Richtung. Die Menge raunte. Wer hatte denn zuletzt schon einen Engel gesehen? Beschämt sah ich zu Boden. Warum ausgerechnet jetzt tauchten diese Dinger auf. Ich murmelte noch ein gebrochenes Tschüss und lief dann zum Ausgang. Was sehr schwer schien, denn scheinbar glaubten die Werwölfe, man bekäme Glück wenn man einen Engel anfasste. Kurz vor der Tür schrie ich. "Lasst mich doch durch." Sofort wurde mir meterweit Platz gemacht. Ehrfürchtig blickten mich alle an. Das war zu viel für mich. Ich wollte nur noch Heim.
Diese verdammten Flügel ließen sich auch nicht mehr verschanzen. Ich versuchte mehrfach diese einfach in meinen Rücken wieder zu drücken, wie Oma es bei Thomson gemacht hatte. Aber ich hatte keinen Erfolg. Doch was mich noch mehr aufwühlte war mein gebrochenes Herz. Miles wurde tatsächlich auf Celine geprägt. Von nur einer Sekunde auf die Nächste liebte er jemand anderes und ich brauchte gar nicht erst hoffen, dass sich das noch mal ändern würde. So ein Bund ging ein Leben lang. Ich zog meine Absatzschuhe aus um schneller die holprige Straße hinab zu gehen. Wind peitschte den starken Regen in mein Gesicht, jedoch machte mir das nichts aus. Es blitzte und donnerte, aber ich ging einfach weiter geradeaus. Was habe ich mir nur gedacht? Lebe für den Moment Loki? Von wegen. Lieben ist scheiße und lieben tut weh. Was ist denn mit einem Engel verkehrt? War ich dadurch zu abnormal? Die dürfen doch gar nichts sagen, die verwandeln sich in haarige Werwölfe. Das ist doch viel abnormaler. Den Schmerz den ich empfand, war anders als der Verlust meiner Eltern und meiner Schwester. Man konnte ihn nicht vergleichen. Ich hatte zwar auch die Trauer aufgrund des Verlusts, aber es war ein anderer Schmerz der mich durchfuhr. Ich hasse ihn. Wie konnte er mir das antun? Wie egoistisch war es denn bitte von ihm? Von mir war es auch einfach nur dumm gewesen. Ich bin zu dumm und naiv genug um zu glauben, dass seine Liebe stark genug sei, um auf mich geprägt zu werden. Dass er dem Rudel den Rücken kehrt und sich vielleicht doch traut einen Engel zu lieben. Der Kuss den Celine Miles gab brannte sich in meine Gedanken und das fühlte sich alles so falsch an. Mir wurde schlecht und ich übergab mich. Nach einer gefühlten Stunde Fußmarsch, erreichte ich endlich die Häuser die mehr im Zentrum der Stadt lagen. Und auch schließlich Omas Haus. Ich musste ihr unbedingt von dem Vorfall mit den Flügeln erzählen. Fuck..
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MAC TÍRE
FantasiaLoki lebt seit dem Tod ihrer Eltern und ihrer Schwester aufgrund eines mysteriösen Autounfalls, mit ihrem kleinen Bruder Thomson bei deren Großmutter Trina. Jedoch ist ihre neue Heimat anders und ständig hat sie das Gefühl etwas ganz Offensichtliche...