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Noah:
Tiefe Bässe drangen aus Lautsprechern bis zu den oberen Etagen. Ich schlug mir ein Kissen über den Kopf und versuchte den Lärm zu ignorieren. Dass ich mir ausgerechnet Davids Haus als Rückzugsort ausgesucht hatte war wahrscheinlich keine gute Idee gewesen, doch brauchte ich einen freien Kopf und den würde ich im Haus meiner Erzeuger niemals bekommen.

Ich soll mich nicht anstellen, weil mich irgend ein Mädchen hat sitzen lassen. Soll vernünftig werden, wie mein Bruder und in die Verlagsbranche meines Vaters einsteigen. Ich schmiss das Kissen weg und traf ein mit Vasen beladenes Regal, welches zu Bruch ging. Wenn ich weiterhin alles zerstören würde, würde mich selbst David aus einem seiner vielen Gästezimmer schmeißen. Ich war ein elender Mistkerl.

"Noah man, hier bist du." Jacob betrat den Raum und sah mich mit gerunzelter Stirn an. "Fuck, dir geht's echt scheiße oder?" Er ging auf das breite Fenster am Ende des Raumes zu und zog die Jalousien hoch, was bei der bereits eintretenden Dunkelheit auch nicht mehr viel bringen würde. Vereinzelte Lichter schimmerten aus Davids Garten und Erinnerungen von Küssen und Berührungen schlichen sich in meinen Kopf. "Du benimmst dich wie meine verdammte Mutter."

Jacob grinste und nahm zwei Bierflaschen aus dem kleinen Kühlschrank, der direkt neben der noblen Minibar stand. Er reichte mir eins davon und setze sich zu mir aufs Bett. "Wie geht's dir Kumpel?"
Jacob war mein bester Freund aber diese wie geht's dir Kumpel Gespräche passten gerade echt nicht zu meiner Stimmungslage. "Wie solls mir schon gehen." Ich lies das Bier in meiner Hand kreisen, bevor ich es wegstellte und aufstand.

Ich ging zu dem vergoldeten Spiegel und betrachtete die mir fremd gewordene Person, die mir entgegenblickte. Tiefe Augenringe zierten mein Gesicht, meine Haare hatten noch weniger Form als sonst. Ich sah beschissen aus. "Sie ignoriert jeden meiner Anrufe, jede meiner Nachrichten. Es ist hoffnungslos. Wie oft stand ich vor ihrer verdammten Tür und besaß nicht die Eier ihr gegenüber zu treten und mich aufrichtig zu entschuldigen?" 

Jacob fuhr sich durch seine kurzen Haare und öffnete den ersten Knopf seines Hemdes. Warum heulte ich ihn hiermit voll? Er würde mir auch nicht helfen können, das würde keiner. Ich schaute auf meine offenen Verletzungen an den Fingerknöcheln. Zu viele überflüssige Schlägereien, schlaflose Nächte, Massen an leeren Bierflaschen. Was war aus mir geworden?

"Komm mit runter man, gleich werden die ersten kommen, die Jungs sind unten und bauen noch den Rest auf. Entspann dich heute Nacht, lenk dich ab und zerbrich dir nicht andauernd deinen Kopf." Ich wusste er meinte es gut, doch wusste ich nicht wie ich es schaffen sollte. "Komm schon, David stellt sogar wegen dem Wetter seinen Pool draußen zu verfügen. Es ist Halloween, hab Spaß."

Es war das erste Grinsen was sich auf mein Gesicht schlich und es fühlte sich komisch an, wie eine verloren gegangene Emotion . "Ich hab nicht mal ein scheiß Kostüm." Jacob leerte sein Bier und stand auf. "Such dir doch Irgendetwas von David. Und mach hin alter, noch ist der Pool leer."
...

Ich lief durch das Wohnzimmer hinaus auf die Terrasse, von der ich einen gesamten Überblick auf den Garten hatte. Wie immer war alles geschmückt und beleuchtete. Überall hingen gruselige gestalteten die die Gäste wohl erschrecken sollten. Es standen Boxen für Musik, endlose Flaschen an Alkohol und kleine Tische beluden mit zahlreichen Snacks und Pizzakarton herum. Eins musste man ihm lassen, David wusste wie man Partys feiert.

"Noah Bolten, sieh mal einer an. Gut siehst du aus." Brooke, Mikes früheres kleines Flittchen kam auf mich zu und fuhr mir über mein Shirt. Ich sah an mir herunter. Ich trug wie meistens auch immer eine schwarze zerrissene Jeans auf meinen schwarzen Bikerstiefeln. Ich schmunzelte bei der Erinnerung als Lia behauptete ich würde damit meine Bad Boy Vorliebe ausleben. Ich hatte auf Jacobs Vorschlag gehört und wurde in Davids Ankleidezimmer fündig. Ein ebenfalls schwarzes Shirt mit an den Armen aufgerissenen Schlitzen war nun in meinem Besitz. Ein großes weißes Skelett war auf der Vorderseite des Tshirts abgebildet und reichte meiner Meinung nach aus, um als Halloweenkostüm durchzugehen. 

Maybe a little moreWo Geschichten leben. Entdecke jetzt