Maybe a little more

20

Ich war nicht mehr fähig auch nur einen Schritt zu gehen, geschweige denn wegzusehen. Als ich Noah im Pool entdeckt hatte, blieb mein Herz für einen Moment stehen. Alle Gefühle die ich über die letze Woche so mühsam verdrängt hatte kamen mit einem mal wieder hoch. Seine bloße Anwesenheit zerstörte und erfüllte mich gleichermaßen. Ich war diesem Jungen regelrecht verfallen und ich konnte nichts dagegen tun.

Er sah so glücklich aus. Hat sich mit den anderen im Wasser betrunken, gelacht, Spaß gehabt. Seine Präsenz war so deutlich spürbar. Ihn bloß anzuschauen, seine nassen Haare, die ihm in die Stirn hingen, seine grünen Augen, sein trainierter Körper. Das alles war zu intensiv um nur irgendwie darauf zu reagieren.

Als er sich am Beckenrand angelehnt hatte, dachte ich für einen kurzen Moment er würde nur annähernd genauso empfinden. Wenigstens Reue verspüren, jegliche Emotionen zeigen. Doch wenige Momente später trank er aus der nächsten Flasche und vergnügte sich mit dem Rest unserer Gruppe. Dass ich immer noch versuchte mir einzureden, irgendetwas von ihm war echt, war vermutlich nicht vernünftig, doch Vernunft spielte schon lange keine Rolle mehr.

"Lia, kommst du?" Josh betrachte mich argwöhnisch und legte seinen Kopf schräg. Ich schmunzelte. Er war bisher so lieb gewesen und hatte mein abwesendes Verhalten gar nicht verdient. Als er vorhin in einem weißen Hemd und einem schwarzen Umhang, verkleidet als ein Vampir vor meiner Tür stand, begann der Abend wirklich gut. Vermutlich hatte ich mich sogar gefreut, endlich mal wieder raus zu kommen. Er hielt mir seine Hand hin und lächelte mich an. "Wir wollen den anderen Hallo sagen, na komm."

Ich ergriff seine Hand und ließ mich ein wenig unbehaglich von ihm durch den Garten führen. Ich wusste dass wir angesehen wurden, wusste dass die Leute redeten. Doch viel mehr beunruhigte mich das Gefühl, dass wir genau auf Noah zu gingen und dieser uns mit mörderischen Blicken betrachtete. Doch das was mir erst jetzt auffiel war, dass er ausgerechnet ein schwarzes Oberteil mit dem Aufdruck eines Skeletts trug. Ich wollte im Boden versinken und verfluchte das Schicksal für diesen Zufall.

"Hi Leute." Joshua grüßte in die Runde und legte dabei seinen Arm um meine Hüfte. Was sollte das werden?
Wir befanden uns direkt neben dem Pool, an dem mehrere kleine Sitzsäcke und Sessel an kleinen Tischen aufgebaut waren. Über uns hingen Lichterketten, die den dunklen Garten gemütlich beleuchteten und mich an den Abend an Noah erinnerten.

"Oh Hallo." Marlon kam auf mich zu und warf mir fragende Blicke bezüglich meiner Begleitung zu. Er umarmte mich und drückte mir einen weiteren roten Becher in die Hand. Ich lächelte dankbar und setze mich neben Ruby und Jacob in den Kreis. Josh öffnete sich ebenfalls ein Bier und setze sich möglichst nah neben mich. Sein Blick fiel beunruhigender Weise immer wieder auf Noah.
"Na sieh mal einer an." Ich erkannte die Stimme bevor ich mich umdrehte und die Augen verdrehte. Mike setze sich ausgerechnet mit Alice zu uns und grinste mich provokant an.
"Gut siehst du aus. Partnerlook gewählt?"
Er sah erst Noah und dann wieder mich an, während sein Grinsen immer breiter wurde. Noahs Hände ballten sich zu Fäusten und sein Kiefer spannte sich an, als würde er krampfhaft versuchen sich zurückzuhalten. "Halt einfach dein verdammtes Maul." Ich erschauderte bei seiner tiefen Stimme.

"Gut, spielen wir irgendwas." Versuchte Ruby die Situation zu retten. Ihr Stimme lallte schon ein wenig als sie sich aufrecht positionierte. Jacob legte einen Arm auf ihren Rücken und sah sie verliebt an. Ich war glücklich darüber, dass wenigstens sie auf dem besten Weg einer intakten Beziehung war.
"Wie wäre es mit Flaschendrehen?" Colin, welcher noch immer kein Shirt trug, leerte die letzen Schlücke einer Wodkaflasche und legte diese anschließend in die Mitte unseres kleinen Kreises. "Das ist doch albern." Wandte ein Mädchen mit braunen langen Haaren ein. Sie trug ein hautenges rotes Kleid und Teufelshörner. Sie sah Noah an und biss sich auf ihre vollen Lippen. "Obwohl, vielleicht ist das gar nicht so eine schlechte Idee."