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Noah:

Die Tür flog mit einem lauten Knall hinter mir zu und riss sämtliche Bücher von den daneben stehenden Regalen mit sich herunter. "Fuck!" Ich schlug auf die Wand an meinem Gästebett ein um meine Wut zu betäuben. Immer und immer wieder, bis meine Hand von dem harten Beton anfing zu bluten. Wie konnte es so weit kommen? Wie konnte Lia Joshua küssen während ich nur wenige Meter von ihr entfernt saß?

Ich ließ mich auf meine Knie sinken und vergrub meinen Kopf in meinen Armen. Ich konnte nichts dagegen tun, meine Tränen nicht aufhalten, diese Bilder verschwanden einfach nicht aus meinem Kopf. Joshua hatte es verdient, er war schon immer ein Wixxer. Er war eifersüchtig auf meine Position im Sport, eifersüchtig auf irgendwelche billigen Frauen mit denen ich früher im Bett war, aber nicht sie. Er konnte nicht das gleiche mit Lia machen, sie war anders.

Sein bewusstloses blutüberströmtes Gesicht tauchte in meinen Erinnerungen auf. Vielleicht war es kein fairer Kampf gewesen, doch jeder Schlag fühlte sich wie eine Befreiung an. Wie eine Befreiung von den Bildern mit denen er mich den ganzen Abend über gequält hatte.

"Noah, Bruder." ich sah nicht zur Tür, ich erkannte auch so Jacobs Stimme und war von vornherein davon ausgegangen dass er mir folgen würde. Ich würde immer auf ihn zähen können. Ich spürte wie er mich an meinem Shirt hochzog und auf das Bett hinter mich setze. Ich wollte nicht dass er mich so sah, so am Boden zerstört. Er würde es nicht verstehen, vor ihm war ich immer der starke Freund, der der nie etwas zu nah an sich heran ließ.

Jacob wusste nichts von der Beziehung zu meinen Eltern, das wusste keiner außer Lia, die es teilweise selbst mitbekommen hatte. Dabei waren es nicht die gelegentlichen Schläge, die ich geflissentlich verdeckte. Viel mehr waren es die Worte meines Vaters, der ständige Vergleich zu meinem älteren Bruder und das Schweigen meiner Mutter, was mich innerlich zerstörte.  

Er könnte es nicht verstehen, wenn ich wegen einem Mädchen weinte, nicht mehr in der Lage war zu essen, oder unkontrolliert auf jeden Jungen einschlug der ihr zu nah kam. Es war ein Fehler mich meinen Gefühlen ihr gegenüber zu Stellen. Es war ein Kampf den ich niemals gewinnen würde. "Ich weiß was du für sie empfindest, ich kann es zumindest nachvollziehen. Und ich weiß dass es nicht nur seit kurzem ist."

Ich verdeckte mein Gesicht nicht mehr länger mit meinen Händen und sah ihn irritiert an, als er weiter sprach. "Noah ich bin dein bester Freund, ich spüre wenn dir etwas unter die Haut geht und Amelia tut das eindeutig. Das alles begann in der Zeit als sie mit Mike zusammen kam, habe ich Recht?"

Ich nickte bloß, war zu nichts anderem in der Lage. Die ganze Zeit hatte ich geglaubt dieses Geheimnis wäre bei mir sicher und keiner würde etwas bemerken. "Ich hatte so sehr gehofft du sagst es ihr, du weißt schon nach allem mit Mike. Doch dann war sie weg und du hast dich immer mehr zurückgezogen." Ich lehnte mich zurück und schloss meine Augen. Erinnerungen dieser Zeit tauchten in meinem Kopf auf. Gefühle blanker Enttäuschung und Wut.

"Bis du angefangen hast jedes Mädchen zu ficken, was dir über den Weg lief." Er grinste und schüttelte den Kopf. "Nimm es mir nicht übel man, ich war genauso aber ich wusste, sobald sie zurückkommt wird sie alles auf den Kopf stellen." Ich wischte das Blut weg, was von meiner Stirn lief und stand genervt auf. Er hatte nicht das Recht zu sagen, wie es in meinem Leben ablief, zu sagen was vorhersehbar war und was nicht. Lia hatte mich verurteilt, hatte mir nicht die geringste Chance gegeben. Ich wusste mein Deal mit Mike war nicht gerechtfertigt und ich bereute es mehr als alles andere. Doch wie sie sich jetzt verhielt bestätigte all meine Vermutungen. Sie wäre nicht annähernd auf die Idee gekommen sich in mich zu verlieben. Ich war nur irgend ein Junge, der ihr erste Erfahrungen bot und jetzt würde sie diese bei Joshua suchen.

Maybe a little moreWo Geschichten leben. Entdecke jetzt