Meriana setzte sich auf eine kleine Erhöhung.
Sie dachte an Yavor. Als sie von den Spinnen angegriffen worden waren, konnte er sich befreien, doch danach hatte sie ihn nicht wieder gesehen. Sie hoffte so sehr, dass er noch lebte.
"Alles in Ordnung? Warum so traurig?"
Ihre Schwester hatte sich neben sie gesetzt.
"Was wenn Yavor etwas passiert ist? Ich habe ihn verloren. Was wenn er uns nicht wieder findet?" Sie hatte Angst um ihren kleinen Freund. Schon allein deswegen, dass sie ihn durch all dem Chaos fast vergessen hatte. Sie stand auf und lief hin und her.
"Amilia, es ist meine Schuld. Er war doch noch nicht ganz wieder gesund."
"Er ist ein Falke, Meriana. Er weiß wo wir hinwollen und er ist klug genug es zu finden. Ihm geht es gut, ganz sicher. Ich denke er wird-" Doch weiter kam sie nicht, denn ein Krächzen von oben unterbrach sie.
Die Schwestern und die anderen Zwerge sahen auf. Ungläubig sah Meriana auf den braunen Fleck der näher kam. Immer schneller kam er hinab gesaust.
Die Zwergin lachte vor Erleichterung auf, als sie ihren kleinen Gefährten erkannte. Doch der kam immer schneller hinab gesaust und stürzte prompt in sie hinein, so das sie ein paar Schritte nach hinten taumelte. Voller Freude drückte sie ihn an sich.
Manche der Kameraden sah verwirrt aus, andere lachten. Gloin oder Dwalin brummten nur missmutig.
Aber Meriana war das egal. Sie war unglaublich froh ihren Freund wieder zu haben.
Mit ausgestreckten Armen hielt sie ihn vor sich.
"Yavor ich habe dich so vermisst!"
Und wieder drückte sie ihn an sich. "Schon gut, schon gut. Meri, ich bekomme keine Luft. Du zerquetscht mir mein Gefieder", krächzte der junge Falke und Meriana löste die etwas zu fest Umarmung.
"Geht es dir gut? Wo warst du? Es tut mir so unendlich leid!"
"Alles gut, meine Freundin. Mir geht es hervorragend. Ich bin den Spinnen entkommen. Eigentlich wollte ich euch wieder finden, doch dass war schwieriger als gedacht, denn irgendwelche seltsamen Spitzohren haben euch mitgenommen und euch in eine Festung gebracht in die ich nicht gelangte. Aber in der Nacht sah ich von weitem die Orks. Sie schienen irgendetwas zu planen. Und da sie euch verfolgten, bin ich ihnen gefolgt und am Ende hab ich gesehen wie ihr mit den Fässern den Fluss runter geströmt seid. Ihr wart nur zu schnell, also bin ich einfach dem Flussverlauf gefolgt. Zum Glück habe ich euch gefunden", krächzte Yavor. Meriana hatte ihn derweil auf den Rand des Kahns abgesetzt. Sie selber saß daneben und hörte ihm zu. Für die Außenstehenden mochte das ein wenig seltsam wirken, aber das sie sich mit dem Falken zu unterhalten schien, war nichts neues mehr. Die meisten hatten es gutmütig als eine Art Macke abgestempelt, dass Meriana einfach eine große Tierliebhaberin war.
Sie streichelte dem Falken über den Kopf.
Ich bin so froh, dass du uns gefunden hast. Jetzt ruh dich aus." Der Falke nickte nur darauf und folgte dem Ratschlag. Den ganzen Tag war er nur geflogen, ein wenig Schlaf konnte nicht schaden.
Sie fuhren schon eine ganze Weile und es wurde immer nebliger.
Meriana wurde allmählich etwas langweilig, da die Aussicht nicht viel Abwechslung zu bieten hatte. Also stand sie auf und ging weit nach hinten, da wo Bilbo stand. Er schien sich mit dem Kahnführer zu unterhalten.
"Und wie ist Euer Name?", fragte der Hobbit. Er schien gut mit dem Mann klar zu kommen, im Gegensatz zum Rest der Zwerge.
"Bard", antwortete er schlicht. "Ich lebe schon lange in der Seestadt. Um genau zu sein, mein Leben lang."
"Wie ist die Seestadt so?", mischte sich nun Meriana in das Gespräch ein.
Bard sah kurz zu ihr, ehe er wieder gerade aussah.
"Nicht besonders prachtvoll, falls ihr das meint. Die Leute dort leben nicht sehr gut. Es hat sich seid damals nicht viel getan." Man sah den Schmerz in Bards Augen.
Seid damals. Seid Smaug alles zerstört hatte. Der Gedanke an den Drachen ließ Meriana schaudern. Er war noch immer da. In dem Berg. Und sie würden sich ihm stellen müssen ohne dass er erwachte.
Doch ehe sie noch etwas sagen konnte, riss Bard das Ruder herum.
Erschrocken kippte sie etwas zur Seite. Das Boot war nur dicht einem riesigen Felsen der aus dem Wasser ragte, ausgewichen.
"Was habt Ihr vor? Wollt Ihr uns ertränken?", rief Thorin vorwurfsvoll.
"Ich bin in diesen Gewässer geboren und aufgewachsen, Meister Zwerg. Wollte ich euch ertränken, würde ich es nicht hier tun."
"Dieser vorlaute Seemensch. Ich sage wir werfen ihn über Bord, dann ist Ruhe!", sagte Dwalin. Mittlerweile war Meriana mit Bilbo wieder nach vorne gegangen. Sie setzte sich zu ihrer Schwester und lehnte sich an die Bootswand.
"Bard, der Mann heißt Bard", ward Bilbo ein, klang schon fast genervt von dem Verhalten der Zwerge. Kein Wunder, sie vertrauten einfach niemanden.
"Woher weißt du das?", fragte Bofur neugierig.
"Hmm, ich habe ihn gefragt.
Meriana seufzte und verdrehte die Augen. Manchmal fragte sie sich wirklich ob sie wirklich zu der Spezies Zwerg gehörte. Sie waren unhöflich und auch nicht immer sehr intelligent. Aber gut, es waren Ausnahmen. Die gab es überall.
"Ist mir egal wie er heißt, ich kann ihn nicht leiden", brummte Dwalin.
"Wir müssen ihn nicht leiden können, wir müssen ihn nur bezahlen." Balin zählte die Münze nach die die Zwerge schon auf dem kleinen Holztischchen nieder gelegt hatte. Meriana hatte leider ihren Beutel verloren. Wo genau, wusste sie nicht mehr.
"Na los Jungs, krämpelt eure Taschen um", forderte Balin die anderen auf.
"Woher wissen wir, dass er uns nicht hintergeht?", fragte Dwalin an Thorin gerichtet.
"Gar nicht." Der Zwergenkönig blickte zum Kahnführer. Er war misstrauisch, wie eh und je. Aber er wusste, es blieb ihnen nichts anderes übrig.
"Es gibt ein Problem. Uns fehlen zehn Münzen", meldete sich nun Balin zu Wort. Doch anscheinend schien keiner mehr etwas zu haben. Thorin allerdings sah abwartend zu Gloin hinab.
"Gloin. Komm schon, gib uns was du hast." Er sah den Zwerg auffordernd an.
Der jedoch sah ungläubig zurück.
"Seht mich nicht so an! Diese Reise hat mich völlig ausbluten lassen." Er hob seinen Zeigefinger.
"Und was hab ich für meine Aufwendung bekommen? Nichts als Kummer, Elend und"
Doch keiner hörte ihm mehr zu. Sie alle waren aufgestanden und sahen in die Ferne. Meriana konnte es nicht fassen was sie da sah.
Dort lag er, der Berg. So nah hatte sie ihn noch nie gesehen.
Auch die anderen sahen ehrfürchtig zu ihm.
"Bei meinem Barte. Nehmt es, nehmt alles." Gloin warf einen ganzen Sack voller Münzen auf den Tisch. Jetzt wo er sah, wie nah sie doch dem Ziel waren, hatte er all das, was sie durch machen mussten vergessen. Es war jetzt nichts mehr wichtig, als den Berg zu erreichen.
Bard kam nach vorne geeilt. "Das Geld, schnell, her damit!", drängte er.
"Wir werden Euch erst bezahlen, wenn wir unsere Vorräte haben", antwortete Thorin jedoch kühl.
"Wenn euch eure Freiheit lieb ist, tut ihr was ich sage", sagte Bard eindringlich. "Da vorne stehen Wachen." Er nickte geradeaus.
Und tatsächlich. Dort lagen wenige Häuser und Menschen liefen auf den Stegen herum. Ein Mann hatte den Kahn schon gesehen und teilte dies seinen Kollegen mit.
Als sie näher kamen, erkannte Meriana dass diese kleine Häuserinsel nur vor der viel größeren Stadt, der Seestadt lag.
"Los schnell, darein!", herrschte Bard die Zwerge nun und deutete auf die Fässer. Diesmal protestierte keiner, denn sie wussten, sie durften nicht gesehen werden.
Meriana hatte diesmal einen Fass für sich alleine. Ihr Falke saß über ihr auf einem Mast und hatte sie im Blick.
Sie lugte aus dem Loch in de Fasswand, aber konnte nicht viel erkennen, was da vor sich ging.
"Was macht er da?", hörte sie Dwalin fragen.
"Er redet mit jemanden", antwortete Bilbo. "Jetzt zeigt er direkt auf uns!", rief er schon fast panisch. "Jetzt geben sie sich die Hand."
"Was?", fragte Thorin ungläubig.
"Verräter. Er wollte uns ausliefern!" Dwalin kochte vor Wut.
Doch die Zwerge hielten inne, als sie seltsame Geräusche näher auf sich zukommen hörten. Meriana hielt den Atem an. Was wenn sie sie jetzt entdeckten? Hatten sie eine Chance zu entkommen?
Doch schon fiel auf die Zwerge etwas hinab. Die Leute schütteten Fische auf sie herauf und befüllten somit die Fässer. Das stank so widerlich. Meriana fragte sich, ob sie so lange überhaupt es aushalten konnte. Die Luft war so schlecht. Und der Gestank ließ es ihr wieder hoch kommen, selbst wenn es schon fast zwei Tage her war, dass sie gegessen hatte.
"Still jetzt!" Bard trat an eines der Fässer. "Wir kommen ans Zolltor."
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A Story about Adventure I - der Hobbit FF
Fanfiction2 Teiler (1.+2. Band) Meriana, eine Halbzwergin des Ered Luin. Klein und stur, aber mit großem Herz. Sie sehnt sich nach den Abenteuern und der Freiheit, was für sie so fern scheint. Als sie dann von dem schrecklichen Tod ihrer Mutter erfährt und si...