Drei

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Ich weiß noch wie ich die Analyse von JuliensBlog über Sun Diego's Album gesehen habe und mich fragte, warum er es so schlecht redete. Die Ausschnitte die er zeigte waren für mich gute Texte mit gutem Beat und Autotune. Damals habe ich mir das Album nicht angehört sondern einfach nur Julien's Video gesehen und mir nicht weiter drüber Gedanken gemacht ... naja, wie findet ihr die FF bis jetzt? Lasst doch ein paar Kommentare da :)
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Ich konnte mich im Fitnessstudio kaum konzentrieren. Seitdem ich gestern Abend abgelehnt habe, bei Dimitri mitzufahren, frage ich mich ob es die richtige Entscheidung gewesen war.
Hätte ich einsteigen sollen? Aber ich kenne ihn ja nicht. Immerhin war er auch in der Selbsthilfegruppe. Dennoch, das war ich ja auch ...
Tausende male spielte ich unsere Konversation in meinem Kopf durch und konnte mich einfach nicht für einen optimalen Verlauf entscheiden.

Ich kicke einen Stein der mir im Weg liegt kräftig weg. Ich beobachte ihn dabei, wie er über den Asphalt schlittert, unpassend springt und einem Mädchen, welches sich gerade die Schuhe bindet an den Kopf knallt.
Ich bleibe wie angewurzelt stehen, ziehe meine Kopfhörer aus meinen Ohren und sehe sie unentschlossen an.
"Autsch! Verdammte scheiße, was ..." Sie sieht auf und direkt in meine Augen. Noch immer kann ich A.C.A.B durch meine Kopfhörer hören, die nun wieder lose aus meinem Hoodie baumeln. "Mädchen, wast du das?", fragt sie nun in einem asozialen Unterton und ich bemerke, wie Wut in mir aufsteigt.
Ich beherrsche mich und gehe auf sie zu. Der Stein hat kaum mehr als eine kleine Schramme hinterlassen. Nichts, das ernsthafte Schäden hervorrufen könnte.

"Tut mir leid. Ich konnte nicht wissen dass der Stein direkt jemanden trifft.", entgegne ich ruhig und möchte ihr entschuldigend die Hand hinhalten, welche sie jedoch unfreundlich wegschlägt.
"Ja klar, das kannst du dir sparen!", zischt sie mich an und richtet ihre billige Handtasche.
Innerlich brodelt es in mir bereits. Ich kann mich kaum zurück halten, weshalb ich mich von ihr abwende und weiter die Straße entlang laufen möchte.

"Ey, Bitch! Ich bin noch nicht fertig!", schreit sie mir nach und ich kann klar hören, wie sie hinter mir auf den Boden spuckt.
Ich sehe sie zwar nicht, doch ich kann nicht anders.
Mit einem Ruck drehe ich mich um während ich meine Hände zu Fäusten balle und auf sie zu gehe.
"Ey, Bitch!", ahme ich sie nach, während nur noch zwei Schritte zwischen uns sind. Ich sehe sie mit ihren billig gemachten Fingernägeln, enger Jeans, knappem Top zu viel Make-Up und geglätteten Haaren und mein Hass steigt weiter an. "Jetzt hast du einen Grund deine Fresse untersuchen zu lassen!", schreie ich sie an und bevor sie auch nur reagieren kann landet meine Faust in der Mitte ihres Gesichtes. Ich spüre wie ihre Nase meiner Hand nachgibt, doch meine Wut ist noch lange nicht abgeklungen.

Entsetzt fasst sie sich an ihre Nase und sieht zu mir auf. An ihren Händen klebt Blut, was aus ihrer Nase läuft. Sie setzt zum schreien an, als ich ihr einen Schlag gegen die Schläfen verpasse und sie zu Boden geht.
Immer mehr Menschen um mich herum bleiben stehen doch keiner sieht es ein der Nutte zu helfen, die nun vor mir auf dem Boden gekrümmt liegt.
Gerade als ich dazu ansetzen möchte, mich hin zu knien um ihr den Gnadenstoß zu geben halte ich in der Bewegung inne, als ich sehe wer in der Menge steht.

Dimitri steht mit hochgezogener Kapuze und Sonnenbrille unscheinend zwischen einigen Leuten und sieht mich mit einem leichten Lächeln an.
"Heute ist dein Glückstag, du Nutte.", zische ich der mittlerweile heulenden Tusse auf dem Boden zu und stehe auf, stöpsle meine Kopfhörer wieder in meine Ohren.

"Die Show ist vorbei ihr Penner! Kümmert euch um euren eigenen Scheiß!", schreie ich und drehe KILLA laut ehe ich losrenne. Aus der Menschenmenge heraus und weiter die Straße hinunter, an meinem Haus vorbei und raus in die Vororte.
Falls jemand die Polizei gerufen hatte, werden sie mich wohl als erstes bei mir zu Hause suchen.
Mein Herz rast und meine Hand pulsiert. Erst jetzt bemerke ich, dass an meinen Knöcheln Blut klebt, welches ich sofort unbeholfen abwische.

Ich hatte mir selbst versprochen nicht mehr so zu sein! Wieso konnte ich nicht einmal meine eigenen Versprechen halten? In einer etwas dunkleren Seitengasse gehe ich in die Hocke und werfe meinen Kopf in meine Arme. Mein Atem geht schwer und ich muss wie so oft schon in meinem Leben reflektieren was gerade wieder geschehen war.
Hatte sie es verdient? Bin ich zu weit gegangen? Ich war mir nicht sicher.
Unbewusst rappe ich mit als SpongeBOZZ "...es wird dunkel draußen, Junkies spritzen Shore in die Venen." rappt und beruhige mich wieder.
Einige Male hole ich tief Luft ehe ich meinen Kopf wieder hebe und beinahe wieder jemanden verletze.
Da ich so laut Musik höre und meinen Kopf auf meinen Armen aufgelegt hatte, habe ich nicht gehört wie ein Wagen auf der anderen Seite der Straße geparkt hatte und nun jemand vor mir steht.

Hastig ziehe meine Kopfhörer wieder aus meinen Ohren und sehe nun erst wirklich wer vor mir steht.
"Der Nutte hast du's aber richtig gegeben.", lacht Dimitri und hält mir eine Hand entgegen, an der ich mich nach oben ziehe.
"Danke.", sage ich leise und möchte wieder weitergehen, als er mich an meiner Schulter zurückhält.
"Hey, wo willst du hin? Glaubst du etwa ich bin umsonst hier in die Gettos gefahren?", sagt er und ich kann ihn dabei förmlich grinsen hören.
"Was soll das heißen?", frage ich und tue auf interessiert während ich wieder auf ihn zugehe.
"Soll heißen dass ich dich jetzt heim fahren werde. Keiner hat die Bullen angerufen, keine Sorge. Dich sucht keiner.", versichert er mir und deutet auf seinen schwarzen Wagen. Erst bei genauerem Hinschauen erkenne ich, was für einen Wagen Dimitri da fährt.

"Scheiße, das ist'n Lamborghini Gallardo.", sage ich erstaunt und sehe in Dimitri's stolzes Gesicht. "Der kostet verdammt viel. Bist du Millionär oder so?", frage ich ironischerweise.
"Wow, du scheinst mehr über den Wagen reden zu wollen als mit mir selbst.", merkt Dimitri an als er die Flügeltüren öffnet und wir uns in seinen überaus teueren und krass geilen Wagen setzen.
"Nein, ich arbeite in einer Autowerkstatt, deshalb versteh' ich ein wenig was von Autos. Das hier ist was besonderes.", entgegne ich und gleite mit meiner Hand über das Armaturenbrett.

"Also, ich fahr dann mal. Sag mir einfach wo lang.", wirft Dimitri ein und ich nicke schweigend während der Motor zum Leben erwacht und ich es mir verkneifen muss nicht auszurasten.
Die Fahrt an sich verläuft ruhig, doch die Stille im Wagen ist nicht eine dieser unangenehmen Stillen, sondern eine in der man sich dennoch wohlfühlen kann.
Alles was man hören kann ist der Motor, der ab und zu aufheult wenn Dimitri beim anfahren nicht gleich hochschaltet, sodass man hören kann wie teuer sein Wagen wirklich ist.
Ich bin neugierig und überzeuge mich beinahe selbst, ihn danach zu fragen, doch dann hält der Lamborghini und sein Motor erlischt.

Zuerst begreife ich es nicht, doch dann bemerke ich, dass wir schon lange an meiner Wohnung angekommen sind. Dimitri hatte sich meine Beschreibung gemerkt und gleich den richtigen Wohnblock angesteuert.
"Was? Ist das hier nicht richtig?", fragt er nun leicht unsicher und ich schüttle meinen Kopf.
Ich war zu entspannt um zu merken, dass wir bereits da waren.
"Nein, sorry. Ist schon richtig." Ich öffne die Flügeltür des Gallardos und drehe mich noch einmal zu Dimitri, der mich schief anlächelt. "Danke für's mitnehmen.", sage ich und steige aus.
"Bis Freitag.", höre ich Dimitri noch sagen.
Ich schließe die Türe wieder und grinse ihn mit dem selben Lächeln durch die Scheibe an ehe er an der nächsten Seitenstraße abbiegt und nicht mehr zu sehen ist.

Streetfighter - SpongeBOZZWo Geschichten leben. Entdecke jetzt