Vierunddreißig

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Ich öffne meine Augen und bin erstaunt, dass ich weder Kopfschmerzen, noch andere Beschwerden habe, was normalerweise immer so ist, wenn ich ausgegangen bin.
Zuerst realisiere ich nicht, wo ich bin, bis ich mich umsehe. Ich bin weder zuhause, noch bei Dima.

Wir sind noch immer bei Julien und wir alle sind noch immer auf der Couch.
Ich lehne meinen Kopf auf die andere Seite und sehe sowohl Julien, als auch Dima. Beide schlafen, Dima's Kopf auf Julien's Schulter und Julien, der sich auch an Dima lehnt. Bei diesem Anblick muss ich grinsen, da sie einfach zu süß aussehen.
Ich möchte aufstehen, und bemerke, dass Dima's Hand auf meinem Oberschenkel liegt, welche ich langsam hebe, um aufzustehen.
Ich sehe mich um, in der Hoffnung, das Badezimmer zu finden und werde fündig, ohne dabei in Julien's Zimmern herum zu schnüffeln.
Dort angekommen schaue ich in den Spiegel, binde meine Haare zu einem Zopf zusammen und wasche mir mein Gesicht.

Wenige Minuten später höre ich, wie Dima meinen Namen ruft.
Schnell mache ich mich fertig und komme aus dem Badezimmer, zurück in das Wohnzimmer.
"Tut mir echt leid, dass ich einfach so gegangen bin. Aber ich wollte euch nicht aufwecken. Schließlich hab' ich das Bad dann doch gefunden. Keine Sorge, ansonsten war ich nirgends.", verteidige ich mich gleich freundlicher Weise, als ich die beiden wieder sehe, während sie aufstehen.
"Kein Problem, meine Liebe.", sagt Julien und ich bin erstaunt über seine herzlichen Worte, was ihm aber auch ein betonten Blick von Dima einfängt.
"Also, wie sieht es aus? Wollt ihr beide Frühstück?" , fragend sieht er uns beide an und ich nicke.
"Sowas werd' ich wohl nicht ausschlagen."

Erstaunlicher Weise macht sich Julien extra Mühe und stellt uns nicht einfach nur Brot mit Aufstrichen auf den Tisch, sondern schneidet uns auch Obst klein und stellt es in Schalen vor uns hin, bevor er Kaffee aufkochen lässt.
"Ich wusste gar nicht, dass du jetzt so auf deine Ernährung achtest.", bemerkt Dima und sieht Julien fragend an.
"Menschen ändern sich, mein Lieber."
Ich könnte mich versehen haben, doch ich glaube, dass Julien gezwinkert hatte, was Dima nun zum Lachen bringt. "Seit wann geht denn das schon so? War ich schon so lange nicht mehr hier?"
Er stellt die Tassen auf den Tisch und schenkt uns allen ein. "Ja, um ehrlich zu sein warst du echt schon lange nicht mehr hier."

Irgendwie fühle ich mich schlecht. Immerhin kann ich genauso der Grund sein, weshalb ihre Freundschaft nicht mehr so aktiv ist wie zuvor. Doch ich wage es nicht, etwas einzuwerfen und esse mein Brot, während ich Ihnen zuhöre.
"Sorry deswegen. Bin gerade wieder dabei, ein paar Tracks zu schreiben. Natürlich hab ich das noch nicht öffentlich gemacht, aber ich habe ja auch noch 'nen neues Hobby, wie du mittlerweile mitbekommen hast.", erklärt Dima während sich nun auch Julien zu uns an den Tisch setzt.
"Ich hab's mitbekommen. Kämpfe, hm? Wo sind dann die blauen Flecken?", hinterfragt Julien.
"Die meisten Schläge gehen gegen den Körper, worüber ich ziemlich froh bin. Manche Kämpfer sehen das aber nicht so. Dann musst du blocken.", erläutert Dima ihm und innerlich stimme ich ihm zu.

Ich selbst hatte schon die Erfahrung mit einem Kämpfer gemacht, der nur Schläge gegen Gesicht und Kopf ausgeteilt hatte. Es war einer dieser Kämpfe, bei denen alles erlaubt war, weshalb ich dagegen nichts sagen konnte und selbst meine Wege finden musste, um ihm entgegen zu wirken.

"Gewonnen hast du ja anscheinend. Du scheinst kaum schmerzen zu haben. Immerhin liegt der letzte Kampf noch nicht lange zurück, oder?", fragt Julien und sieht Dima an.
"Ja. Ich hatte auch eine gute Trainerin. Mikey hat deutlich mehr Erfahrung und Reflexe wie ich, weshalb ich das schnell lernen musste, sodass ich auch eine Chance habe." Dima sieht mich grinsend an.
"Da kann ich dir nur recht geben. Immerhin musste ich es selbst auf die harte Tour lernen.", bestätige ich seine Aussage und nicke.
"Ich bräuchte selber mal ein paar Kampftechniken wenn ich mal wieder in einen ungewollten Straßenkampf gerate.", kommentiert Julien beinahe belanglos.
"Was? Wieviele waren es?", platzt es aus mir heraus, bevor ich mich zügle. "Tut mir leid, so direkt wollte ich nicht sein."
"Nein, alles gut. Es waren mehrere. Sicherlich fünf oder sechs Kerle. Haben mich niedergeschlagen und liegen gelassen. Bin glimpflich davongekommen. Ein paar Prellungen schlimmsten Grades und einige Schnittwunden.", winkt Julien ab.
"Krass. Was für Feiglinge es auf dieser Welt doch immer gibt. Tut mir leid das zu hören. Aber ich denke, du hast dich gut erholt?", frage ich nach und bekomme ein bestätigendes nicken zur Antwort.
"Ja, klar. Ich bin gut durch die Zeit danach gekommen. Ich hatte aber auch Hilfe und Unterstützung, ohne die ich es nicht geschafft hätte."
"Ich hoffe es doch." Wie aus dem nichts läuft plötzlich Julien's Hund Mika in den Raum und kommt schwanzwedelnd auf mich zu. Grinsend streichle ich sie, bevor sie sich zufrieden in ihr Körbchen legt.

"Sie scheint dich zu mögen.", meint Julien dann und beobachtet seinen Hund noch eine Sekunde, bevor er sich zu mir wendet.
"Ich hätte als Kind selbst immer gerne einen Hund gehabt. Leider hatte ich nie die Möglichkeiten dazu.", sage ich und versuche nicht in Erinnerungen abzudriften.
"Ging mir genauso. Deshalb hab' ich jetzt einen." Julien lacht und ich muss selbst grinsen.

Bevor ich etwas sagen kann, spüre ich mein Handy vibrieren und ziehe es aus meiner Tasche. Fast zeitgleich greift Dima nach seinem eigenen Handy und sieht mich an, bevor er es aus seiner Hosentasche zieht.
Ich grinse. "Ich denke, wir haben wieder einen neuen Termin, um Leute zu zeigen, was wir so drauf haben."
"Ich hab auch das Gefühl. Hoffentlich kann ich dieses Mal selbst in den Ring gehen, und dir nicht nur dabei zusehen.", sagt Dima grinsend und sieht auf das Display.
"Samstag. Abends.", denke ich laut.

"Hab' ich was verpasst?"
Beinahe hatten wir beide vergessen, dass Julien noch nichts von unserem Benachrichtigungssystem weiß.
"Oh, wir bekommen immer per SMS mitgeteilt wann der nächste Kampf ist.", klärt Dima seinen Kumpel auf.
Während Julien etwas sagt, kommt bei mir jedoch eine zweite Nachricht ein, die komischerweise von Dima ist. Ich lasse mir dennoch nichts anmerken und öffne sie.

Ich habe dir Rache versprochen, und die werden wir heute noch bekommen. Einer meiner Freunde hat mir verraten, wo wir den Mistkerl finden, der dir das angetan hat. Sag' nur nichts laut. Julien sollte davon nichts wissen. Wir beide ziehen das durch und ich habe auch schon einen Plan.

Ich antworte, ohne dabei etwas laut zu sagen, so wie Dima es mir geschrieben hatte.

Ich bin dabei. Sag' mir später was ich tun soll und ich tue es.

Ich sehe, wie Dima einen Moment lang auf sein Display sieht und grinst, bevor ich eine neue Nachricht bekomme.

Wirklich alles?

Nun bin ich diejenige, die grinst.

Streetfighter - SpongeBOZZWo Geschichten leben. Entdecke jetzt