Die Strafe (9)

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Dieser Vollidiot. Als ob ich etwas großes verlangt habe. Auch wenn ich nachhause geschickt werde ist es mir egal. Wenn ich wegen so einem Grund nachhause geschickt werde, ist es die dümmste Organisation überhaupt.

Ich ging genervt zurück ins Zimmer und sah, dass ich einen verpassten Anruf von Betül hatte. Ich rief sie zurück an und es piepte einige male. »komm schon« flüsterte ich. »Hallo?« Betüls Stimme war rau. »Heyyy. Oh Gott hab ich dich vermisst« sagte ich und hielt das Telefon nah an mein Ohr. »Wie gehts dir?« fragte sie. Ich konnte nicht anders und fing an zu schluchzen »Ich vermisse euch.. i-ich fühl mich garnicht wohl hier« ich erzählte ihr einige Storys und merkte garnicht, dass mein Guthaben leer ging. »Ssscheisse!« zischte ich und tippte auf meinem Handy rum. Jetzt konnte ich nicht mehr auf Whatsapp und auch nicht mehr anrufen. Ich ging genervt schlafen.

Am nächsten Morgen wurden wir durch erneutes Klopfen an der Tür geweckt. »Aufstehen!!« schrie die Gruppenleiterin. Ich streckte mich im Bett aus und blinzelte. Alle waren bereits wach. Lag vielleicht daran, dass ich Abends noch länger wach war. Ich stand auf und putzte mir die Zähne. Anschließend zog ich mir meinen grauen Niqab über und ging mit den Mädels zum Frühstück.

Im Aufenthaltsraum war nicht viel los, da wir zu spät zum Frühstück gegangen sind. Ich aß meinen Müsli und hörte den Mädchen beim diskutieren zu. Diesmal war es das Thema Beziehung. »Ich finde hier sollte man in keine Beziehung eingehen« sagte Miray. »Ist ja jedem selbst überlassen« erwiderte Tuna. Natürlich in Hinblick auf ihren Khalil. Obwohl sie nur einen Satz miteinander ausgetauscht haben. Anscheinend war es Liebe auf dem ersten Blick. Ganz in meinen Gedanken vertieft, sah ich nicht wie die Gruppenleiterin auf uns zu kam. »Wer von euch ist Mediha?« die anderen schauten zu mir. Ich schaute sie verwirrt an. »Du wurdest gestern Nacht gemeldet. Unbefugtes rausgehen. Stimmt das?« ich hatte meine Müsli noch im Mund und schluckte diese »Ja, aber sie müssen verstehen mein Han-« , »Du weisst, dass du gegen die Regel verstößt. Du musst heute im östlichen Dorf Müll einsammeln. Malik wird dich begleiten.« Sie drückte mir eine Müllzange und einen Sack in die Hand. Ich schaute sie fassungslos an. Die Mädchen versuchten ihr lachen zu verkneifen. »Echt lustig« sagte ich und stand auf.

Ich ging raus und sah, wie 'MALIK' auf mich wartete. Ohne ein Wort zu sagen ging ich an ihm vorbei in Richtung Dorf. »Nicht so schnell« rief er mir hinterher. Er holte mich ein. »Was? Bist du jetzt glücklich?« fragte ich ihn und gab ihm einen genervten Blick. »Glücklich?« er hob seine Augenbraue. Das war übrigens sein 'ich bin cool' Blick. »Jetzt tu nicht so! Du hast mich doch gemeldet!«. Malik lief neben mir her »Wir wurden gemeldet. Nicht du.« ich war verwirrt »Hä?«. Er fuhr fort »Weil ich dich nicht gemeldet habe, wurde ich auch gemeldet.« Endlich hat er auch seine gerechte Strafe bekommen. Innerlich triumphierte ich. Als wir ankamen pickte ich bereits die ersten Plastiktflaschen und leere Tüten auf. Ich ekelte mich schon ein wenig, da ich nicht wusste was vorher damit geschah. Malik betrachtete das Szenario von weiter hinten. »Was guckst du so doof? Hilf doch mit« sagte ich, während ich mich hinkniete um etwas aufzusammeln. Er grinste »Schon gut« Ich hielt den Müllsack auf und er sammelte den Müll ein. Wir schwiegen.

Nach einer Weile fragte ich ihn »Warum hast du mich eigentlich nicht gemeldet?«. Er zuckte mit den Schultern »Habs wohl vergessen« Ob er die Wahrheit sagte? Aber wieso würde er freiwillih eine Strafe bekommen wollen? Wir schwiegen erneut bis wir fertig waren.

Wir waren kurz vor dem Eingang des Aufenthaltsraums »Du bist garnichtmal so schlimm« sagte er und sah mich von der Seite an. Ich verdrehte bloß die Augen »oder bist du es doch?« fragte er lachend. Ich wollte ernst bleiben doch ich musste schmunzeln und schubste ihn leicht zur Seite »Ich bin dein größter Alptraum« antwortete ich und ging rein und suchte die Mädels.

Sie sahen, wie wir beide miteinander geredet haben und schauten mich erwartungsvoll an.
»Medihaaa? gibts da was zu erzählen« ich  schüttelte den Kopf »Er ist ein Idiot«.

In Schutt und AscheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt