Abgehauen (47)

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Ich wählte Maliks Nummer und rief ihn an »komm schon- geh ran« ich kniete mich auf den Boden und wischte mir mit der anderen Hand die Tränen weg. »Hallo?« , »Malik-« ich fing an zu schluchzen und konnte nicht mit weiter reden. »Was ist los? Mediha?«

Plötzlich knallte es gegen meine Tür »DU WIRST DEIN KOPFTUCH AB JETZT NICHT MEHR TRAGEN! DU WIRST DIESEN JUNGEN NICHT MEHR SEHEN! WIR HABEN DICH NICHT ZU EINER TERRORISTIN ERZOGEN!« , »LASST MICH IN RUHE!!!!!« ich schrie die Tür an und hielt mein Handy zu, damit Malik es nicht hörte. »MEDIHA?! Was passiert da?« , »Ma-Malik.. ich muss weg von Zuhause« flüsterte ich schluchzend ins Telefon.

»Spinnst du? Was ist los? Wo willst du hin? Rede mit mir Mediha!« , »M-Meine -Meine Eltern- Malik ich m-muss weg« , »Was regst du mich auf? Erzähl mir sofort was los ist?! Ich schüttelte mit dem Kopf, als würde er es sehen. Anschließend suchte ich die größte Handtasche, die ich besaß und schmiss sie auf mein Bett. Dann schmiss ich ein paar Klamotten rein und saß auf dem Bett.

»Malik, ich muss hier weg« Ich verzog mein Gesicht und wischte mir erneut die Tränen weg. »Ich komme dich abholen« er legte auf. Ich zog den Reißverschluss meiner Handtasche zu und ging zur Tür. Es war dunkel und ruhig Zuhause. Meine Eltern waren wahrscheinlich im Schlafzimmer. Ich ging in großen Schritten und langsam zur Haustür. Vorsichtig drückte ich den Türgriff runter und schloss sie hinter mir wieder zu.

Als ich draußen war rannte ich in die Richtung, in der Malik mich immer rausließ. Ich schaute immer wieder nach hinten, um sicherzugehen dass meine Eltern nicht rausguckten. Ich beruhigte mich bereits, da der Adrenalinspiegel in mir stieg.

Als ich ein Autolicht auf der Straße sah, hielt ich inne. Es war Maliks Auto. Er bremste ab und ich stieg sofort ein »Fahr los, sofort!« , »Wohin, Mädchen? Wir sind nicht in Fast and Furious. Wo willst du hin?« , »MALIK FAHR LOS! IRGENDWOHIN!« ich schrie ihn an und mir schossen die Tränen wieder hoch. Er nahm meine Situation nicht ernst.

Er fuhr los und schaute mich ständig von der Seite an »Kannst du mir endlich sagen, was los ist?« Ich grub meine Hände in mein Gesicht »Meine Eltern wissen von uns« , »Ich schätze mal, dass sie es nicht akzeptieren. Sonst wärst du nicht hier, oder?« er klang enttäuscht. Ich schüttelte mit dem Kopf und schaute auf den Boden »N-Noch schlimmer..« , »Sag doch! Man, du machst mich wütend« , »Sie- wollen dass ich mein Kopftuch absetze und- sagen, dass ich eine Terroristin bin und- dass ich dich nicht mehr sehen darf- und-« , »Reicht. Wir fahren zu mir« Er wendete mit einer scharfen Kurve das Auto und fuhr mit Vollgas.

Ich schaute ihn erschrocken an »Schatz, das können wir nicht machen. Dreh um! Malik dreh um! Malik!« Ich schaute ihn wütend an. Er schüttelte den Kopf und starrte leer auf die Straße. Er schien in Gedanken zu sein und wollte nicht gestört werden. Doch ich kann niemals bei Malik übernachten. Seine Familie hält mich jetzt schon für einen Freak. Was sollen sie von mir denken, wenn ich ein paar Stunden wieder verheult zurückkomme.

Malik parkte sein Auto in der Garage »Malik- lass uns wieder zu mir fahren. Ich will euch keine Last sein.. Das ist doch respektlos, wenn ich bei euch schlafe« , »Sei still. SEI STILL. Sei einfach still. Willst du zurück und mich nie wieder sehen? Willst du unbedingt, dass wir es noch schwerer haben? Wir sind so weit gekommen und jetzt das« Er schlug gegen das Lenkrad. Ich zuckte zusammen und schwieg »Ich dachte deine Eltern hätten kein problem damit?! Wolltest du mir nicht deine Mutter vorstellen? War das auch gelogen? Damit ich nicht mitbekomem, was für dreckskerle es sind? Die ihrer Tochter es verbieten, ihrer Religion zu folgen. Ist man dann eine Terroristin? SIND ALLE ARABER TERRORISTEN? SIEHST DU MICH ALS TERRORIST?! HM?! SAG DIE WAHRHEIT«

»Nein« sagte ich und schaute ihm in die Augen. Es kochte bereits in ihm und er atmete tief ein und aus »Yallah, komm jetzt« Er zog den Schlüssel raus und wir gingen gemeinsam zur Haustür. »Aber frag erst« sagte ich und stand hinter ihm.

In Schutt und AscheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt