Das Oberteil (10)

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Die Mädels ließen es sich auf sich beruhen und hakten nicht weiter nach denn, - Tuna war grad ein wichtigeres Thema. Sie stand mit Khalil am Ende des Flurs und unterhielt sich mit ihm. »Könnt ihr hören, worüber sie reden?« fragte Miray neugierig. »Psschh, sei doch mal leise« sagte Selin, während sie sich konzentrierte mitzuhören. Ich sah, wie sie ihn mit großen Augen anstarrte und rumkicherte nach jedem Wort »Sie lernen sich warscheinlich kennen«. Tuna verabschiedete sich von Khalil und kam zu uns »Er ist so niedlich« schwärmte sie.

Anschließend suchten wir uns einen Platz beim Mittagessen. »Nächste Woche sind wir bestimmt dran mit Küche« vermutete ich, da der Küchendienst ab Montag beim Essen verteilen dabei ist. Selin nahm einen Bissen von ihrem Brot und nickte »Kann gut sein«. Tuna war garnicht ansprechbar, da sie von weitem Khalil anschaute und sobald er rüberguckte zu ihm rüberlächelte. Ich schaute ebenfalls in die Richtung - nur aus Neugier. Also jetzt ehrlich. Nicht wegen Malik. Und- ich sah Malik hochgucken. Als könnte er hellsehen. Ich schaute schnell Weg. Wenig später schaute ich nochmal zu ihm - nur um sicherzugehen, dass er nicht mehr schaute - doch unsere Augen trafen sich erneut. Ich versuchte ein wenig zu lächeln und er stand plötzlich auf. W-Was? Mir lief ein Schauer über meinen ganzen Körper. Er wird doch nicht jetzt rüberkommen oder? Mir wurde warm und ich wusste nicht, was ich tun sollte. Er kam immer näher und als er fast an unserem Tisch war, versuchte ich ihn cool zu ignorieren. Ich hielt für einen Moment inne- doch merkte, dass er garnicht zu uns kam. Sondern hinter unserem Tisch Servietten geholt hat. »Alles Okay?« fragte Selin. Ich nickte »Ja aufjedenfall« sagte ich erleichtert. Um ehrlich zu sein, wollte ich ihnen nicht viel darüber erzählen. Es gab auch nichts zu erzählen. Schließlich haben wir uns ja nur unfreiwillig unterhalten. Doch er gefiel mir - oder auch nicht. »Kann ich das wegräumen?« fragte Miray. »Klar« sagte ich und gab ihr mein Tablet.

Wir standen gemeinsam auf »Müssen wir jetzt ernsthaft Wäsche waschen?« fragte ich Tuna. Sie nickte und wir gingen gemeinsam in den Wäscheraum. Der Raum war im Keller des Zentralgebäudes. Ganz schön gruselig. Die Lichter flackerten und die Waschmaschinen waren jeweils 4 kleine Mikrowellenartige Waschmaschinen, die sich so anhörten als würden sie in die Luft gehen. »hier könnte man Leichen verstecken« sagte ich und betrachtete den Raum. »Hör auf mir Angst zu machen Mediha!« Miray schubste mich zur Seite und klammerte sich anschließend wieder an mich. »Ich würd sagen, wir teilen uns die Wäschekörbe auf. Mediha nimm du F und Tuna du G. Wir machen den Rest, das ist ja nicht so viel.«

Ich nahm den Wäschekorb für die F-Hütte und sortierte die Sachen einzelnt in die Waschmaschine. »Was ein Klischee- wir Frauen müssen die Hausarbeit machen« ich schnaufte, weil die Arbeit nicht viel Spaß machte. Ich holte ein rotes Hemd aus dem Wäschekorb und wollte es in die Waschmaschine stecken- als meine Augen einen Kaffeefleck auf der rechten Brustseite sahen. War es etwa? Das Oberteil von Malik?

Ich schaute mir den Fleck nochmal an und steckte es in die Maschine, bevor es die anderen merkten. Den Korb mussten wir nämlich am Ende in die Zimmer bringen. Dann holte ich das letzte Hemd raus und wollte es in die Maschine stecken als Tuna es mir plötzlich aus den Händen wegriss. »Das gehört Khalil!! Du hast seinen Korb. Gib es mir!« Sie versuchte an meine Waschmaschine zu gehen. »Spinnst du? Mach du deinen Teil.« ich wurde das erste mal etwas laut. Ich weiss nicht wieso. Vielleicht weil ich den Wäschekorb vorbeibringen wollte? Sie schaute mich verwirrt an »Wieso willst du es unbedingt wegbringen?«. Ich versuchte mich schnell zu verteidigen »Selin hat doch gesagt ich mache F. Macht doch jetzt keinen Unterschied. Khalil gehört dir. Keine Sorge« ich versuchte es noch cool zu überspielen doch merkte selbst, dass ich sie etwas abschreckte. Sie war beleidigt und redete kein Wort mehr mit mir.

Nachdem die Wäsche fertig war faltete ich sie zusammen und ging los um es abzugeben.

Ich muss zugeben, ich war etwas nervös. Ich sah die F Hütte und klopfte 3 mal an der Tür. Als niemand die Tür aufmachte wollte ich zurück in den Wäscheraum um es dort zu lassen. Ich hörte einen Haartrockner, der ausging. Die Tür ging auf und ein Junge stand am Türrahmen. »Ja?« fragte er. Ich hielt den Wäschekorb und sagte neutral »Ich habe die Wäsche gewaschen und wollte sie abgeben« im selben Moment kam jemand aus dem Badezimmer »Akhi (arab. für bruder), der Haatrockner geht nicht mehr an - Was suchst du denn hier?« Malik stand mit nassen Haaren und einem hautengen Oberteil im Flur. Ich versuchte cool zu bleiben »Ich hab den Kaffeefleck rausbekommen« sagte ich stolz und kramte sein Oberteil aus dem Korb raus. Er warf seinen Kopf nach hinten und schloss die Augen. »Ich werde dieses Mädchen nie wieder los, sie ist besessen von mir« ich schaute ihn verwirrt an und legte sein Oberteil in den Korb »Ich habe es mir nicht ausgesucht, eure Wäsche zu waschen. Aber ich werde dich in Ruhe lassen. Kein Problem« Ich drehte mich um und ging in meine Hütte.

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In Schutt und AscheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt