Ich hörte Stimmen im Wohnzimmer. Mein Atem wurde plötzlich schwerer und meine Füße fühlten sich wie angewurzelt. Jetzt? Später? Jetzt oder nie. Ich kniff die Augen zusammen und ging langsam ins Wohnzimmer.
Meine Eltern saßen auf der Couch und schauten ihre wöchentliche türkische Serie. »Mediha, wo warst du denn?« fragte meine Mutter und wendete ihre Blicke nicht von dem Fernseher ab. »Mama, Papa ich- will ab heute Hijab tragen« Mein Vater drehte sich zu mir »Was? Wie kommst du darauf?« er schaute mich verwirrt an. Meine Mutter schaute mich ebenfalls skeptisch an »Du? Kopftuch? Was ist denn mit dir in Syrien passiert« , »Nichts.. Ich will bloß meinen Glauben besser praktizieren. Was dagegen?« ich biss mir leicht auf die Zunge, um meine Nervösität irgendwie zu verdrängen.
»Nein.. Ist ja schön und gut, aber geh mir nicht zu weit und trete irgendwelchen anderen Organisationen bei« Meine Mutter hatte immernoch den skeptischen Blick auf ihrem Gesicht. »Hä? Nein?« Ich konnte nicht auf einer Stelle bleiben und änderte ständig meine Position. »Mach mir bloß keinen Unfug.« sagte mein Vater und wendete sich wieder zu seiner Sendung.
Meine Mutter folgte mich mit ihren Blicken bis zur Tür »Ich geh in mein Zimmer« sagte ich und schloss die Tür hinter mir zu. »oh gott« zischte ich und atmete tief ein und aus. Ich fühlte mich 10kg leichter. Ich rannte in mein Zimmer und schrieb Malik
-Whatsapp-
-Ich: Ich habe es ihnen gesagt!!😱
-Malik: Hast du??
-Ich: Ja, die haben sich nicht wirklich dafür interessiert 🙈
-Malik: Perfekt :-)
-Ich: Du.
-Malik: Was?
-Ich: Ach nichts.. Gute Nacht ❤️Malik wird nie verstehen, wie ich von Sekunde zu Sekunde immer mehr an ihn denken muss. Es konnte nur noch besser werden- dachte ich. Ich änderte mein Profilbild auf Whatsapp, um den Menschen zu zeigen, dass ich einen Hijab tragen werde. Das Bild selber habe ich vor meiner Reise nach Syrien geschossen, weil ich bereits vorher mit dem Hijab experimentiert habe Zuhause.
(Profilbild)Wenig später schrieben mir die Mädels über unsere Whatsapp Gruppe. Betül, Sibel und Ich waren nie viel mit Religion beschäftigt, sondern mit Tratsch,Politik und Kosmetik.
-Whatsapp-
Betül: Ist dein Profilbild ein Aprilscherz?😂
-Ich: Wieso sollte es?😶
-Sibel: Also du trägst jetzt Kopftuch?!? Hahaha 😂😂😂😂
-Ich: Ja, was ist jetzt genau lustig daran?
-Betül: Du hast dich echt verändert, girl.
-Ich: Seid ihr keine Moslems?
-Sibel: Doch, aber wir übertreiben es nicht gleich. Muss ja wohl einen Grund geben weshalb du so früh gegangen bist und jetzt Hijab trägst.
-Ich: Nein, aus eigener Überzeugung. Ich wurde zu nichts gezwungen. Wenn euch das nicht passt dann stelle ich unsere 'Freundschaft' wirklich in Frage.
-Betül: Alles Klar, Mediha.
-Sibel: LolIch schmiss mein Handy vor Wut auf den Boden. Ich lasse mich nicht länger von ihnen provozieren. Immer dann wenn es darauf ankommt bin ich echt von einigen 'Freunden' überrascht. Und ich dachte immer, dass wir alles überstehen würden.
Am nächsten Morgen wurde ich durch einen Staubsauger geweckt. Meine Mutter platzte in mein Zimmer rein und machte Lärm. »Hallo?! gehts noch?« brüllte ich gegen den Lärm an. »Mediha, steh auf es ist 12Uhr (es war 11:10Uhr, Mama) und dann räum sofort dein Zimmer auf. Ich will nichts unordentlich sehen. Wir bekommen Nachmittags Besuch.« , »Boaaaaaaaah« ich wälzte mich in meinem Bett und wollte nicht aufstehen. Ich bin ein wahrer Morgenmuffel.
Nachdem ich mich dazu bringen konnte aufzustehen, ging ich ins Badezimmer und war im Halbschlaf auf Klo. Ich putzte mir anschließend die Zähne und ging in die Küche. Mein Bruder ist mit seiner Frau zum Frühstück gekommen. Ich begrüßte sie und saß mit am Tisch. Mein Vater nahm einen Schluck von seinem Kaffee und sagte dann zu meinem Bruder »Wusstest du, dass Mediha jetzt Kopftuch trägt« Mein Bruder schaute mich an »Okayy, wie kams?« ich zuckte mit den Schultern »Will mein Leben halt umkrempeln. Muss ich mich rechtfertigen?« Mein Vater versuchte mich wirklich bloßzustellen. Ich kochte Innerlich vor Wut doch ließ es mir nicht anmerken.
Nach dem Frühstück sammelte ich meine schmutzige Wäsche auf und wischte den Boden. Meine Mutter kochte bereits das Mittagessen für die Gäste.
Mein Handy vibrierte.
-Whatsapp-
-Malik: Was hast du heute vor?
-Ich: Besuch :(
-Malik: danach? Also am Abend?
-Ich: Nichts, wieso denn?🙈
-Malik: Will dich an einen Ort bringen
-Ich: Uuuuh, Okay😱»Mediha, pack dein Handy weg!« brüllte meine Mutter aus der Küche. Kann sie durch Wände sehen?
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In Schutt und Asche
Romance#72 in Romantik: In einem Freiwilligen Sozialen Jahr in Syrien trifft die 18 jährige Mediha auf den 23 jährigen Malik. Zwei verschiedene Menschen. Zwei verschiedene Nationalitäten. Zwei verschiedene Weltansichten. Ob Mediha (18) und Malik (23) den...