Am nächsten Tag stand ich mit dunklen Augenringen auf. Die Nacht war der Horror für mich. Es war kein schönes Gefühl, sich so viele Sorgen zu machen. Ich streckte mich im Bett und ging ins Badezimmer. Es war bereits 13Uhr. Man könnte vermuten, dass ich ein Langschläfer bin.
Im Bad machte ich mich frisch und ging in die Küche. Dort saß meine Mutter am Esstisch. »Ach- auch mal da. Lange nichts gehört von dir« , »Lustig« ich verdrehte meine Augen und holte mir eine Schüssel um mir Müsli zu machen. »Ernsthaft, wo warst du?« , »Mama ich war mit Betül. Frag sie doch selbst. Und heute geh ich auch zu ihr.« , »Hmh interessant. Hast du etwa einen - Freund?!« Sie schaute mich erwartungsvoll an. Ich schüttelte den Kopf und versuchte verwirrt zu wirken »Spinnst du? Wie kommst du darauf?!«
Sie zuckte mit den Schultern »Du bist viel verschlossener geworden« , »Achso. Interessant Mama« ich aß schnell mein Müsli und räumt es anschließend weg.
Die restliche Zeit verbrachte ich im Badezimmer, um meine Mimiken einzuüben. Ich lächelte meinem Spiegelbild zu und übte ein nicht zu ernstes und nicht zu übertriebenes lachen. »Hahahahahah- Nein- haha- Uff nein- Hahaha« ich probierte andere Gesichtszüge aus und schaute, ob alles im grünen Bereich ist.
Anschließend zog ich mir ein graues lässiges Kleid an, dass ich die letzten Tage aus einer türkischen Seite bestellt hatte.
Bevor ich losging schrieb ich Malik, in der Hoffnung, dass er antwortete.
-Whatsapp-
-Ich: Malik ich gehe los.. Bin so nervös.. was ist wenn sie mich hasst?
-Ich: Uff Schatz :(
-Ich: Hilf miiir.. komm schnell
-Malik: Bleib einfach du selbstLeichter gesagt, als getan. Wie soll ich ich selbst bleiben, wenn seine Mutter mich nichtmals verstand? Ich wusste nichtmals, ob sie überhaupt Deutsch verstand.
Als ich vor seiner Haustür ankam atmete ich tief ein und wieder aus. Dann drückte ich auf die Klingel und wartete. Durch die Freisprechanlage kam ein rauschendes Geräusch »WER DA?!« ich erschrak und schaute die Freisprechanlage an und sprach darein »Mediha« , »MEDIHA, Warten Eine Minüte« Wenig später wurde mir die Tür geöffnet.
Maliks Mutter öffnete mir die Tür und für einen Moment war ich verwirrt. Ich sah ihr Gesicht zum ersten Mal. Sonst habe ich sie nur verschleiert gesehen. Sie schaute mich freundlich an und umarmte mich. »Kommen rein kommen rein« sie nahm meine Schuhe und legte sie in die Schublade. War es schon Fehler nummer eins? Hätte ich es selbst machen sollen? Ich wurde bereits Paranoid.
Ich lächelte seine Mutter an. »Wie heißen sie eigentlich?« wie dumm ich mir vorkam. »Khadija« ich folgte ihr in die Küche »Echt? Meine Mama heisst Hatice« , »Ahhhh Gleiche diese, Khadija arabisch Hatice turkisch« Sie strahlte und saß sich an den Esstisch. Ich saß gegenüber von ihr und war eher zurückhaltender »Jaa genau«. »Machen wir ehhh.. Essen, Machen wir ehhh.. reden« sie gab sich Mühe, um sich mit mir zu Unterhalten. Ich nickte zustimmend und grinste. » immer Malik sagen Mediha Ich nix ehh.. weiß« Sie lachte. Ich lachte mit- ich hatte keine andere Wahl. Und was? Maliksoll immer von mir erzählen? Er wird noch sehen.
»Wir haben uns seit Syrien gut verstanden. Er hat ja ein Bild von uns geschickt oder?« seine Mutter schaute mich verwirrt an und wusste nicht genau, wovon ich rede »Das Bild. Von Malik und mir« sagte ich erneut. Nachdem sie überlegte wusste sie, wovon ich redete und suchte ihr Handy. Anschließend zeigte sie mir das Selfie von uns. Ich wurde rot und sah das Bild seit langem wieder.
Wir fingen an, das Abendessen vorzubereiten. Ich hatte das Gefühl, dass die Mutter mich zum Abendessen dabei haben wollte. Ich traute mich nicht zu fragen. »Heiraten?« fragte Maliks Mama mich, während sie ihre Suppe vorkostete. Ich nickte »Inshallah. Also ich will bald. Aber Malik will sofort« Ich lachte ein wenig um nicht gleich hysterisch zu wirken. Sie schüttelte mit dem Kopf »Nix Gut Warten« , »Ja?« was hatte ich für eine andere Wahl? Mit ihr zu diskutieren, mit ihrem Wortschatz? Ich musste mich kurz fassen. »Jaaa« sagte sie und war mit dem Kochen viel beschäftigt »Soll ich Tisch vorbereiten?« fragte ich sie und zeigte auf den Tisch. Sie nickte und zeigte mir, wo das Besteck ist.
Als ich am Tisch decken war hörteich, wie die Tür aufging. Es waren mehrere Männer. Ich hörte ein gemurmel im Flur und anschließend sah ich sie mir entgegenlaufen. Ich schaute hoch und errötete. »Khadij- Ahh- Assalamu Alaikum« Maliks Vater stand im Flur. Hinter ihm Malik und ein anderer Mann. Vielleicht sein älterer Bruder? »Alaikum Salam« sagte ich unsicher und schaute nervös in die Runde. Malik hielt sich mit der Hand die Nase zu, um nicht loszulachen.
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In Schutt und Asche
Romance#72 in Romantik: In einem Freiwilligen Sozialen Jahr in Syrien trifft die 18 jährige Mediha auf den 23 jährigen Malik. Zwei verschiedene Menschen. Zwei verschiedene Nationalitäten. Zwei verschiedene Weltansichten. Ob Mediha (18) und Malik (23) den...