19

572 29 2
                                    

Der Wecker klingelte wie jeden Morgen und riss mich aus meinem Schlaf. Heute war ich nicht ganz so müde wie sonst immer. Wir hatten Freitags die ersten beiden Stunden frei und so musste ich erst um 8 Uhr aufstehen. Ganze zwei Stunden länger schlafen war echt ein Segen für einen Morgenmuffel wie mich. Ich gähnte herzhaft, streckte mich ausgiebig und stand dann auf. Mein erster Weg führte mich in die Küche. Ich tapste in Boxer und Top durch den Flur und betrat die Wohnküche. Dort nahm ich einen Filter aus dem Schrank, schüttete das Pulver hinein und goss Wasser in die Kanne. Danach betätigte ich den Knopf und das bekannte Geräusch erfüllte den Raum. Ich schaltete das Radio ein. Ein mir unbekanntes Lied spielte. Naja, ich kannte das Lied schon, aber nicht den Text. Aber das hielt mich nicht davon ab, laut mitzusingen.

Ich tänzelte ins Badezimmer, zog die Schlafsachen aus und legte sie ordentlich auf den Wäschekorb. Ich stellte die Dusche ein und ging in die Kabine. Das warme Wasser prasselte auf mich hinab und wusch die Müdigkeit aus meinen Gliedern. Nachdem ich meine Haare und Körper gewaschen hatte, verweilte ich noch ein paar Minuten unter dem warmen Wasser, bevor ich die Dusche ausstellte und mich mit einem Handtuch abtrocknete. Meine Laune hatte sich dank des Gespräches mit Mareike sichtlich gebessert. Ich machte mir zwar immer noch einige Gedanken, aber ich lernte langsam, besser mit Ihnen umzugehen. Eilig zog ich mir die Sachen, die ich am Vortag bereits rausgesucht hatte, an. Die weiße Bluse und schwarze Röhrenjeans standen mir ziemlich gut. Zufrieden mit meinem Outfit, föhnte ich meine Haare und stylte sie etwas. Wieder in der Küche nahm ich mir eine Tasse aus dem Schrank und goss mir Kaffee ein. Da ich kein Brot im Haus hatte, musste das Müsli ausreichen. Ich nahm mir vor, nach der Schule einkaufen zu gehen. Meine Eltern hatten sich schließlich für morgen angekündigt.

Gegen 9 Uhr verließ ich das Haus und fuhr mit dem Auto zur Schule. Um 9:45 Uhr würde der Unterricht beginnen. Ich lag also gut in der Zeit. Den ersten Block hatten wir Sport, was meine Laune ein wenig trübte. Ich hasste Sport. Aber dagegen tun konnte ich leider nichts. Dafür freute ich mich umso mehr, Mareike in der fünften und sechsten zu sehen. Hoffentlich zog sich die Zeit bis dahin nicht so elend lange. In der Schule angekommen, nahm ich meine beiden Taschen und machte mich auf den Weg zur Sporthalle...

Frau Horn blies in ihre blöde Pfeife und alle Schüler versammelten sich im Kreis. Ihr wart heute alle sehr gut. So will ich das ab jetzt immer sehen. Die Stunde ist vorbei. Ihr könnt jetzt gehen.“ Wir verließen die große Halle und gingen in die Umkleideräume. Sport war heute total super. Wir haben angefangen Badminton zu spielen. Ich liebte Badminton und war richtig gut darin. Das Beste daran war, dass wir den Sport jetzt ein paar Wochen lang machen würden. So konnte ich mich wenigstens auf die nächsten Stunden freuen. Ich setzte mich auf die Bank und versuchte meine Atmung wieder unter Kontrolle zu bringen. Ich hatte mich doch ganz schön verausgabt. „Hey Emma, hast du schon auf den Vertretungsplan gesehen?“ Lisa kam auf mich zu und sah mich fragend an. „Nein, wieso? Fällt irgendwas aus?“ „Ja, Frau Klein ist nicht da. Auf jeden Fall haben wir jetzt zwei Freistunden. Ist das nicht cool?“

Was? Hatte ich gerade richtig gehört? Wieso war Mareike heute nicht in der Schule? Sie schien gestern Abend noch ganz gesund zu sein. Oder war etwas passiert? „Emma? Geht es dir gut? Du siehst ziemlich blass aus.“ Sie legte mir  eine Hand auf die Schulter und musterte mich besorgt. Abwesend sah ich sie an und schüttelte den Kopf. „Nein, mir ist plötzlich so schlecht. Kannst du mich bitte in den nächsten Stunden entschuldigen?“ Das war nicht mal gelogen. Ich fühlte mich wirklich ziemlich fertig. Tausende Gedanken gingen mir gerade durch den Kopf. „Ja klar. Gute Besserung.“ Ich nickte ihr zu und flüsterte ein 'Danke' in ihre Richtung.

Schnell wechselte ich meine Sachen und kramte mein Handy aus der Tasche. Als ich es entsperrte und die ungelesene Nachricht sah, wäre es beinahe zu Boden gefallen. Ich hatte tatsächlich eine Nachricht von Mareike erhalten. Heute morgen gegen 8 Uhr!! Ich war heute morgen so in Eile gewesen, dass ich nicht auf mein Handy gesehen habe. Dementsprechend machte ich mir nun schwere Vorwürfe. Ich ließ mich seufzend auf die Bank fallen und hielt die Tränen zurück. Die Mädels aus meiner Klasse waren alle noch hier. Das ich jetzt anfing zu weinen, musste echt nicht sein. Ich erhob mich schnell, nahm meine Taschen und lief aus dem Gebäude. Die Worte, die mir Lisa hinterher rief, bekam ich gar nicht mehr mit...

Ich wünsche mir Glück (girlxgirl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt