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Um kurz nach eins versammelten sich die Lehrer, die nicht mehr unterrichten mussten, im Lehrerzimmer. Einmal im Monat fanden solche Treffen statt. Wir besprachen dort unter anderem, ob es Probleme unter oder mit den Schülern gab, was für Themen im Unterricht behandelt wurden, oder ob Klassenarbeiten anstanden. Oft redeten wir auch über die Problemschüler oder wurden etwas privater. Gerade als Herr Schmidt etwas von seinem Wochenende erzählte, richtete sich meine Aufmerksamkeit auf den Schulparkplatz. Dort standen Amelia und Emma und schienen sich wegen irgendwas zu streiten. Amelia weinte und Emma stand wie versteinert da. Kurz darauf fuhr sie weg und ließ sie alleine zurück. Was die beiden besprochen hatten, konnte ich von hier oben nicht hören. So wie Emma aussah, musste aber irgendwas passiert sein. Ich wollte zu ihr und mit ihr reden. Ich entschuldigte mich also bei meinen Kollegen mit der Ausrede, dass ich starke Kopfschmerzen hatte und verließ, ohne die anderen anzusehen, den Raum.. Ich ging den Korridor schnellen Schrittes entlang und verließ kurz darauf das Gebäude. Emma saß mittlerweile auf der Bank und wirkte noch immer abwesend. Als sie mich bemerkte, fing sie an zu weinen und kam mir entgegen. „I-Ich habe sehr großen Mist gebaut. Ehe ich sie erreichen und in eine Umarmung ziehen konnte, gaben ihre Beine nach. Ihr Körper sackte einfach zusammen...

Ich öffnete meine Augen und richtete mich ein wenig auf. Ich war orientierungslos und sah mich suchend im Raum um. Ich war alleine, doch nebenan waren Stimmen zu hören. Langsam kamen die Erinnerungen zurück und mit ihnen auch die Tränen. Ich war anscheinend zusammengebrochen und konnte froh sein, dass Frau Klein zur Stelle war. Sie war es wohl auch, die mich ins  Krankenzimmer gebracht hatte. „Oh Gott, Amelia.“ Meine Stimme klang seltsam fremd und mein Kopf pochte stark. Ich schloss die Augen wieder und ließ mich in das weiche Kissen sinken. Die Tür ging auf und jemand setzte sich neben mich. Kurz darauf spürte ich eine warme Hand an meiner Wange. Ich wusste sofort, wer da neben mir saß, konnte meine Augen aber nicht öffnen. Ich fühlte mich so ausgelaugt und wollte einfach nur schlafen. Die Tür ging erneut auf und die Schwester, so vermutete ich, kam herein. „Ist sie schon wach?“ „Nein, noch nicht.“ Ein seufzen war neben mir zu hören. Ich versuchte mit aller Kraft die Augen zu öffnen und blickte in Mareikes sorgenvolles Gesicht. „Hallo Emma; Marianne, sie ist aufgewacht.“ Erleichtert sah sie mich an. „Ich habe mir Sorgen um dich gemacht. Schön dass du wieder wach bist.“ Ich lächelte sie an und legte meine Hand auf ihre. Die Schwester kam erneut ins Zimmer. Sie war um einiges älter als Mareike. Ihre Haare waren schon komplett ergraut und irgendwie hatte sie einen strengen Blick, der mich frösteln ließ.  Kurz musterte sie mich, ehe sie an das Bett kam. „Emma, wie geht es dir?“ Ich wandte meinen Blick von Mareike ab und sah zur Schwester. „Ich habe Kopfschmerzen und fühle mich kraftlos und müde. Ansonsten okay schätze ich.“ Sie nickte und wandte sich an meine Lehrerin. „Kannst du auf sie aufpassen? Ich habe noch einen wichtigen Termin.“ „Selbstverständlich, ich bleibe hier und...“.Den Rest bekam ich nicht mehr mit. Ich war bereits eingeschlafen.

Als ich aufwachte, saß meine Lehrerin noch immer an meinem Bett und hielt meine Hand. Sie war alleine. Zumindest konnte ich sonst niemanden sehen. „Hallo Emma, wie geht es dir?“ „Schon besser denke ich. Meine Kopfschmerzen sind weg und schlapp fühle ich mich auch nicht mehr.“ Das stimmte. Der Schlaf hatte mir wirklich gut getan. Auch meine Stimme hörte sich wieder halbwegs normal an. Sie nickte und drückte meine Hand etwas fester. „Das freut mich. Ich habe mir sehr große Sorgen um dich gemacht. Ich habe euch durch das Fenster beobachtet. Es sah aus, als würdet ihr streiten. Wenn du reden magst, bin ich für dich da, okay?“ Ich nickte und wollte aufstehen, doch Mareike hielt mich zurück. „Bleib bitte noch etwas liegen. Nicht das dir wieder schwindelig wird.“ Ich ließ mich also wieder in das Kissen sinken und beobachtete meine Lehrerin. Ihre Augen waren rot. Anscheinend hatte sie geweint. Es tat mir weh, dass sie sich solche Sorgen um mich machen musste. Das war nie meine Absicht und das schlechte Gewissen plagte mich. Ich entschied mich dazu, ihr einfach alles zu erzählen. „Ähm, ich habe mich, wie du bereits vermutet hast, mit Amelia gestritten. Wir haben uns nach dem Unterricht in der Eisdiele verabredet. Ich...“ Tief seufzend fuhr ich mit meiner Hand durch die Haare. Es fiel mir sichtlich schwer mit ihr darüber zu reden. Wie würde sie es aufnehmen? Ich hatte Angst. Sehr große sogar... Sie drückte noch einmal meine Hand und lächelte leicht. „Hey, egal was du mir jetzt sagst. Es ändert nichts an meinem Gefühlen für dich. Wir schaffen das.“

Ich wünsche mir Glück (girlxgirl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt