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Wir hatten in den beiden Stunden alles weitere wie Hin- und Rückfahrt, Unterkunft und Preis besprochen. Auf dem Zettel war aber auch nochmal alles beschrieben. Wir würden also in zwei Wochen mit dem Zug für eine Woche nach Berlin auf Klassenfahrt fahren. Ich freute mich. Seit langem wollte ich schon einmal dort hin und nun gleich für eine ganze Woche. Wenigstens hatten wir in der Zeit dann keine Schule. Frau Klein bat um Ruhe. Bis dato hatten alle Schüler wie wild durcheinander geredet. „Einen der Zettel gebt ihr bitte unterschrieben bis zum Ende der Woche an mich zurück. Für diejenigen, die aus irgendeinem Grund nicht mitfahren können, findet selbstverständlich der Unterricht in der Parallelklasse statt. Wenn ihr sonst noch fragen habt, könnt ihr mich gerne jederzeit ansprechen.“ Frau Klein sah auf die Uhr und seufzte. „Noch mit dem Unterricht anzufangen lohnt sich leider nicht. Ich entlasse euch schon zur Pause. Aber seit bitte auf dem Gang leise. Die anderen Klassen haben noch Unterricht.“ Ein erneutes jubeln ging durch den Raum. Alle packten ihre Sachen zusammen. Ich tat es ihnen gleich und wollte den Raum ebenfalls verlassen, als eine Hand auf der Schulter mich zurück hielt. „Kann ich kurz mit dir sprechen?“ Ich drehte mich um und sah in das Gesicht meiner Lehrerin. „Ähm, j-ja klar.“ Toll. Musste ich jetzt auch noch hier rumstottern? Ich dachte, dass hätte ich hinter mir gelassen.

Wir warteten bis alle Schüler an uns vorbei gingen. Als wir alleine waren, zeigte Frau Klein mit der Hand auf den Stuhl. „Setz dich doch bitte.“ Ich tat wie befohlen und nahm auf meinem Stuhl platz. Meine Lehrerin setzte sich neben mich und sah mich an. „Ich habe vorhin deinen Blick bemerkt, als ich von der Klassenfahrt berichtete. Kann es sein, dass Amelia dich davon nicht in Kenntnis gesetzt hat?„Ich nickte mit dem Kopf. „Ja das stimmt. Vielleicht hat sie es einfach nur vergessen. Ich freue mich auf jeden Fall schon sehr. Ich wollte schon immer mal nach Berlin.“ Nun seufzte sie und sah mich seltsam traurig an. „Ja, Berlin ist eine schöne Stadt. Nur leider weckt sie bei mir nicht ganz so schöne Erinnerungen. Aber das tut jetzt nichts zur Sache. Warum ich dich eigentlich sprechen wollte, ist ein anderer Grund. Ich weiß, dass du alleine lebst und viele Verpflichtungen hast. Die Reise ist ja nicht ganz so billig. Kommst du damit klar?“ Es war einerseits süß, dass sie sich solche Sorgen machte, das tat sie ganz bestimmt nicht bei jedem Schüler. Andererseits war ich ein wenig sauer, dass sie davon ausging, dass ich mir solch eine Fahrt nicht leisten konnte. Ich schnaubte und sah verletzt zu Boden. „Klar, oder meinen Sie, ich könnte das Geld nicht aufbringen? Wenn Sie es genau wissen wollen, ich habe noch einen Rest erspartes und meine Eltern helfen mir auch so gut es geht. Es ist ja nicht so, als ob wir arm wären.“ Sie legte einen Finger unter mein Kinn und zwang mich so, sie anzusehen. „So war das doch auch gar nicht gemeint Emma. Ich mache mir nur Sorgen um dich.“ Mir wurde bewusst, dass ich ein wenig überreagierte. Natürlich machte sie sich nur Sorgen. Ich wollte nicht mit ihr streiten. „Ja, ich weiß. Tut mir leid.“ „Was ist denn los? Dich beschäftigt die Sache sehr, die gestern passiert ist, oder? Mir geht es genauso. Aber das hier ist weder der richtige Ort, noch die richtige Zeit darüber zu reden. Es klingelt jeden Moment. Ich habe heute bis zur sechsten Stunde Unterricht. Wie wäre es, wenn ich danach zu dir kommen würde?“ Sie strich über meine Wange, ließ die Hand aber sofort wieder sinken, als ihr bewusst wurde, was sie da tat. „Das wäre eine gute Idee. Ich bin zuhause und würde mich freuen, wenn Sie vorbeikommen.“ Ich lächelte sie an und stand auf, um in die nächste Stunde zu kommen. „Bis später dann.“

Ich machte mich auf den Weg ins andere Gebäude und war mit meinem Gedanken bei Frau Klein. Mir kam unser Gespräch in den Sinn. Warum war sie so traurig darüber, dass wir nach Berlin fuhren? Was war geschehen? Und was würde sie mir später mitteilen wollen? So viele Fragen, auf die ich keine Antwort hatte. Vielleicht würde ich es ja später erfahren. Ich hoffte es zumindest. Es klingelte zum Pausenende und riss mich aus meinen Gedanken. Wir hatten nun Deutsch bei Herrn Meier. Darauf hatte ich überhaupt keine Lust. Ich würde jetzt viel lieber mit meiner Lehrerin sprechen wollen, aber da musste ich mich leider noch ein wenig gedulden. Sie hatte noch bis um 13 Uhr Unterricht. Ob sie dann direkt zu mir fahren würde oder erst nach Hause, wusste ich nicht.

Ich wünsche mir Glück (girlxgirl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt