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Es war bereits Freitag. In einer viertel Stunde würde es zum Unterrichtsende und somit zum Wochenende klingeln. Die Schüler packten schon eilig ihre Sachen zusammen, was mich innerlich seufzen ließ. Konnten die Leute nicht einmal das Klingeln abwarten? Auch ich packte nach einer Weile meine Sachen und musste grinsen. Ich war wirklich keinen deut besser als meine Mitschüler. Aber ich hatte im Gegensatz zu den anderen, wichtigeres statt schlafen oder zocken im Sinn. Mareike und ich würden gleich nach Köln zu meinen Eltern fahren. Ich freute mich schon die ganze Woche darauf. Herr Valentin räusperte sich und erhielt somit unsere Aufmerksamkeit. „Da Sie schon gedanklich im Wochenende sind und es sowieso nur noch ein paar Minuten sind, beende ich hiermit offiziell den Unterricht...“ Ein Johlen ging durch die Reihe der Jungs und ja, sie benahmen sich wirklich wie kleine Jungs. Gerade wurde ich Augenzeuge eines Abklatschens zwischen Marc und Jan. „Ey Mann, eine Woche keinen scheiß Unterricht. Das wird der Knaller.“ Ich rollte mit den Augen. Erneut meldete sich Herr Valentin zu Wort. „Verhalten Sie sich ruhig. Die anderen Schüler haben noch Unterricht. Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende und eine ebenso tolle Zeit in Berlin. Benehmen Sie sich anständig.“ Die Schüler verließen eilig die Klasse und machten sich auf den Weg zu den Bussen, Fahrrädern und Autos.

Die Woche verging eigentlich relativ schnell und ereignislos. Herr Schmidt, den wir nicht im Unterricht hatten, würde uns auf die Klassenfahrt begleiten. Leider mussten immer zwei Lehrkräfte daran teilnehmen. Wobei es auch gut für Mareike war. Welcher Lehrer setzte sich schon freiwillig diesem Stress aus und fuhr mit 19 Schülern alleine auf eine Klassenfahrt? Zudem hatte ich am Montag Amelias neue Freundin kennengelernt. Die beiden hatten mich in der ersten Pause aufgesucht und wir hatten uns ein wenig unterhalten. Sie ging in dieselbe Klasse wie Amelia und war wirklich sehr nett und hübsch. Ich freute mich sehr für sie und war erleichtert, dass sie über mich hinweggekommen ist. Leider sahen wir uns kaum noch. Gelegentlich schrieben wir uns Nachrichten, aber das war nun mal nicht dasselbe...

Gegen halb vier kam ich zuhause an. Der Verkehr war zum Glück halbwegs normal. Die knapp 300 km, die wir gleich mit dem Auto zurücklegen mussten, werden sicher kein Spaziergang. Ich hasste es, Autobahn zu fahren. Ob nun als Fahrer oder Beifahrer. Aber da musste ich jetzt durch. Ich kramte nach dem Haustürschlüssel, der wieder mal ganz unten in der Tasche lag und betrat meine Wohnung. „Mareike? Ich bin wieder da.“ - „Bin im Schlafzimmer. Komme sofort. Auf dem Tisch steht Kaffee und ein Teller Lasagne für dich.“ Ich lächelte und betrat die Küche. Sie war wirklich ein Schatz. Es war alles so einfach und schön mit ihr und  manchmal vergaß ich, dass es eigentlich nur vorübergehend war. Meinetwegen konnte sie ihre Wohnung kündigen und hierbleiben, aber das ging natürlich nicht. Wir waren immer noch Lehrerin und Schülerin. Apropos, Mareike wohnte immer noch bei mir. Sie hatte sich bisher nicht getraut, in ihre Wohnung zurückzukehren. Auch wenn es schwer war, irgendwann musste sie diesen Schritt gehen. Natürlich würde ich sie dorthin begleiten. Ein mulmiges Gefühl blieb dennoch bestehen. Wer weiß, ob nicht irgendwo ihr Ex Mann lauerte und nur darauf wartete, dass sie zurückkam. Wenn ich nur daran dachte, jagte mir ein eiskalter Schauer über den Rücken...

Seufzend setzte ich mich an den Tisch und verspeiste das Essen. Die Lasagne war selbst gemacht und schmeckte einfach großartig. Ich schluckte den letzten Bissen hinunter und ging mit dem Teller zur Spüle. In dem Moment betrat auch Mareike die Küche, kam auf mich zu und schlang die Arme um meinen Bauch. „Hi Liebes, schön das du wieder da bist. War das Essen in Ordnung?“ Ich hielt in meinem Tun inne und drehte mich in ihren Armen. „Hi, ja sehr. Ich liebe deine Kochkünste.“ Sie lächelte und gab mir einen Kuss auf die Lippen. „Dankeschön. Das freut mich sehr. Die Taschen sind auch soweit gepackt. Wir können also bald los.“ Sie ließ von mir ab und lehnte sich an die Arbeitsplatte. „Weiß du, worauf ich mich am meisten freue?“ - „Erzähl es mir, Liebes.“ Ich griff nach ihrer Hand und drückte sie leicht. „Alltägliche Dinge mit dir zu unternehmen. Ich war schon ewig nicht mehr im Kino und würde gern heute Abend mit dir hingehen. Oder einfach Hand in Hand durch die Stadt schlendern. Oder...“ Sie hatte eine Hand gehoben und sah mich traurig an. „Ich weiß, was du meinst. Wir können uns hier nicht wie ein normales Paar verhalten und das tut mir sehr leid. Ich würde gerne heute Abend mit dir ins Kino gehen und all die anderen Dinge tun. Wir sollten das Wochenende so richtig genießen.“ Ich lächelte kurz und sah sie dann ernst an. „Bereust du es? Also mit mir zusammen zu sein meine ich. Weil du all das nicht tun kannst.“ - „Nein. Ich liebe dich und verbringe gerne Zeit mit dir. Solange du bei mir bist, kann ich auf alles andere verzichten.“ Mein Herz machte einen freudigen Hüpfer und schlug schneller. Ich drückte sie an mich und küsste sanft ihre weichen Lippen. Bei diesem einen Kuss blieb es allerdings nicht.

Ich wünsche mir Glück (girlxgirl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt