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Mareike wartete bereits an der Tür auf uns. Anscheinend hatte sie mein Auto durch das Fenster in der Küche gesehen. Dieses lag nämlich direkt zur Straße, aus deren Richtung wir soeben kamen. Die Arme vor der Brust verschränkt starrte sie auf das Auto. Ein kleines Lächeln stahl sich auf ihr hübsches Gesicht, als wir in die Einfahrt einbogen und Silke schließlich den Motor ausstellte. Mit einem Satz stieg ich aus und kam meiner Liebsten auf halbem Wege entgegen. Augenblicklich ließ ich mich von ihr in eine feste Umarmung ziehen. Seitdem wir zusammen waren, war ich wirklich unheimlich anhänglich geworden. Bis dato ging ich noch davon aus, dass ich auf so etwas wie Nähe oder Liebe verzichten konnte. Ich kannte dieses Gefühl bisher ja nicht. Aber nun, wo ich auf den Geschmack gekommen war, wollte ich nichts anderes mehr. Vorsichtig schob Mareike mich von sich und musterte mich eingehend. Es gefiel mir überhaupt nicht, was ich auch sogleich mit einem brummen quittierte. Viel lieber wollte ich auf Ewig in ihren Armen verweilen und den Duft von Vanille und ihrem eigenen in mich aufnehmen. „Du hast geweint. Ist etwas passiert?“ Ich konnte ein kleines lächeln nicht unterdrücken. Sie machte sich immer viel zu viele Sorgen. Das war aber keinesfalls schlecht. Ganz im Gegenteil. Dieses Wissen, dass da jemand war, der sich um mich sorgte, erfüllte mich von innen mit einer wohligen Wärme. Breitete sich über meinen ganzen Körper aus.

„Nein, es ist alles okay. Silke und ich haben nur miteinander gesprochen. Wie du siehst, ist mein Twingo auch wieder wie neu.“ Ich drehte mich um und zuckte zusammen, als ich Silke neben mir stehen sah. Kurz darauf lief ich knallrot an. Ich hatte mich so sehr auf Mareike fixiert, dass ich die Anwesenheit ihrer Mutter ganz vergessen hatte. Sie lächelte, sagte aber nichts weiter dazu. „Ich werde dann mal wieder. Ihr wollt sicherlich noch ein wenig Zeit für euch haben.“ Sie drückte ihre Tochter fest an sich und gab ihr einen Kuss auf den Scheitel. „Wir sehen uns die Tage, meine Süße.“ - „Das werden wir, Mama. Danke für deinen Besuch und komm gut nach Hause.“ Sie nickte und wandte sich an mich. Mit einem nicht zu deutenden Blick musterte sie mich, ehe sie mich ebenfalls in eine Umarmung zog. „Rede mit ihr über deine Sorgen, ja?“ - „Das werde ich. Danke für alles. Wir sehen uns dann morgen auf der Arbeit.“

Ihre Hand umschloss meine, als ihre Mutter um die Ecke bog und aus unserem Blickfeld verschwand. Als ich den Blick auf sie richtete, lächelte sie mir entgegen. „Hast du Lust auf einen Spaziergang, Liebling?“ Ich erwiderte ihr Lächeln und verschränkte unsere Finger miteinander. „Sehr gerne. Ich wollte sowieso noch mit dir reden.“ Eine Weile gingen wir schweigend nebeneinander her. Das einzige, was ich vernahm, war mein immer lauter schlagendes Herz. Ich traute mich nicht, die Worte auszusprechen. Aber sie mussten gesagt werden. „Emma, was...“ - „Mareike, ich...“, kam es gleichzeitig von uns. Wir sahen uns perplex an und lachten los. Es war schön, sie Lachen zu sehen. Zudem lockerte es die angespannte Stimmung ein wenig. Wir beruhigten uns langsam wieder, bevor Mareike erneut das Wort erhob. „Über was wolltest du denn mit mir reden? Hat es was mit eurem Gespräch von vorhin zu tun?“ Ich drückte ihre Hand etwas fester und seufzte. Dabei ließ ich meinen Blick umherschweifen. Ohne Ziel sind wie losgegangen. Nun fanden wir uns in einem Park wieder, den ich bisher noch nicht kannte. Mareike führte mich an einen See, in dem Enten fröhlich umher schwammen. Sie setzte sich auf die Bank, die am nächsten zum Wasser stand und klopfte neben sich. Ich folgte der Einladung und setzte mich neben sie. Erst jetzt wandte ich den Kopf, um mich ein wenig mehr umzusehen. Das Gelände rund um den See war riesig und von Bäumen umzäunt. Vor uns erstreckte sich ein Sandstrand, der von sanften Wellen umspült wurde. Auf der rechten Seite gab es eine Campingplatzanlage sowie ein Bootsverleih. Obwohl das Wetter doch recht schön an diesem Sonntag war, hielten sich nur wenige Leute hier auf. Mir war das ganz Recht. Ich mochte es sowieso ruhiger.

„Ich habe diesen Ort bewusst gewählt. Wann immer ich die Zeit dazu finde, komme ich hier her und lasse meinen Gedanken freien lauf. Wie du bestimmt schon bemerkt hast, sind nicht gerade viele Menschen unterwegs. Das ist meistens der Fall. Warum, kann ich nicht sagen. Ich finde es einfach wunderschön hier.“ Sie lächelte verträumt und sah auf den See hinaus. Ich lehnte mich an ihre Schulter und genoss den Moment. Allerdings nicht für lange. Ich hatte noch immer nicht ihre Frage beantwortet. „Ja, es geht um das Gespräch zwischen deiner Mutter und mir.“ Meine Stimme krächzte und klang selbst in meinen Ohren wie eine völlig fremde. „Keine Sorge, Emma. Du kannst mit mir über alles reden.“ Ihr Arm legte sich um meine Hüfte und verringerte somit den letzten Abstand zwischen uns. „Ich gehe davon aus, dass es ein Schüler war der... dieses Wort auf mein Auto geschrieben hat. Es kann sehr gut sein, dass die Beziehung zwischen uns bereits morgen wie ein Lauffeuer durch die Schule geht. Ich weiß, es ist viel verlangt, aber würdest du dich versetzen lassen, wenn etwas in der Schule passiert?“

Ich wünsche mir Glück (girlxgirl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt