35. "Eifersucht"

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"Eifersucht ist Liebesneid." - Wilhelm Busch 

Ali hatte einen Anruf von seiner Mutter bekommen, weswegen er nach Hause musste, natürlich hatte er mir versichert, dass er sobald wie möglich wiederkommen würde.
Nachdem es an der Tür klopfte, bat ich die Person rein.
"Ich soll deinen Babysitter spielen", sprach İshak dämlich grinsend.
"Brauchst du nicht." "Ich höre nicht auf dein Wort, mein Cousin hat mich darum gebeten, ich tue ihm diesen Gefallen. Das hier hat nichts mit dir zu tun." "Was ist dein Problem mit mir?", blaffte ich wütend.
"Ich habe kein Problem mit dir, Hira. Nur mag ich keine dummen Menschen." Wütend blickte ich zu ihm.
"Woher nimmst du dir das Recht mich zu beleidigen?", rief ich wütend.
"Es ist eine Feststellung, keine Beleidigung." Die ganzen Worte, die ich sonst sagen wollte, schluckte ich runter.

Während İshak sich mit seinem Handy beschäftigte, dachte ich nach. Er hatte eine sehr direkte Art, also würde es Sinn machen ihn zu fragen.
"Denkst du, es macht Sinn einen Menschen zu heiraten, der dich liebt, aber den du nicht liebst?" "Was?", fragte er irritiert und sah von seinem Handy auf.
"Ob es Sinn macht-" Seufzend unterbrach er meine Frage. "-deine Frage habe ich verstanden, ich bin nicht begriffsstutzig, nur habe ich mich gerade gefragt, wie man auf so etwas beschissenes-" dieses Mal unterbrach er sich selber und fiel in schallendes Gelächter. "Das waren Alis Worte, habe ich Recht?" Ich gab keine Antwort darauf. "Einer dümmer als der andere", murmelte İshak leise, doch ich hatte es gehört. Hatte dieser Junge Spaß daran andere zu beleidigen oder wie sollte ich das auffassen?
"Sei mal ehrlich Hira, begreifst du es wirklich nicht? Oder willst du es einfach nicht sehen?" "Wovon sprichst du?", fragte ich genervt.
"Ich fasse es nicht! Sie begreift es wirklich nicht!", sprach er, während er sich von seinem Stuhl erhob.
"Kannst du vielleicht mal Klartext reden?", rief ich genervt.
"Bitte was? Wie viel Klartext soll ich noch reden? Du bist wirklich dumm. Schau dich einfach mal um, vielleicht begreifst du dann, was gespielt wird." Wütend schnaubte er und verließ dann das Zimmer. Auch ich atmete wütend ein und aus. So ein Idiot! Was dachte er sich eigentlich? Wer war er schon?

Da ich nicht an den Dialog mit İshak denken wollte, nahm ich mein Handy zur Hand, doch merkte ziemlich schnell, dass es keine gute Idee war, da es mit jeder kleinsten Bewegung an meinen Nähten zog. Nachdem ich mein Handy beiseite gelegt hatte, lehnte ich meinen Kopf an die Wand hinter mir. Erschöpfung machte sich in mir breit. Auch wenn ich versuchte nicht an İshaks Worte zu denken, geisterten sie in meinem Kopf herum. Bevor sie sich dort verfangen konnten, klopfte es an der Tür.
"Herein", sprach ich. Als Ali seinen Kopf durch die Tür streckte, schlich sich ein Lächeln auf meine Lippen.
"Ich habe Besuch für dich", sprach er lächelnd und öffnete die Tür, bevor ich fragen konnte, wer es war, sah ich ihn. Musa. Mein älterer Bruder. Genau das hatte ich nicht gewollt, Musa sollte davon nichts mitkriegen. Als mein Blick die Augen meines Bruders traf, blieb mir kurz die Luft weg. Musas Augen verbargen so viel. Enttäuschung, Sorge, Schmerz, Leid, Verständnislosigkeit, Wut.
Da ich seinem Blick nicht standhalten konnte, senkte ich ihn. Aus dem Augenwinkel sah ich, dass Musa auf dem Stuhl Platz nahm und Ali in Türnähe verweilte, weswegen ich zu ihm sah. Er sollte nicht gehen. Dieses Gespräch würde ich ohne ihn nicht meistern können. Bleib, flehten meine Augen ihn an. Ali schloss die Tür und lehnte sich an sie. Ganz leicht zuckten meine Mundwinkel als Dankeschön in die Höhe, was Ali auch erwiderte.
"Wie geht es dir?", fragte Musa ruhig.
"Gut, danke", nuschelte ich nur.
Ich hörte, wie mein Bruder die Luft scharf einsog.
"Bin ich dir so egal? Oder Amca? Sind wir dir so egal, dass du einfach deine Arme aufschlitzt?" "Nein, das seid ihr nicht, ihr seid die wichtigsten Menschen in meinem Leben, das weißt du, Abi!" "Gar nichts weiß ich Hira, gar nichts! Ich sehe nur ein egoistisch handelndes Mädchen vor mir. Du bist nicht die Einzige, die Probleme hat. Die es schwer hat!" "Musa, beruhig dich", sprach Ali, der nun neben meinem Bruder stand und seine Hand beruhigend auf seine Schulter gelegt hatte.
"Wie soll ich mich beruhigen Ali? Meine eigene Schwester begeht einen Selbstmordversuch, wie soll ich mich da beruhigen!", schrie mein Bruder, worauf ich meine Blicke erneut senkte. Er hatte Recht, mit allem was er sagte.
"Musa, es reicht! Es bringt nichts Hira jetzt Vorwürfe zu machen, was geschehen ist, ist geschehen! Wir müssen jetzt für sie da sein und ihr helfen", rief Ali und rüttelte leicht an meinem Bruder.
"Du verstehst das nicht, du verstehst diesen Schmerz nicht. Ich war ihr kein guter Bruder, das weiß ich, aber dass sie so unbedacht und unüberlegt handelt, das kann nicht meine Schwester sein." Musas Stimme war jetzt ruhig. Ruhig, aber enttäuscht.

Zum Scheitern verurteiltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt