"Nasip ist das Wort, das in den Ohren tönt und doch von den Lippen abgewiesen wird. Die Sache ist daher schwieriger als es scheint. Dein Nasip begegnet dir, kreuzt deinen Weg, doch du kannst ihn auch wegstoßen, ohne dir bewusst zu sein, dass es dein Nasip ist und somit dein Schicksal -welches sich nach deinen Taten richtet- herausfordern." - Sevdalardiyari & hayalimdin1905
Während ich bei Alis Tante im Wohnzimmer saß, weil sie sich meine Handgelenke nochmal anschauen wollte, betrat İshak den Raum. Überrascht sah er mich an.
"Wo ist meine Mama?" "Sie hat einen Anruf vom Krankenhaus bekommen, an den sie rangehen musste", erklärte ich ihm, worauf er nickte und sich auch auf das Sofa setzte. Mit seinen Blicken hatte er mich fixiert, doch sprach nicht.
"Hör auf so zu schauen, İshak." "Wie schaue ich denn?" "Verachtend." "Verachtend? Du hast wohl noch nie verachtende Blicke gesehen." "Dann hör auf mich mit beschuldigenden Blicken anzuschauen." "Das triffts eher." "Wofür beschuldigst du mich? Und mit welchem Recht?" "Wofür? Für vieles. Mit welchem Recht? Mit dem Recht, welches ich mir nehme." "Witzbold." "Nur die Wahrheit." "Wahrheit von was?" "Schau dich um, sei nicht so blind." Tief atmete ich durch. "Seit Wochen sagst du dasselbe." "Dann begreifst du anscheinend seit Wochen nicht, sonst hätte ich schon andere Dinge gesagt. Keine Sorge, mir macht es auch keinen all zu großen Spaß mich ständig zu wiederholen." "Dann tu es nicht." "Wer soll dir dann die Augen öffnen?" "Bist du Superman?" "Zu anstrengend. Den Superman kann Ali spielen, das ist nicht meins." Auf seinen Namen schluckte ich schwer, worauf İshak schräg lächelte.
"Oh Gott, so viel Dummheit, dass es mir wehtut", murmelte er nur.
"Sorry, dass nicht jeder so ein Genie wie du sein kann." "Halb so schlimm, würde ja reichen, wenn jeder nur das sehen würde, was um ihn herum geschieht." "Wie kommst du darauf, dass ich es nicht sehe?" İshak stand auf.
"Wenn du es gesehen hättest, würde sich mein Cousin dieses Wochenende nicht verloben, wobei dieser Vollidiot sieht es ja auch nicht. Eigentlich würdet ihr ja voll gut zusammenpassen, Schade nur, dass ihr beide jemand anderen an eurer Seite stehen habt. Tja, shit happens that's life", waren seine Worte, während er den Raum verließ und mich verwirrt hinter sich ließ.Nachdem Hatice Teyze sich meine Handgelenke angeschaut hatte, teilte sie mir mit, dass alles in Ordnung war und kein Grund zu Sorge bestand, ich hatte Glück, dass meine Narben schnell verheilten, hatte sie gesagt. Ich wusste nicht so recht, ob ich über diese Worte lachen sollte.
Zwei Tage bevor Ali und seine Familie um die Hand von Meyra halten gehen wollten, hatte ich einen Termin bei Meryem Teyze. Obwohl ich ihn absagen wollte, da sie im Stress sein würde, denn am Tag darauf würde die Verlobung stattfinden, auf die ich natürlich von Meyra höchstpersönlich eingeladen wurde, doch von Ali hatte ich seit Tagen nichts mehr gehört. Um genau zu sein seit dem Tag, an dem mir Meyra von dem Kuss erzählt hatte. Bei dem Gedanken zog sich kurz alles in mir zusammen. Das war einer der Gründe, wieso ich Meryem Teyze absagen wollte, ich war gekränkt, weil er sich nicht meldete, weil er mich fallen ließ. Dabei hatte ich ihn vor den Kopf gestoßen. Trotzdem. Ich wollte ihm nicht begegnen. Doch Meryem Teyze sagte, dass sie die Zeit für mich hatte, also betete ich, dass ich ihm nicht begegnete, denn ich war dem nicht gewachsen.
Meryem Teyze empfing mich voller Euphorie und so wie es schien, waren wir nur zu zweit, das war schon mal ein Pluspunkt.
So wie immer unterhielt ich mich mit ihr, wobei ich eher erzählte, wie es mir ging, was ich fühlte. Es war erstaunlich, wie leicht ich neben ihr über meine Gefühlswelt reden konnte, doch neben ihr fühlte ich mich richtig wohl, vergaß sogar, dass sie Alis Mutter war. Dass sie ein enormes Empathievermögen hatte, verstärkte all das natürlich.
"Hör auf dich jedes Mal dafür zu bedanken, Hira. Ich mache das gerne." Ich lächelte sie an, als wir an der Tür waren, verabschiedete sie sich von mir mit den Worten "Bis in zwei Tagen." "Ich werde nicht anwesend sein. Werde erst bei der Verlobung anwesend sein." "Ach so, wieso das?" Mit einem Lächeln zuckte ich nur meine Schultern, worauf Meryem Teyze ihre Augen leicht zusammenzog, was ihre mandelförmigen Augen noch kleiner wirken ließ. Kurz blickte sie mich nachdenklich an, doch nickte dann nur.
"Dann sehen wir uns auf der Verlobung." "Ja, bis dann."
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Zum Scheitern verurteilt
General Fiction"Sie waren gemeinsam in den Strömen dieser Welt und stürzten einsam von den Klippen dieser Welt." Da stand er nun vor mir. Schmerz spiegelte sich in unseren Augen wider. Wir hatten verloren. Wir hatten uns selbst verloren. Wann war das nur geschehe...