13. "Geschenk und Tattoo" -Teil I

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"Wahres Glück liegt darin andere glücklich zu machen."

"Was ist das?", fragte mich Umut mit großen Augen. Umut. Hoffnung, hatte ihn Nimet Teyze genannt, in der Hoffnung auf eine bessere Zeit. Sie hatte sehr unter dem Tod ihres Ehegatten gelitten.
"Dein Geburtstagsgeschenk", antwortete ich mit einem Lächeln. Mit strahlenden Augen zerriss er ungeduldig das Geschenkpapier, was uns alle -Nimet Teyze, Kumsal und mich- zum Lachen brachte.
"Hira Abla, du bist die beste!", rief er, als er das Geschenk erblickte und fiel mir um den Hals. Danach wandte er sich zu seiner Mama und sprach: "Darf ich nach Hause, um zu spielen?" "Du kannst die Konsole doch nicht alleine nach Hause tragen, Umut." "Doch Mama, ich schaffe das, ich bin jetzt alt genug", erneut brachen wir in Gelächter. "Schnapp dir das Spiel und setz dich in meinen Wagen, ich komme gleich nach. Muss auch los", sprach ich lächelnd und meine Schlüssel reichend zu Umut. Mit einem Grinsen dankend schnappte er sich meinen Schlüssel. Als er weg war, fing Nimet Teyze das Sprechen an, etwas womit ich gerechnet hatte.
"Hira, ich weiß gar nicht, weil ich mich bei dir bedanken soll oder ob ich das überhaupt kann. Du hast nicht nur Umut eine große Freude bereitet, sondern auch mir. Doch ich kann ein so teures Geschenk nicht annehmen. Natürlich werde ich von dir nicht verlangen, dass du es zurückbringst, das kann ich Umut nicht antun, aber ich werde dir das Geld so bald wie möglich zurückzahlen. Du bist selber auf dieses Geld angewiesen." "Nimet Teyze, ich werde dieses Geld nicht annehmen, dass weißt du, also bitte schlag dir diesen Gedanken aus dem Kopf. Ich bin mir bewusst, dass du es nur gut meinst, aber Umut und Kumsal sind wie meine jüngeren Geschwister, deswegen bereitet es mir eine Freude, wenn ich sie glücklich machen kann. Das macht auch mich glücklich. Du weißt, dass ich das mehr brauche als das Geld. Außerdem, falls dich das beruhigen sollte, war die Konsole im Angebot. Bitte mach dir keinen Kopf darum, ja?" Ausatmend nickte sie und schloss mich dann in eine warme mütterliche beschützende Umarmung. Nachdem sie mich wieder freiließ, nahm ich die Konsole auf meine Arme und lief Richtung Haustür, kurz davor rief ich Kumsal, damit sie mir die Tür aufmachte.
"Hira Abla, ich mache dir doch die Tür schon auf?", fragte sie verwirrt, als ich die Konsole auf dem Boden absetzte.
"Das weiß ich, deswegen habe ich dich schließlich gerufen, aber ich brauche was aus meiner Tasche", erklärte ich, während ich in dieser rumkramte. Als ich den Gutschein endlich gefunden hatte, drückte ich ihn Kumsal in die Hand.
"Was ist das?", fragte diese verwirrt.
"Schau doch einfach mal nach." "Ich kann das nicht annehmen", hörte ich sie sprechen, während ich Richtung Gartentor lief, sie tapste mir hinterher. Ich hatte ihr den Gutschein bewusst nicht neben Nimet Teyze gegeben, weil ich diese nicht noch mehr in Verlegenheit bringen wollte.
"Warum nicht?" "Weil..." "Weil was? Du solltest in der Schule gelernt haben, dass weil keine Begründung ist." "Ach Hira Abla!" "Pass gut darauf auf", ermahnte ich Umut, nachdem ich die Konsole auf seinen Schoß gegeben hatte.
"Wenn es dich beruhigt, hat Ali den Gutschein bezahlt, nicht ich, also ist es sein Geschenk und nicht meins, somit kannst du es annehmen, weil er es bestimmt nicht zurücknehmen wird", machte ich Kumsal klar.
"Ali?", fragte sie, doch bevor ich ihre Frage beantworten konnte, sprach sie schon weiter. "Ist er auch mit Musa Abi befreundet? Der Junge, der dich letztens nach Hause gefahren hat?" Ich nickte zur Antwort. Ein Grinsen umspielte sich auf ihren Lippen.
"Der sieht ziemlich gut aus Hira Abla." Empört sah ich sie an.
"Was denn? Ist nur die Wahrheit! Hast eine gute Wahl getroffen", lachte sie jetzt.
"Wir sind nur Freunde Kumsal, mehr ist da nicht und mehr wird da auch nicht sein!"
Sie lachte nur noch lauter und brachte -nur schwer- ein 'Ist klar' raus. Mit dem Kopf schüttelnd stieg ich in meinen Wagen und fuhr los.

Im Auto berichtete mir Umut wie cool das Spiel doch sei und versuchte mir zu erklären, wie man es spielte, doch um ehrlich zu sein verstand ich es nicht wirklich, denn meine Gedanken kreisten um Kumsals Worte. Ich schüttelte nur meinem Kopf.
"Findest du es nicht cool?", fragte mich Umut. Fand ich was nicht cool?
Bevor ich ihm diese Frage stellen konnte, fiel mir ein, dass er mir von dem Spiel berichtet hatte, bevor ich in Gedanken abgedriftet war.
"Doch, doch. Scheint ziemlich interessant zu sein. Habe nur kurz an etwas anderes gedacht, tut mir leid." "Kein Problem", entgegnete er mir und brachte mich somit zum Lachen.

Zum Scheitern verurteiltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt