"Wenn du denkst, dass du alles besitzt,
liegst du falsch. Du hast alles und nichts, nichts.
Auch wenn unwichtige Dinge, dir so wahr
erscheinen, hat alles seinen wahren Preis." ~KC Rebell -Alles und Nichts"Wann wirst du aufhören dich zu weigern, Hira? Ich will, dass du zu uns ziehst! Sieh dir doch dein Gesicht mal an!" Er deutete auf meine aufgeplatzte Lippe, die eine Kruste gebildet hatte.
"Amca, bitte-" "Nein Hira! Meine Eltern haben mir dich anvertraut, sag mir, wie ich da meine Augen verschließen soll? Ich sehe, wie meine Nichte von Tag zu Tag mehr kaputt geht. Wie viele blaue Flecken hast du noch? Wo überall?" Ich schluckte schwer. "Du wirst zu mir ziehen, Hira. Unter meiner Obhut weiterleben!" "Das kannst du nicht machen!", schrie da jemand.
Ich schloss kurz meine Augen. Meinen Onkel hätte ich schon überredet, irgendwie. Doch dass Büşra nun von diesem Gespräch mitbekam, brachte alles nur durcheinander. Die Situation war verzwickt.
"Wenn sie in unser Haus kommen sollte, dann wird das Folgen mit sich tragen! Du kannst sowas doch nicht über meinen und Mamas Kopf hinweg entscheiden! Es ist nicht nur dein Haus! Wir leben ebenfalls da drin!" "Büşra!", brüllte mein Onkel, doch sie verließ wütend das Restaurant.
Ein Glück, dass wir schon Feierabend hatten und außer meinem Onkel und mir niemand mehr anwesend war."Amca, ich kläre das." "Setz dich hin Hira! Sie muss endlich begreifen, dass sich die ganze Welt nicht um sie dreht." "Amca ihre Reaktion ist normal." Okay, das war gelogen. Wobei, wenn man bedachte, dass wir kein sonderlich gutes Verhältnis zueinander hatten, dann war es vielleicht doch normal?
"Hira, setz dich!", brachte mein Onkel wütend raus.
"Amca bitte, so wird alles nur noch komplizierter und verzwickter, dafür habe ich keinen Nerv..." Sein Blick wurde weicher.
"Nur ein einziges Mal, wenn du doch nur ein einziges Mal an dich denken würdest." Ich schenkte ihm ein Lächeln, vermutlich eins, das ziemlich schief aussah. Als ich draußen war, sah ich mich verzweifelt um. "Büşra!", rief ich nach meiner Cousine. Während ich immer weiter rannte, rief ich nach ihr.
"Geh weg!", hörte ich, als ich zwei Straßen weiter ankam.
"Verpiss dich Hira, ich will dich nicht sehen!" "Büşra-" "Was Büşra, was?! Was willst du von mir verdammt!" "Ich werde nicht bei euch einziehen, du brauchst dir keine Sorgen zu machen", versuchte ich sie zu besänftigen.
"Wie gnädig von dir", sprach sie abfällig. Ich schluckte meine Wut runter. Ich war nicht für sie hier, sondern für meinen Onkel. Für den Mann, der mir immer unter die Arme griff und mir zur Hilfe eilte. Mir väterliche Liebe schenkte.
"Aber es hätte mir klar sein sollen, dass du dein perfektes Leben nicht aufgeben wirst! Wieso auch den ganzen Luxus aufgeben und bei einem Mann einziehen, der nicht mal die Hälfte des Vermögens besitzt wie dein eigener Vater? Wieso solltest du zu uns ziehen? Und all diese Galen, die teuren Designerkleider aufgeben? Dein eigenes Zimmer mit integriertem Bad aufgeben?" Meine Geduld zerplatzte, wie eine Seifenblase. Verächtlich lachte ich über die erbärmlichen Worte meiner Cousine.
"Ich werde nicht zu euch ziehen, weil ich nicht will, dass in eurem Haus Unruhe wegen mir herrscht. Aber wenn du willst, können wir gerne tauschen Büşra! Dann kannst du mein ach so perfektes Leben leben und schauen, wie es ist, gezwungen zu werden auf Galen zu gehen, immer eine perfekte Familie vorzuspielen, während du eigentlich von deinen Eltern verhasst bist! Meine Eltern blicken mir nicht mal ins Gesicht! Ich zahle in meinem eigenen Zuhause Miete! Ja, ich trage auf Veranstaltungen teure Designerkleider, doch trotzdem lieben mich meine Eltern nicht! Kein bisschen! Sie hassen mich, sie ertragen mich und meine Nähe nicht! Du willst das Leben leben, welches ich lebe? Gerne Büşra! Dann lass uns tauschen. Dann habe ich zumindest Eltern, von denen ich geliebt werde und glaube mir, du wirst sehr schnell merken, dass das viel mehr Wert ist als alles andere auf dieser Welt. Von mir aus könnte ich den Rest meines Lebens nur noch mit Brot und Wasser verbringen, solange ich ihre Liebe bekäme, wäre mir das genug. Verstehst du das? Nein! Weil deine Eltern dich lieben!"
Keine einzige Träne hatte meine Augen verlassen und ich musste sagen, ich war unheimlich stolz darauf. Nach meinen Worten hätte ich gedacht, dass Büşra etwas mehr Verständnis hätte, von mir aus sogar Mitleid, doch ihre Blicke waren hasserfüllt. Sie wusste doch, wie es bei uns ablief.
Dinge, die in der Familie geschahen, blieben in der Familie, deswegen wusste sie doch, wie es bei uns zuging. Deswegen hatte ich doch diese Worte aussprechen können, weil sie es wusste!
"Mein Vater hat dich immer mehr geliebt als mich, also erzähl mir nichts! Ich weiß, wie du dich fühlst!" Erneut lachte ich.
Wie konnte ein Mensch so blind sein? So verblendet?
"Dein Vater liebt mich nicht mehr! Er ist dein Vater, du bist seine Tochter! Seine Prinzessin, sein einziges Kind! Er ist nur streng zu dir, weil deine unersättliche Gier ihn nervt! Du tust so, als ob er dir nichts bieten würde, dabei tut er so viel für dich! Der ganze Luxus, den meine Eltern haben, den braucht ihr nicht!" "Nur weil du diesen Luxus hast, missgönnst du ihn mir! Mein Vater müsste sich nur etwas mehr in der Firma beteiligen, dann hätte er genug Geld und ich könnte mir die ganzen Designerkleider auch leisten!" "Ich werde noch verrückt! Büşra öffne deine Augen, verdammt! Dein Vater ist leidenschaftlicher Koch, das ist seine Berufung, er würde in der Firma nur untergehen, unglücklich werden! Wieso willst du unbedingt diesen scheiß Luxus? Ihr lebt gut, du kannst dir mehr leisten als viele andere. Und das wichtigste ist, dass deine Eltern dich lieben, wieso kannst du dich damit nicht einfach zufriedengeben?!" "Wenn mein Vater doch nur dein wahres Gesicht sehen würde und endlich mich mehr wertschätzen würde!", waren ihre letzten Worte, bevor sie ging. Ich schrie. Schrie mir dir Seele aus dem Leib. Wie?! Wie verdammt konnte ein Mensch so geblendet sein, wie?!
DU LIEST GERADE
Zum Scheitern verurteilt
Genel Kurgu"Sie waren gemeinsam in den Strömen dieser Welt und stürzten einsam von den Klippen dieser Welt." Da stand er nun vor mir. Schmerz spiegelte sich in unseren Augen wider. Wir hatten verloren. Wir hatten uns selbst verloren. Wann war das nur geschehe...