Bonuskapitel - "Angst"

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"Bir umut öldürür insanı, bir de vicdan. (Man stirbt entweder an Hoffnung oder aber am schlechten Gewissen.)" - Suskunlar

"Dâye (kurd: Mama)", sagte ich, als ich mich in das Wohnzimmer zu meinen Eltern setzte. Mein Vater sah sich Nachrichten an, während meine Mutter sich an ihn gelehnt am Lesen war.
"Ne isteyeceksin? (Um was wirst du mich bitten?)", fragte sie mich, da ich sie auf Kurdisch angesprochen hatte. Mein Vater grinste leicht auf ihre Frage.
Ich kratzte mich lediglich leicht am Kopf. "Musst du mich so gut kennen?" Meine Mutter legte das Lesezeichen in ihr Buch und legte es dann beiseite. "Du bist mein Kind, tut mir leid, weil ich dich so gut kenne." Nun grinste auch ich.
"Hadi oğlum, hör auf mich auf die Folter zu spannen." "Also wenn du es nicht willst, ist es wirklich in Ordnung, nur dachte ich, dass es vielleicht gut wäre-" "-ay Ali çatlatma beni! Söyle hadi oğlum. (Ali, mach mich nicht neugierig! Komm, sag es endlich mein Sohn.)" Das Grinsen meines Vaters wurde größer.
"Ich bin doch dabei, unterbrich mich nicht Anne." Sie nickte. "Wäre es in Ordnung, wenn Hira auch am Wochenende kommt?" Die Brauen meiner Mutter glitten in die Höhe, danach erhellte sich jedoch ihr Gesicht und sie nickte. "Natürlich! Würde mich sogar sehr freuen sie zu sehen." Ich gab meiner Mutter einen Kuss auf die Wange. "Sipas Dâye. (Kurd: Danke Mama.)" Sie lächelte nur und als sie sah, dass ich aufstehen wollte, hielt sie meine Hand.
"Sie vorsichtig im Umgang mit ihr, ja Alim? Ich weiß, dass du es bist, aber Hira ist sehr empfindlich." Ich nickte, ich wusste, dass meine Mutter den Sinn hinter dieser Einladung gemerkt hatte. Niemals würde jemand von uns ein Mädchen zu einem Familientreffen mitbringen. Nicht wenn dieses Mädchen nicht einen besonderen Stellenwert in unserem Leben hatte und wir es ernst meinten. Und genau das war bei Hira der Fall. Sie hatte einen besonderen Stellenwert und ich meinte es ernst. Wie auch nicht, wenn es seit meiner Kindheit niemanden außer ihr gab?
Wenn meine Augen niemanden außer sie erblickten, wenn ich niemanden außer sie erblicken wollte. Diese Einladung war etwas inoffizielles, der erste Schritt, den ich machen würde. Es war Zeit zu handeln, aber ich wusste, dass ich vorsichtig sein musste.
"Ich weiß Anne, mach dir in der Hinsicht keine Sorgen. Ich habe nicht vor ihr das am Wochenende schon zu sagen, aber ich will, dass sie es merkt, dass sie begreift, wie wichtig sie mir ist. Dass da mehr als nur Freundschaft dahintersteckt." Meine Mutter nickte lächelnd und auch mein Vater drehte seinen Kopf zu mir und sah mich an.
"Aşkından vazgeçmedin ya helal olsun sana oğlum (Ich bin stolz auf dich mein Sohn, weil du deine Liebe nicht aufgegeben hast)", sprach er stolz, was ich mit einem Lächeln erwiderte. Meine Mutter sah zu meinem Vater. "Babasının oğlu işte. (Wie der Vater so der Sohn.)"
Ich zwinkerte meinem Vater zu, was er nur mit einem Grinsen erwiderte.

Nachdem Familientreffen, welches einfach nur gelungen war, was ich Hiras Anwesenheit zu verdanken hatte, saß ich mit İshak da.
"Wie ist es jemanden zu lieben, ohne zu wissen, dass er dich liebt?", fragte İshak, worauf ich bitter lächeln musste.
"Schwer. Sehr schwer. Du weißt nicht, ob du diesen Menschen je erreichen wirst. Weißt nicht, ob er je Gefühle für dich haben wird. Es ist so ein Zwiespalt zwischen Leben und Sterben. Hoffen und Aufgeben. Mal denkst du dir vielleicht und dann wiederum vielleicht nicht." Ich lehnte meinen Kopf an den Autositz.
"Ich lebe mit der Angst, dass ich sie verlieren könnte, jede Gott verdammte Sekunde. Und mit der Hoffnung, dass sie an meine Seite gehören könnte. Ebenfalls jede Gott verdammte Sekunde. Ich habe Angst davor, dass meine Hoffnung zunichte gemacht wird. Wie soll ein Mensch überleben, wenn man seine Hoffnung auslöscht? Ich habe Angst, dass mir genau das widerfahren wird."

Hoffentlich hattet ihr viel Spaß beim Lesen meine lieben Zuckermenschen! ❤

Eure Verâ ♡

Zum Scheitern verurteiltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt