"Wenn dich einmal die Angst, den Menschen, den du liebst zu verlieren, gefasst hat, wird sie dich nie wieder loslassen." - hayalimdin1905
Die Tür des Büros wurde geöffnet und genervt sah ich auf. Wieso öffnete man Türen, ohne an ihnen zu klopfen?
Meyra betrat den Raum und ich wusste, wenn es Hira gewesen wäre, wäre meine Wut verflogen, doch so spitzte sie sich hur noch mehr zu.
"Das nächste Mal klopfst du an der Tür, Meyra." "Wie du willst. Ich habe super Neuigkeiten für dich", sprach sie, während sie auf den Sesseln vor mir Platz nahm. Woher kam diese lockere Art?
"Ich höre." "Hira und ich haben uns heute nach ihrer Prüfung getroffen und sie hat mir erzählt, dass sie und Utku jetzt ein Paar sind-" ich ballte meine Hand zu einer Faust "-ich soll dir das sagen, da das Hira unangenehm war." Ich nickte nur. "Ist noch was?", fragte ich, da sie immer noch vor mir saß. "Sie hatten ihren ersten Kuss." "Wer?" "Na, Hira und Utku." Ich merkte, wie mein Atem nur noch stoßweise ging, mein Herz schwer wurde. Allein bei dem Gedanken drehte sich alles in meinem Magen um.
"Wolle wir essen gehen?", fragte Meyra mich, ahnungslos dass sie mir meinen ganzen Appetit zerstört hatte, doch nicht nur meinen Appetit, sondern meine ganze Welt.
Wieso hast du mir deine Gefühle ihm gegenüber nur verschwiegen, Hira? Wieso hast du mich so lange auf dich hoffen lassen?
"Steh auf!", forderte ich Meyra auf. "Was?", fragte sie mich verwirrt. "Steh auf, habe ich gesagt!", sagte ich meine Stimme etwas erhöhend, worauf sie nickend aufstand.
"Folge mir!", befahl ich erneut, auch diesem Befehl kam sie nach, schweigend setzten wir uns in meinem Wagen, während ich losfuhr.
"Wohin fahren wir?", fragte sie unsicher, doch ich ließ ihre Frage unbeantwortet. Vor dem ersten Juwelier hielt ich an und befahl ihr auszusteigen. Leise und immer noch verständnislos folgte sie mir.
Nachdem ich die Begrüßung des Juweliers entgegennahm, nannte ich ihm den Grund, wieso wir hier waren.
"Wir suchen nach Antragsringen." Er nickte direkt und holte einige Ringe raus. "Such dir einen aus", forderte ich Meyra auf. "Was?" "Du sollst dir einen Ring aussuchen, Meyra. Du willst doch mit mir heiraten oder nicht? Dann such dir jetzt einen Ring aus oder wir verlassen dieses Geschäft und du lässt mich in Ruhe." Der Mann musterte uns geschockt und verwirrt an, während Meyras Augen aufleuchteten und sie sich einen Ring mit -meiner Meinung nach- viel zu großem Stein aussuchte. Meine Blicke glitten in diesem Moment zum ersten Mal über die Ringe, während mir einer ins Auge stach. Er hatte einen kleinen Stein, doch sah unheimlich elegant aus. Ich stellte mir ihn an Hiras Hand vor und wollte leicht lächeln, doch dann fiel mir ein, dass sie Utku geküsst hatte. Schmerz und Wut durchfuhr mich. Was war nur in mein Elfenmädchen gefahren?
Nachdem ich den Ring bezahlt hatte, fiel mir Meyra um den Hals, doch ich erwiderte diese Umarmung nicht.
Der Antrag, den ich machen sollte und wollte, galt einer anderen Frau und hätte unvergesslich werden sollen. Doch es würde niemals dazukommen. Und niemand anderer außer Hira verdiente in meinen Augen einen Antrag. Egal wie dieser aussah. Meyra sollte sich mit diesem Ring zufriedengeben.
Danach gingen wir essen, wobei Meyra die Einzige war, die von uns beiden aß. Sie erzählte nebenbei von irgendwas und egal wie sehr ich mich versuchte darauf zu konzentrieren, es klappte einfach nicht. Ihre Worte kamen bei mir nicht an, denn meine Gedanken waren wo anders.Als wir am Abend bei unseren Freunden ankamen, war alles komisch. Hiras Verhalten war unerklärlich für mich. Vor allem als sie aufstand entschloss ich mich ihr nachzugehen und mit ihr zu sprechen. Doch sie ließ mich nicht ausreden und warf mir vor, dass ich ihr nichts erzählt hatte, dabei war sie doch diejenige, die ihre Beziehung vor mir verschwieg. Als mir das durch den Kopf ging, durchflutete die Wut mich und ich entschied mich ihr nachzufahren und sie zur Rede zu stellen. Genau als ich zu meinem Auto laufen wollte, hörte ich İlyas Stimme nach mir rufen.
"Ja?", fragte ich ihn. "Ali Abi, wohin gehst du?", fragte er mich. "Ich muss zu Hira", antwortete ich knapp, worauf er lediglich nickte.Mit quietschenden Reifen parkte ich das Auto vor ihrem Elternhaus und lief wütend zur Tür. Es war mir egal, ob jemand anderer auch noch anwesend war, sie würde mir Rechenschaft geben. Ich klingelte an der Tür, doch sie wurde mir nicht geöffnet, dabei musste Hira hier sein, weil ihr Auto hier stand. Also klingelte ich Sturm, doch immer noch nichts.
"Hira, aç kapıyı aç! (Hira, öffne die Tür, öffne sie!)", brüllte ich so laut ich konnte. Doch die Tür wurde mir nicht geöffnet. Mit einem Mal umhüllte mich eine unerklärliche Angst. Was wenn sie sich etwas angetan hatte? Nein, nein das konnte nicht sein, durfte nicht sein!
Schnell suchte ich den Ersatzschlüssel, den Hira im Garten versteckt hatte, da sie des Öfteren ihren Schlüssel vergas. Außer mir wusste niemand, dass er existierte. Ich schloss die Tür auf und rannte ihren Namen rufend in ihr Zimmer. Doch auch hier war sie nicht, da hörte ich Wassergeräusche aus dem Bad.
"Hira?", rief ich laut, doch als ich keine Antwort bekam, wusste ich, was mich hinter dieser Tür erwartete. Hastig und zittrig öffnete ich die Tür, während ich bei dem Anblick erstarrte. "Naptın sen perikızı? (Was hast du nur getan, Elfenmädchen?)", fragte ich.
'Du musst ihr helfen!', brüllte mein Gehirn in dem Moment, worauf ich schnell zu ihr rannte und sie aus dem blutgetränkten Wasser zog, doch das Blut an ihren Armen wollte nicht aufhören, schnell schnappte ich mir ein Handtuch und suchte ein zweites. Beide band ich um ihre Handgelenke, nahm sie auf meinen Arm, um sie ins Krankenhaus zu fahren.
"Wenn du stirbst, dann verzeihe ich dir das nicht, hörst du, Hira? Wenn du stirbst, verzeihe ich dir das nicht!" Ich legte sie auf die Rückbank, während meine Klamotten auch nass waren und ihr Blut an mir klebte. Während ich wie verrückt durch die Straßen raste, kam ich an, worauf auch schon direkt Hira in die Notaufnahme aufgenommen wurde und ich mich auf den Boden setzte. Erst jetzt realisierte ich, was wirklich geschehen war und dass die Gefahr nicht vorbei war, weswegen mir anfingen die Tränen zu laufen. "Bitte lass sie leben, bitte. Ich flehe dich an, lass sie nicht sterben", wisperte ich immer wieder, während immer wieder mein Handy klingelte. Irgendwann nahm ich den Anruf entgegen.
"Ali? Geht es dir gut?", fragte mich İshak am anderen Ende der Leitung. "İshak- sie-sie hat es getan..." "Wovon redest du? Und wo bist du? Ich komme zu dir." "Krankenhaus." "Ali geht es dir gut? Was ist geschehen?" "Hira, sie wollte sich das Leben nehmen", wisperte ich und erzitterte auf meine eigenen Worte. Im selben Moment hörte ich meinen Cousin nach seiner Mutter rufen und keine zehn Minuten später standen beide im Krankenhaus.
Meine Tante umschloss mich direkt in ihre Arme und gab mir einen Kuss auf mein Haar.
"Ich werde mich jetzt darum kümmern, ja? Mach dir keine Sorgen." "Teyze?" "Ja Alim?" "Ich weiß, dass ich mich auf dein Wort verlassen kann." Sie nickte mir mit einem Lächeln zu, worauf sie auch schon verschwand. İshak leistete mir in diesen qualvollen Minuten und Stunden, die sich wie dutzende Jahre anfühlten, beistand.
"Sie lag in der Badewanne. Das Wasser war rot. Und sie lag da, als ob sie gestorben wäre", erzählte ich meinem Cousin. "Wenn sie stir-" "-das wird sie nicht!" "Was wenn?" "Raff dich Ali! Hira wird nicht sterben! Und du wirst diese Sache mit dem Antrag wieder geradebiegen. Komm endlich zu dir!" Anstelle irgendwas zu erwidern, zog ich İshak in eine Umarmung, weil ich es nötig hatte, dass man nun mir eine Stütze war. Auch mein Cousin umarmte mich stark und ich war unendlich dankbar für diese Stütze.Kurzschlussreaktion. Sowohl bei Ali als auch bei Hira. Und bei beiden mit verheerenden Folgen.
Hoffentlich hattet ihr viel Spaß -okay so langsam klingt das echt sarkastisch oder?😅- beim Lesen meine lieben Zuckermenschen ❤Eure Verâ ♡
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Zum Scheitern verurteilt
General Fiction"Sie waren gemeinsam in den Strömen dieser Welt und stürzten einsam von den Klippen dieser Welt." Da stand er nun vor mir. Schmerz spiegelte sich in unseren Augen wider. Wir hatten verloren. Wir hatten uns selbst verloren. Wann war das nur geschehe...