48. "Perikızı"

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"Buralar şimdi yangın yeri 
Yokluğun yangının alevi 
Söyle gitmenin sebebi neydi? 

Gözlerimi kapatsam yüzünü görür müyüm? 
Gündüzleri uzatsam geceler bir kördüğüm 
Kapıları kapatsam yalnız üşür müyüm?
(Hier ist nun ein Brand
Deine Abwesenheit ist die Flamme des Brandes
Sag mir, was war dein Grund für dein Gehen?

Würde ich dich sehen, wenn ich meine Augen schließe?
Wenn ich die Tage in die Länge ziehe, werden die Nächte unerträglich
Würde ich in der Einsamkeit frieren, wenn ich die Türen schieße?)"
- Özgür Kurum ~ Gözlerimi kapatsam

"Du bist dann der Vater und das hier-" ich zeigte auf die Puppe. "-ist unser Baby."
Ali lachte auf meine Worte. "Okay", stimmte er dem zu. Musa hatte mich wie so oft im Stich gelassen und spielte mit seinen Freunden Fußball, doch Ali war wie immer bei mir geblieben und willigte auch diesem Spiel zu. So wie jedem Spiel, welches ich vorschlug.
Er spielte eine ganze Stunde lang mit mir, ohne zu meckern, bis meine Großmutter nach uns rief. Sie saß mit seiner Großmutter auf der Bank und sie beobachteten uns. Sie hatten Obst für uns geschnitten und wollten, dass wir kamen. Während wir zu ihnen liefen, sah Ali zu mir.
"Du wirst eine gute Mutter, der Junge, der dich heiraten wird, hat Glück", sagte er mit seinen 10 Jahren. Da ich drei Jahre jünger als er war, hatte ich seine Worte nicht wirklich verstanden. Damals zumindest.
Gemeinsam aßen wir das Obst, während wir uns mit unseren Großmüttern unterhielten.
"Lass uns auch Fußball spielen", sagte ich, während ich zu Musa und seinen Freunden lief. "Hira, warte. Lass uns etwas anderes spielen, egal was du willst." "Nein, ich will auch mit ihnen Fußball spielen, komm schon Ali!" Er ergab sich widerwillig. Widerwillig, weil sie mich nicht mitspielen lassen würden. Ich rannte zu meinem Bruder und den Jungs. "Ich will auch mitspielen", rief ich.
"Fußball ist nichts für kleine Mädchen!", entgegnete einer der Jungs.
"Ich bin nicht klein!" "Nerv nicht!" "Hör auf so mit ihr zu reden!", warnte Ali sie.
"Dann nervt nicht. Wenn du mitspielen willst, dann komm, Ali, aber halt dieses Mädchen fern, was versteht sie schon von Fußball?" "Mehr als du", sagte Ali, während Musa schwieg. Wie immer. Er war passiv. Wie immer.
Ali zog mich mit sich. "Komm, ich werde mit dir Fußball spielen und dir beibringen, wie man richtig gut spielt." Ich fiel ihm um den Hals. "Danke Ali!", kreischte ich glücklich, worauf er lachte. "Rica ederim Perikızı. (Gern geschehen Elfenmädchen.)"

Und das Wort schleuderte mich aus meinen Gedanken. Er hatte mich damals schon so genannt, doch ich hatte es vergessen. Wie hatte ich es vergessen können? Wie verdammt, wie?!
Die Bilder in meinen Händen, die mich an unsere Erinnerungen erinnerten, an die schönen problemlosen Zeiten, schmiss ich mit einem Mal laut schreiend weg. Jedes einzelne Foto, jede einzelne Erinnerung schwebte erst in der Luft und fiel dann zu Boden. So wie unsere Liebe.
"Niye gittin niye? (Wieso bist du gegangen, wieso?)", schluchzte ich schreiend, so dass es an den Wänden echote.
Ich zog meine Beine so gut es mir mein Babybauch ermöglichte an mich und legte meine Stirn an meine Knie ab und weinte bitterlich. Immer wieder verließ sein Name meine Lippen. Verzweifelt bat ich ihn zurückzukommen. Verzweifelt flehte ich für das Unmögliche.
Erst jetzt ließ die Trance nach und der Schmerz holte mich ein. Gnadenloser Schmerz. Der Schmerz des Todes. Die Art von Schmerz, die dir klar machte, dass alles vorbei war. Dass es nichts mehr zum Retten gab. Dass alles verloren war. Dass du es nicht geschafft hattest, den Wert des Menschen, den du liebst, rechtzeitig zu begreifen. Der Schmerz des endgültigen Verlustes. War er nicht uns allen bekannt?
Doch mich holte er auf seine ungnädigste Art und Weise ein. Mich holte er mit Alis Tod ein. Mit meiner Kindheit, mit meinem Halt, mit meinem Helden, mit meinem Fels in der Brandung, mit meiner Liebe. Meiner Liebe, die ich nicht leben durfte. Denn ich hatte falsch gehandelt, feige gehandelt. Falsch und feige. Ich verdiente es, verdiente es, doch kam trotzdem nicht damit klar. Würde es auch nie.
"Gel Ali nolur geri gel (Komm, Ali bitte komm zurück)", flehte ich, während meine Worte an den Wänden abprallten und hoffnungslos zu Boden fielen. Das zeigte mir, wie unmöglich mein Wunsch war.
"Gitmemeliydin, Ali gitmemeliydin beni bırakmamalıydın! (Du hättest nicht gehen dürfen, Ali, du hättest nicht gehen dürfen, hättest mich nicht im Stich lassen dürfen!)"

Zum Scheitern verurteiltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt