Am nächsten Morgen war ich hundemüde. In Jogginghose und Schlabbershirt trottete ich runter zu meiner Tante, welche zusammen mit ihrem Mann gebannt auf den Fernseher starrte.
,,Was ist denn-?"
,,Shhhh!", wurde ich von May unterbrochen. Ich unterdrückte ein Seufzen und schaute mir den Bericht an:
-die Leichen scheinen absichtlich so hingerichtet und in diesen Posen drapiert worden zu sein, so behauptet das jedenfalls der Profiler.-
Ein Mann mit schütterem Haar und Hornbrille kam ins Bild.
- ,,Der Mörder hat seine Opfer mit einer Schere absichtlich so verletzt, dass große Mengen Blut fließen. Wie viel Blut, wissen wir noch nicht. Es ist offensichtlich, dass er seine Morde als Kunstwerke ansieht und nicht als Gräueltaten. Noch dazu hat er einen Smiley an die Wand gemalt; dieser scheint seine Unterschrift zu sein. Also vermutlich ein Serienmörder. An die ganzen Zuschauer spreche ich eine Warnung aus: Dieser Mann ist kaltblütig und unberechenbar. Er wird kein Mitleid mit ihnen haben, wenn er sie in die Finger bekommt. Gehen sie am besten niemals an abgelegene Orte oder alleine irgendwo hin. Bei auch nur dem kleinsten Verdacht rufen sie bitte die Polizei an, wir haben für diesen Fall extra eine Nothotline eingerichtet. Die Nummer lautet -
May schaltete den Fernseher aus und schüttelte entsetzt den Kopf.
,,Wie kann so etwas schreckliches nur hier passieren..?"
Endlich konnte ich meine Frage stellen:
,,Wo denn, was ist denn jetzt genau passiert?"
Doch meine Tante war noch zu erschüttert, um darüber zu reden. Eine Tatsache, die ich als albernd empfand. Schließlich kannten wir die Opfer bestimmt noch nicht einmal. Mein Onkel hatte etwas stärkere Nerven, er drehte sich zu mir um und füllte meine Wissenslücken:
,, Man hat am Hafen heute morgen zwei Leichen gefunden. Ihnen wurden die Gesichter entfernt, daher läuft die Identifizierung noch. Und wie du gerade gesehen hast, war irgendein kranker Psychopath der Mörder, der wahrscheinlich noch weiter machen wir-"
Schon wurde er von meiner Tante übertönt, welche mich an den Schultern packte und besorgt anschaute:
,,Bitte,BITTE! Versprich mir, dass du vorsichtig bist. Mach genau das, was der Mann im Fernsehen gesagt hat und nimm dein Pfefferspray sicherheitshalber mit, welches wir dir besorgt haben für den Fall aller Fälle, ja? Und sei bitte ab jetzt immer um 18:00 Uhr wieder zuhause!"
Ich nickte leicht benommen. Das war es also gewesen, was mir gestern am Hafen aufgefallen war. Deshalb hatte ich mich so unwohl gefühlt. Mir wurde flau im Magen. Ich war so knapp dem Tod von der Schippe gesprungen. Wäre ich gestern nicht abgehauen, wäre ich genauso wie die anderen beiden da unten geendet. Ich muss wohl blass im Gesicht geworden sein, denn meine Tante umarmte mich plötzlich und murmelte mir Sätze wie 'Alles wird gut', 'Die schnappen den bald' und 'Dir passiert schon nichts' ins Ohr.
Während des ganzen Tages ließ May die Sondersendung zum Mordfall laufen. Da in meiner Heimatstadt wenig passierte, war diese eine Sache natürlich eine bahnbrechende Sensation. Irgendwie fand ich diese Menschen widerlich. Nicht wegen ihrer Neugierde, nein. Diese empfand ich trotzalledem auch. Ich fand sie widerlich aufgrund ihres falschem Mitleids. In Wirklichkeit ergötzten sie sich doch an dem Medienrummel, an der Tatsache, dass hier endlich mal was los war. Jedoch war ihnen ihr verdammter Ruf wichtiger, weshalb sie andauernd ihr Beileid für diese zwei wildfremden Personen äußerten. Immerhin behauptete ich nie, dass ich Mitleid hatte, im Gegenteil. Eigentlich ließ mich das ziemlich kalt. Grausam, oder?
Während meine Tante und Onkel bei dem ganzen Quatsch mitmachten, verbrachte ich die Zeit auf meinem Zimmer und hörte Musik. May dachte wohl, ich seie zu geschockt. Sie klopfte nicht ein einziges Mal an und fragte, ob ich ein paar Snacks oder etwas zu trinken haben wollte, wie sie es sonst immer tat. Mir konnte es recht sein. Irgendwann wurde ich aber doch ziemlich neugierig. Nicht, weil mich interessierte, wer die Personen waren, sondern, weil ich wissen wollte, wie die Szenerie aussah. Wie sahen die Details aus, wie hatte der Mörder gearbeitet, um sein 'Kunstwerk' zu perfektionieren? Sah man seine Mühen auch an? Morbide, ich weiß, aber die Neugierde nagte ununterbrochen an mir, ließ mir keine Ruhe. Ich konnte nicht mehr still sitzen und tigerte durchs Zimmer, hin und zurück, hin und zurück. Mit einem entnervten Seufzer schnappte ich dann meine Jacke, zog sie schnell an, hing mir meine Kamera um und stürmte raus. Hinter mir hörte ich May noch ein ' Sei aber schnell wieder da!' rufen, doch ich war schon auf meinem Fahrrad und fuhr die Straße runter Richtung Tatort.
Als ich beim Tatort ankam waren überall Polizisten. Ein wares Gewimmel. Wie lauter Geier, die über ihrem Beutetier kreisten. Mir war klar, dass ich so niemals ein Foto kriegen konnte. Also schob ich mein Fahrrad etwas weiter weg hin und stellte es dort ab. Dann schlich ich durch die Nebengassen immer näher zum Tatort. Irgendwie fühlte ich mich wie in einem Agentenfilm. Aber es machte mir Spaß, diese Aufregung gleich etwas verbotenes zu machen, die Regeln endlich zu brechen. Aus der Reihe zu fallen. Meine Maske fallen zu lassen. Ich lächelte leicht und wurde mit jedem ausgetricksten Beamten mutiger. Schließlich war ich nur noch 5 Meter vom Tatort entfernt. Geduldig wartete ich ab, bis ich mich wieder etwas näherte. Mein Herz schlug etwas schneller, doch meine Hände waren ruhig. Als wäre ich in einem Rausch. Letzendlich war ich nur 2 Meter vom Absperrband entfernt. Ich konnte die Leichen genau erkennen. Anscheinend hatte der Mörder sie an ihren Positionen befestigt. Mit leicht zusammengekniffenen Augen konnte ich sogar die kleinsten Details erkennen:
Der Ort selbst war eine Hinterecke eines Lagers. Die Leichen waren aufrecht an die Wand gelehnt, so als würden sie sitzen. Ihre Hände waren mit Angelschnur hochgebunden an einen der vielen Häcken, die an der Wand befestigt waren, und in ihren Händen hielten sie ihre eigenen Gedärme, die so umeinander gewickelt waren, dass sie aussahen wie eine Angel aus Fleisch. An dem Enden dieser Angeln waren die Gesichter befestigt, allerdings waren sie so zurechtgeschnitten, dass sie aussahen wie Fische und noch dazu mit grünem Lack bemalt. Wie der Mörder an diesen gekommen war, war gar nicht schwer zu erklären. Direkt an der Wand stand ein kleiner Eimer mit dem Lack, welcher anscheinend zum Lackieren eines Bootes benutzt worden war, nämlich dem, indem die Leichen saßen. Mit dem Blut der Opfer hatte er den Boden in ein Gewässer verwandelt und direkt an die Wand zwischen den Beiden hatte er einen Smiley mit einem breiten Lächeln gemalt.
Obwohl diese Szene natürlich schlimm war, ich meine, wer würde gerne so qualvoll sterben, ekelte es mich nicht an. Im Gegenteil, ich fand es sogar..nunja..schön. Ich meine, wie konnte man nur mit Blut so viele Farbtöne erzeugen? Wüsste ich, dass jemand mit meinen Körper so etwas machen würde, würde ich auch einen so grausamen Tod auf mich nehmen. Glaube ich. Ich hob meine Kamera und machte ein paar Fotos. Danach hieß es rennen, denn leider war meine Kamera ziemlich laut. Schnell düste ich durch die Gassen zurück zu meinem Fahrrad und trat ordentlich in die Pedalen, allerdings fühlte ich mich plötzlich wieder beobachtet, was mich nur noch mehr anspornte, schneller zu werden. Zu Hause angekommen ging ich sofort in mein Zimmer und holte die Fotos aus meiner Hosentasche. Leider hatte ich ja keine Zeit gehabt, mir sie noch mal zur Kontrolle anzuschauen, daher musste ich hoffen, dass sie mir gelungen waren. Doch ich hatte Glück: Die Lichtverhältnisse waren perfekt und durch das Absperrband, welches im unterem Teil des Bildes herumgeisterte, bekam die Szenerie einen besonders schönen Touch. Ich seufzte. Am liebsten hätte ich es an meine Pinnwand geheftet, aber das ging natürlich nicht. Also nahm ich eines meiner Lieblingsbücher aus dem Regal, 'Die Bücherdiebin' von Markus Zusak, und legte dort die Fotos rein. Just in diesem Moment rief meine Tante dann auch schon hoch:
,,Eowyne! Das Abendessen ist fertig, kommst du bitte? Wir gucken gleich auch einen Film, um uns auf andere Gedanken zu bringen!^^"
Ich seufzte wieder kurz, zwang mir dann mein Lächeln auf und rief zurück:
,,Klar, komme!"
Und damit verließ ich mein Zimmer und ließ das Buch auf meinem Bett zurück.
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Hallö! Endlich kann ich wieder schreiben! Sorry!^^' Allerdings ist mein Handy etwas kaputt, weshalb ich nur am Laptop schreiben kann, wo ich leider nur selten dran sitze.-.- Daher werden meine Updates immer etwas länger dauern. Trotzdem hoffe ich, euch hat das Kapitel gefallen.^^'
Bis dene!
Eure BBFreaky
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Unter der Oberfläche - a Bloody Painter lovestory
FanfictionEowyne ist nach außen hin normal, innen führt sie aber einen ewigen Kampf mit sich selbst. Jahrelang geht das schon so. Und zu allem Überfluss kommt dann auch noch ein gesuchter Mörder in ihr Leben und verwirrt sie noch mehr als sie es schon selbst...