Nachtwanderung

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Das Essen war zum Glück doch noch was gutes gewesen. Pasta, ziemlich lecker. Das, was so gerochen hatte, waren nur E.J.s Nieren. Ich fragte mich immer noch, wie man sowas essen konnte. Nach dem Essen ging ich wieder mit Tim nach oben. Hoddie hatte den Tisch schon etwas früher verlassen und chillte jetzt auf der Couch. Es war eindeutig, dass er nicht so der Gesellschafts-Typ war. Irgendwie beruhigend. Da es in meinem Zimmer noch nichts gab, setzte ich mich ebenfalls aufs Sofa. Tim hingegen ging kurz in sein Zimmer. Dabei bemerkte ich sofort, wie Hoddie ihm leicht mit seinem Blick folgte. Jedoch ließ ich es sein, ihn darauf anzusprechen. Kurze Zeit später kam Tim mit einen Paket Spielkarten und einer Zigarette im rechten Mundwinkel wieder.

,,Hat wer Bock auf Bohnanza?"

Bo-was?

Brian nickte nur. Das nahm Masky sofort als Einladung und setzte sich zu uns und holte die Spielkarten raus. Erst jetzt erkannte ich, dass die Karten keine normalen Spielkarten waren: Statt einem Buben, einer Dame, einem König, einem Ass oder sogar einem Joker sah man auf diesen Karten nur seltsame Zeichentrickbohnen inklusive ein Paar Münzangaben. Irgendwie musste ich so gewirkt haben, wie ich gerade innerlich darüber verwirrt war, denn Tim erzählte:

,,Bohnanza ist quasi eine Art Poker für Kinder. Am besten lernt man es beim Spielen. Und ich bin außerdem eh schlecht darin, es zu erklären. Das sollte lieber Brian machen."

Dieser richtete sich leicht auf. Ohne es zu wollen war ich tatsächlich etwas gespannt. Schließlich hatte er bisher nicht ein einziges Mal laut gesprochen und gleich musste er das tun.

,, Nun, Tim hat recht, man lernt das wirklich am besten beim Spielen. Also, fangen wir an."

Whow, ist seine Stimme tief! Eine richtige Big-Boss-Stimme O.o

Tim nickte nur und mischte die Karten. Dann fing das Spiel an. Tatsächlich war das Spielprinzip ziemlich einfach. Und Brian schien sich auch langsam zu entspannen. Auch bei mir merkte ich, wie ich langsam lockerer wurde. Zum ersten Mal empfand ich nicht mehr diese Angenervtheit, wenn ich mit anderen Leuten zusammen war. Gerade waren wir bei den letzten Karten angekommen, als plötzlich eine Stimme in meinem Kopf ertönte:

>Kommt bitte zu mir ins Büro.<

Brian und Tim schienen das auch gehört zu haben, denn schon ließen sie alles stehen und liegen.

,,Komm, Eowyne", sagte Tim zu mir.

Ohne es zu hinterfragen folgte ich ihm. Gemeinsam gingen wir zu einer Tür aus dunklem Holz. Tim klopfte an und kurz darauf traten wir ein. An einem, ebenfalls aus dunklem Holz erbauten, Schreibtisch saß Slenderman und 'schaute' zu uns. Erst jetzt erkannte ich, dass es seine Stimme war, die in meinem Kopf eben gesprochen hatte.

,,Setzt euch."

Gesagt, getan.

,, Also, da wir bald mit der Ausbildung von Eowyne beginnen werden, sollte sie den Wald kennen. Am besten bei Nacht. Deshalb zeigt er ihn ihr. Verstanden?"

Tim und Brian nickten. Irgendwie nervte es mich. Ich war da! Wieso redeten sie dann so, als wäre ich Luft!?

Vielleicht bist du das ja auch.

,,Also geht jetzt am besten", sagte Slenderman und ließ uns gehen.

,, Warte eben hier, wir holen nur unsere Waffen", meinte Tim und er und Hoddie gingen zurück in unsere Wohnung. Während sie sich bewaffneten kam ich mir selbst vor wie bestellt und nicht abgeholt.

So komplett nutzlos kann ich doch auch nicht rumlatschen..

Ohne es selber zu registrieren war ich schon in die Küche geschlichen und hatte ein Messer in meiner Jacke versteckt. Schnell ging ich wieder zurück, gerade rechtzeitig, denn da waren meine neuen Arbeitskollegen schon wieder.

Unter der Oberfläche - a Bloody Painter lovestory Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt