Und das Eis schmilzt

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Vor seiner Tür blieben wir kurz stehen, er holte seinen Schlüssel raus und schloss sie eben auf. Dann ging er einfach rein, ich blieb jedoch im Türrahmen stehen und schaute mich erstmal um. Sein Bett stand unter dem großen der zwei Fenster, direkt davor war seine große Staffelei, in der eine große Leinwand stand. Neben der Staffelei hatte er seinen Nachttisch geräumt, auf dem lauter Farbtuben und Pinsel sowie ein Wasserglas zum Pinselauswaschen waren; über den Schemel vor der Staffelei hatte er ein Küchenhandtuch mit zahlreichen Farbklecksen geworfen, welches wahrscheinlich benutzt wurde, um die Pinsel abzutrocknen. Sonst sah das Zimmer aus, als hätte eine Kunstbombe eingeschlagen: Überall standen Leinwände aneinandergereiht, Skizzen, ob vor Frust zerknüllt, aus ihren Blöcken gerissen oder noch in ihren Büchern, bedeckten den Boden, zusammen mit leeren Einmachgläsern, Farbtuben und Pinseln, Radiergummis, Kohle- und Bleistiften und Finelinern. Hinten bei der Heizung war eine Lücke in dem Materialmeer, anscheinend saß er häufig dort, wenn er zeichnete. Außerdem war dort auch das kleine Fenster, welches momentan aus Kipp stand. Mein Blick wanderte leicht; nun bemerkte ich auch die Kommode, welche etwas versteckt und ebenfalls mit Zeichenutensilien überladen hinter der Tür stand. Während ich mich so umgeschaut hatte, hatte Helen sich seinen Weg durchs Chaos gebahnt und seinen Malerkittel umgebunden.

Fragend schaute er mich an:

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Fragend schaute er mich an:

,,Kommst du noch rein oder was?"

Sofort besann ich mich wieder auf das Hier und Jetzt, schloss die Tür und ging vorsichtig, um ja nicht auf sein Zeug zu treten, zu ihn. Er räumte etwas das Bett frei, so dass ich mich zu ihn setzen konnte. Langsam setzte ich mich hin, während er seine Farben etwas aufrührte, damit sie nicht eintrockneten, bevor er mit dem Bild fertig war. Obwohl ich es nicht zugeben wollte, war es eigentlich sehr nett hier. Eine Stille entstand, während er malte und ich ihn dabei essend zuschaute. Seine Art hatte sich, sobald er sich dem Bild zugewandt hatte, völlig verändert, fast so, wie bei mir mit der Fotografie. Er war ganz sanft geworden, keine Spur mehr von der kernigen Abneigung, die er sonst ausstrahlte. Es war irgendwie...beruhigend. Auch wenn das Bild, welches er grade auf die Leinwand brachte eines seiner neusten Opfer war. Zum einem hatte ich mittlerweile so viele Leichen gesehen, dass es mich nicht störte, zum anderen hatten mich seine Tatorte schon immer fasziniert, seit dem Tag an, wo er in meiner alten Heimatstadt gemordet hatte.

,,...Muss ziemlich ätzend für dich sein, kommst grade zurück und schon wieder siehst du Leichen."

,,Überhaupt nicht. Eher im Gegenteil...dein Bild beziehungsweise deine Tatorte sind wunderschön."

Er schaute kurz von seiner Arbeit auf und lächelte mich schüchtern an.

,,War das auch der Grund, weshalb du ihn damals fotografiert hast?"

Ich nickte und erwiderte sein Lächeln leicht. Er schien deswegen leicht verlegen zu sein und wandte sich schnell dem Bild wieder zu. Eine Stille trat ein, allerdings eine von der entspannten Sorte. Ich hatte mittlerweile meine Nudeln aufgegessen und schaute nur Helen zu.

,,Wie bist du eigentlich auf dieses ganze Bloody Painter- Konzept gekommen?"

Er schluckte leicht und ich wollte schon sagen, dass er es nicht erzählen braucht, doch dann begann er schon zu erzählen. Davon, wie er zu Unrecht zum Mobbingopfer gemacht wurde und von seinem besten Freund verraten wurde, seinen ersten Mord...so langsam setzte sich bei mir das Puzzle zusammen, welches Helen Otis war. Und das, was ich sah, fand ich unheimlich interessant. Gleichzeitig aber auch entstand in mir der Entschluss, mein Verhalten ihm gegenüber komplett umzukrempeln. Denn mein vorheriges hatte er einfach nicht verdient.

,,Kann ich dir auch eine Frage stellen?"

,,Von mir aus auch zwei."

Er schmunzelte leicht:

,,Kann ich deine Augen sehen?"

Nun lag es an mir verlegen zu werden. Eigentlich ziemlich untypisch, ich hatte immer zu meinen Kontaktlinsen gestanden, jedoch...dieses Mal würde ich keine Ausrede verwenden wie sonst immer alá "Wieso sollte ich, ich mag es nunmal so lieber". Ich würde bewusst eine Schwäche von mir preisgeben, allerdings war das nur fair.

Vorsichtig nahm ich meine Kontaktlinsen raus. Am Anfang, mit 12-13 war es noch ziemlich ungewohnt gewesen und ich hatte danach häufig tränende Augen, doch mittlerweile war es ein Klacks. Ich blinzelte etwas, dann schaute ich auf.

Ich hatte mit einem abwertenden Kommentar gerechnet, einfach, weil ich sie selbst als unästhetisch empfand, doch er schaute mir in die Augen und betrachtete sie ausgiebig.

Schließlich hatte ich genug davon und schaute nach unten.

Gott, ist das peinlich

Er legte den Pinsel nieder und setzte sich neben mich:

,,Ich mag deine Augenfarbe. Ich meine, grün ist nicht gleich grün. Da gibt es Laubgrün, Grasgrün, Meergrün und so weiter. Und mit Grün kann man auch viel assoziieren."

Ich lächelte verlegen:

,,Und welche glaubst du habe ich?"

,,Dein Grün kann man in keine wirkliche Kategorie stecken. Es ist ein Grün, in welchem man sich immer mehr verliert, je länger man hinschaut. Zum Beispiel bemerkt man dann diesen kleinen goldenen Ring um deine Pupille, oder diese kleinen braunen Splitter. Daher erinnern sie mich an einen Wald bei Sonnenaufgang."

Er hatte den Nagel auf den Kopf getroffen, das musste man ihn lassen. Mein Blick war stumm gen Boden gerichtet, einfach um mich hinter meinen Haaren zu verstecken und über das grade nachzudenken, als mich Helen plötzlich wieder aus dieser Gedankenwelt hervorholte, indem er mir eine Haarsträhne hinters Ohr strich.

,,So oder so, ich mag deine Augen. Wichtig ist, dass du dich in deiner eigenen Haut wohlfühlst, oder?"

,,Ja"

Und danke.

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Soo, Fehler gefunden und korrigiert. Sorry!^^"

Unter der Oberfläche - a Bloody Painter lovestory Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt