Geständnis

219 12 2
                                    

Ich kam grade von einer Teeparty mit Sally, als ich den Zettel auf meinem Nachttisch fand. Schon die ganze Zeit war die Stimmung in der Mansion seltsam gewesen, doch ich konnte den Finger nicht ganz drauf legen. Ich glaube das war auch der Grund, weshalb ich mich so freute, als ich den Zettel durchlaß und nicht skeptisch war, weil die Nachricht mit Schreibmaschine geschrieben worden war. Vielleicht würde jetzt alles geklärt werden...oder zumindest würde es etwas Abwechslung bringen.
Sonst war in letzter Zeit eher Hoodie eine Person gewesen, mit der ich was unternahm. Und Sally, auch wenn dadurch die Anderen sich noch komischer als sonst benahmen. Sally hingegen war ihr aufgedrehtes Selbst, welches aus irgendeinem Grund Spaß daran fand mich zu verschönern, heute mit einer Flechtfrisur (wo ich mich fragte, woher sie das konnte) mit Blumen hier und dort reingesteckt. Nur mit Mühe hatte ich verhindern können, dass sie mich schminkte.
Der Zettel enthielt eine simple Nachricht:
Folg mir
Ich seufzte.
Schaden wird es wohl nicht.
Also zog ich mir einen Pullover über und schlüpfte in meine Stiefel. Es war zwar offiziell Herbst, doch durch die Temperaturschwankungen konnte man nie so wirklich passend angezogen sein und da galt für mich das Motte meiner Mutter: Lieber etwas mehr anstatt später zu frieren. Ausziehen kann man immer.
Mein Bauchgefühl sorgte dafür, dass ich mich von einem Dolch trennte und stattdessen mir meine Kamera umhing. Dieses unsichere Wetter hatte auch einen großen Vorteil: Es gab viel häufiger Nebel. Und was wirkte magischer als ein verhangener Herbstwald?
Ich verließ mein Zimmer; schaute mich um. Da war auch schon der nächste Zettel, direkt hinter der Eingangstür zur Proxy-Wohnung. Auf diesem war nur ein Pfeil. Ich steckte ihn in meine Hosentasche, dann folgte ich der Richtung die Treppe herunter.

Es war seltsam still in der Mansion. Als würde mich etwas beobachten. Doch ich dachte mir nichts dabei. Höchstwahrscheinlich war es Sally oder Ben.
Der nächste Zettel hing am Bad und führte mich ins Erdgeschoss, der darauffolgende in die Küche, um genauer zu sein zum Kühlschrank. Schmunzelnd öffnete ich ihn: Toast, Marmelade, Käse, Wurst....ein ziemlich normaler Inhalt. Wenn man jetzt von LJs „Bonbonglas" und EJs luftdichtverpackten Nieren absah. Auf einem kleinen Teller lag ein in Folie gewickeltes Sandwich; darauf klebte ein weiterer Zettel:
Proviant für die Reise
Darunter war ein Pfeil, der Richtung Hintertür zeigte. Da ich keine wirklich passende Tasche dabeihatte, nahm ich das Sandwich inklusive Zettel einfach in die Hand.

Draußen lag, wie erwartet, ein sanfter Nebelschleier. Die Luft war schwer von der Süße herabfallender Blätter; das Gras feucht. Nach kurzem Suchen fand ich den nächsten Pfeil, der tiefer in den Wald zeigte. Ich stapfte durchs Unterholz, die Augen immer offen sowohl für weitere Pfeile als auch für Szenerien für Fotos. Kurz huschte ein Eichhörnchen vorbei, doch es war zu schnell, weshalb ich gar nicht erst versuchte es zu fotografieren.
Je mehr ich den Pfeilen folgte, desto mehr erkannte ich, wohin mich die Pfeile führten und bekam gleichzeitig eine Ahnung davon, wer diese Schnitzeljagd für mich organisiert hatte. Als ich schließlich die Lichtung erreichte, kämpften in mir zweierlei Gefühle: Auf der einen Seite war die Neugierde, was wohl hinter dieser ganzen Aktion steckte. Auf der anderen Seite Scham, dass ich mich so aufführte. Nichtsdestotrotz hatte ich ein breites Grinsen auf den Lippen, als ich durch das Gras auf die Mitte der Lichtung zustapfte:
„Helen."
Mitten im Grün saß der Blutmaler auf einer Picknickdecke. Als ich seinen Namen aussprach wandt er sich zu mir um; sofort tauchte ein Lächeln in seinem Gesicht auf:
„Da bist du ja, Eowyne. Hast ja ganz schön lange gebraucht."
Ich ließ mich neben ihn auf die Decke fallen:
„Sehr witzig. Was sollte die ganze Sache eigentlich?"
Doch er schmunzelte nur:
„Hast du das Sandwich dabei?"
„Klar, schließlich klebte einer deiner Zettel drauf."
„Gut, dann können wir ja mit dem Picknick anfangen."
Kurz ließ ich meinen Blick schweifen:
„Aber hier ist sonst nichts. Wie hast du dir das denn vorgestellt?"
Helen wandte den Blick ab...und wurde er da etwa rot?
Eine seltsame Stille entstand.
Gerade, als ich eine Libelle fotografierte, die auf einen Grashalm in der Nähe gelandet war, brach Helen die Stille:
„Eowyne?..Ich muss dir etwas sagen."
Unsere Blicke trafen aufeinander. Tatsächlich, Helen war etwas rot:
„Ich.."
Er brach ab. Erst jetzt viel mir auf, wie nervös er eigentlich war:
„Nette Frisur.."
Was auch immer er mir sagen wollte, es schien ihm sehr schwer zu fallen, weshalb ich es ihm so einfach wie möglich machen wollte:
„Danke, Helen."
Ich konnte richtig sehen, wie er schluckte:
„Eowyne..."
Er hob seine Hand und strich mir eine Haarsträhne aus der Stirn:
„Eowyne...ich....du bist..fantastisch. Also, wirklich fantastisch. Aufbrausend, unberechenbar, kreativ...Eowyne, du bringst mich um den Verstand. Und so sehr ich das auch früher gehasst haben mag, heute ist es für mich wie die Luft zum Atmen. Es inspiriert mich, stellt alles auf den Kopf...I-Ich will dich beschützen, zum Lachen bringen, trösten, unterstützen, necken...Also Eowyne, was ich dir sagen will...Ich....Ich liebe dich."
Noch bevor ich irgendetwas sagen konnte lagen die Lippen des Blutmalers auf meinen. Sanft, vorsichtig....liebevoll. Ich war wie schockgefroren, versuchte das frisch Gesagte zu verdauen. Helen schien das als Zeichen der Ablehnung zu verstehen; er wollte sich von mir lösen, doch da reagierte mein Körper und ich legte meine Hände auf seine Schultern. Nun schien auch er zu begreifen und zog mich näher an sich heran. Da war diese kribbelnde Wärme in mir, die etwas ausfüllte, von dem ich bisher noch nicht mal wusste, dass es leer gewesen war, die jeden Zentimeter meiner Haut wacher werden ließ. Plötzlich spürte ich ganz genau wo Helen und ich uns berührten und jeder noch so geringe Kontakt ließ mich tiefer in dieses neue Gefühl der Geborgenheit sinken.
Schließlich lösten wir uns um Luft zu holen; sein Geschmack ruhte auf meinen Lippen. Wir schauten uns einfach nur an und da war Verständnis. Worte waren überflüssig geworden. Stattdessen schmiegte ich mich einfach nur an ihn. Er ließ sich zurückfallen und so lagen wir beide eng beieinander auf der Picknickdecke und schauten in den Himmel, wo schon die ersten Anzeichen eines Sonnenuntergangs zu sehen waren.
„Was sollte die Sache nun eigentlich mit dem Sandwich?"
Ich spürte, wie er schmunzelte und in seiner Stimme lag etwas Scham:
„Mein eigentlicher Plan war gewesen dich...nunja....mit dem Sandwich zu füttern und...dann halt etwas zu kosten...."
Nun musste auch ich schmunzeln:
„Soso, du wolltest mich also verführen?"
Dabei wackelte ich mit den Augenbrauen, was ihn kurz lachen ließ:
„So in etwa, ja."

Unter der Oberfläche - a Bloody Painter lovestory Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt